Fasnet '21

Teufel, komm raus!

Teufelsverkleidung

Der Dämon ist und bleibt bei Fasnetsbegeisterten eine beliebte Verkleidung.

An Fasnet kommen die Teufel auf die Straße. Doch wieso ist gerade der Dämon eine traditionelle Figur auf den Umzügen?

Ob die knorrige Holzfratze oder doch das „Kleine Schwarze“ mit roten Hörnchen – Teufelsverkleidungen sind an der Fastnacht ein Dauerbrenner. Doch wieso ist gerade der Teufel eine so traditionelle Figur der Fastnacht? Diese Frage kann Prof. Dr. Werner Mezger, Professor für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie, beantworten. Er ist Experte für die Fastnacht im Südwesten und hat sich die Teufelsfiguren genauer angesehen.

Der Teufel als älteste Fastnachtsfigur

„Teufel waren ursprünglich Prozessionsfiguren, denn hier wollte man auch die gottfernsten Wesen zeigen,“ erklärt Mezger. In einigen Gebieten Südeuropas sei das zum Beispiel heute noch an Fronleichnam so: „Die Teufel brechen aus der Prozession aus, schwärzen Mädchen am Straßenrad, schnappen sich Kinder und schleppen sie auf ihren Wagen,“ erzählt Mezger über das ursprüngliche Verhalten der Teufel. „Der Weg in die Fastnacht war dann ein kurzer.“

Denn ab etwa 1400 begann die Kirche Fastnacht und Fastenzeit immer mehr als Gegenspieler zu sehen. Den Geistlichen zufolge lebten die Menschen in der Fastenzeit gottgefällig – ganz im Gegensatz zur Fastnacht, in der wortwörtlich der Teufel los war. Aufgrund dieser „Verteufelung“ der Fastnacht in sonntäglichen Predigten schienen es die Feiernden darauf anzulegen: Schon bald erschreckten Teufelsfiguren die Zuschauer nicht nur bei Prozessionen, sondern tummelten sich auch an der Fastnacht unter den Feiernden.

Hexen in der Tradition

Das teuflische Anschwärzen erinnert stark an Hexen, die auch in der Diözese an der Fastnacht ihr Unwesen treiben. Aber: „Die Hexen sind sehr viel jünger. Die kann man bei uns erst ab dem späten 19. Jahrhundert nachweisen,“ so Mezger. Vielleicht haben sie sich bei den Teufeln Inspiration geholt? Denn wie sie sind auch die Hexen gottferne Wesen: „Und gerade die Negativfiguren der Heilsgeschichte haben sich in der Fastnacht verselbständigt.“

Grausig oder lieblich – Teufelsgewänder

In einigen Regionen haben sich Teufelsgestalten nach den Vorstellungen des Spätmittelalters bis heute gehalten. Ihre grausige Gestalt könnte einem Bilderbuch entsprungen sein: Mit Hörnern, Fellen, gruseligen Gesichter und gefletschten Zähnen scheint ihnen das Böse ins Gesicht geschrieben.

Der schöne Schein der Täuschung

Weiter verbreitet in der südwestdeutschen Fastnacht sind jedoch die Glattlarven. Diese meist handgeschnitzten Holzmasken haben freundliche, helle Gesichter. Werner Mezger hat ihre Herkunft herausgefunden: „Die kommen ursprünglich aus Italien, erste Zeugnisse stammen aus dem 15. Jahrhundert.“ Manche der Masken haben auf den ersten Blick nichts mit dem Teufel gemeinsam und wirken fast verführerisch. Daher ist es leicht, auf sie hereinzufallen: „Das ist auch so ein Unsinn, der von Laien verbreitet wurde, diese Masken würden den Frühling symbolisieren,“ führt Mezger aus. Denn hinter den dunklen Augen tun sich Abgründe auf: „Hinter diesen Masken verbirgt das Böse seine Fratze. Sie sind sozusagen der schöne Schein der Täuschung.“

Werner Mezger war bis zu seinem Ruhestand im Jahr 2019 Professor für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie (vormals Volkskunde) an der Universität Freiburg. Sein Schwerpunkt lag in der südwestdeutschen Regionalkultur im europäischen Kontext. Diesem geht er immer noch nach, unter anderem als Mitwirkender des Virtuellen Fastnachtsmuseums: https://virtuelles-fastnachtsmuseum.de/, in dem es viel zu entdecken gibt.

Narri, Narro!

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