Advent

Pinguin und Känguru statt Ochs und Esel

Krippenausstellung im Museum Würth

Kuratorin Carla Mannschedel präsentiert eine Krippe aus Sri Lanka. In den Figurenreigen haben sich auch Gestalten aus dem Hinduismus gemischt. Foto: DRS/Guzy

Krippenausstellung im Museum Würth

Die Krippe aus Grönland ist als Iglu geformt. Foto: DRS/Guzy

Krippenausstellung im Museum Würth

Die Schiffskrippe aus Tansania zeigt Geburt und Kreuzigung. Foto: DRS/Guzy

Eine Ausstellung im Museum Würth zeigt Krippen aus aller Welt. Die kunstvollen Weihnachtsszenen halten viele regionalspezifische Entdeckungen bereit.

Maria und Josef sind in wärmendes Robbenfell gehüllt. Sie wachen nicht in einem Stall, sondern in einem Iglu an der Wiege mit dem Jesuskind. Am Eingang watschelt ein Pinguin vorbei. Die Krippendarstellung aus Grönland verlegt die Weihnachtsszenerie ganz in den arktischen Norden. Sie ist Teil der Ausstellung „Ochse, Esel, Elefant und Känguru – Weihnachtskrippen von Neapel bis Sydney in der Sammlung Würth“. Die Schau öffnet den Blick über den Rand des deutschen Eiche-rustikal-Weihnachtswohnzimmers hinaus.

Dass dies zunächst ungewohnt wirkt, hat einen Grund: Die klassische deutsche Krippe versucht, die Weihnachtsgeschichte orientalisch darzustellen, wie Kuratorin Carla Mannschedel bei einer Führung durch die Ausstellung erklärt. In anderen Ländern ist das anders. Bereits ein Blick ins nahe europäische Ausland macht das deutlich.

Mit der Krippe um die Welt

Mit Italien beginnt die Reise um die Welt. „Die Wiege der Krippe liegt in Italien“, sagt Mannschedel. Die Darstellungen muten noch vertraut an, haben aber doch eine Besonderheit. Zu dem üblichen Personal gesellen sich Menschen aus dem Volk. Mit ihren Gaben und Gewändern bringen sie Lokalkolorit an die Krippe. Laut Mannschedel ist das für den Mittelmeerraum typisch. So trägt in einer Krippenszenerie aus Frankreich eine Frauenfigur einen Korb mit Schnecken herbei.

Auf anderen Kontinenten geht die regionsspezifische Aneignung noch viel weiter. Sie reicht bis zur Ausbildung eigenständiger Krippenformen. Ein gutes Beispiel dafür ist der Krippenbaum aus Mexiko, der zugleich als Kerzenleuchter dient. Er greift den Lebensbaum als gestalterische Idee auf. Auch die bunt bemalten Krippenschreine, die Retablos, aus Peru bilden einen eigenen Typus.

Ungewöhnliche Materialien

Die Krippen aus Lateinamerika und Afrika lassen augenfällig werden, wie die ursprünglich durch Missionare vermittelten, europäisch geprägten Bilderwelten in die jeweils eigene Kultur eingepasst wurden. In einer Krippe aus Togo finden sich Maria, Josef und das Jesuskind mitten im dörflichen Alltagsgeschehen wieder: Bewohner fischen von einem Einbaum aus oder ernten Kokosnüsse.

Laut der Kuratorin sind in der Ausstellung rund 150 Krippen zu sehen. Sie decken nicht nur eine Vielfalt an Formen und Größen ab, sondern sind auch aus unterschiedlichen Materialien wie Holz, Stein oder Ton gefertigt. Zu den ausgefallenen Werkstoffen zählt unter anderem ein Straußenei als  Grund für eine Weihnachtsszenerie.  Weitere Exponate aus der Sammlung Würth, die einzelne Themenaspekte illustrieren, ergänzen die Präsentation.

Private Sammelleidenschaft

Die Ausstellung basiert auf der Ulfert-Buchholz-Sammlung des Ehepaars Edwin und Wilma Buchholz. Diese private Krippen-Sammlung mit rund 700 Krippen aus mehr als 130 Ländern, die den Namen des tödlich verunglückten Sohns des Paares trägt, kam 2002 zur Sammlung Würth. Es handelt sich meist um Auftragsarbeiten, wie Mannschedel erklärt. Die Künstlerinnen und Künstler bleiben dabei überwiegend anonym, weil das Regionalspezifische im Vordergrund steht.

Das Ehepaar Edwin und Wilma Buchholz begann im Jahr 1954 mit dem Sammeln von Krippen, wie es im „Krippen-Brevier“ von Edwin Buchholz heißt. Sie wollten herausfinden, „wie die Menschen von heute die Geburt Christi vor 2000 Jahren darstellen“, erklärt das Büchlein.

Ausstellung und Begleitprogramm

Die Ausstellung „Ochse, Esel, Elefant und Känguru – Weihnachtskrippen von Neapel bis Sydney in der Sammlung Würth“ ist bis 29. Januar täglich von 11 bis 18 Uhr im Museum Würth in Künzelsau-Gaisbach zu sehen. Der Eintritt ist frei. Am 25. und 26. Dezember sowie am 1. Januar ist das Museum von 12 bis 17 Uhr geöffnet. Am 24. und 31. Dezember ist es geschlossen.

Ein Veranstaltungsprogramm begleitet die Krippen-Schau. Jeden Sonntag gibt es um 15 Uhr eine einstündige Führung durch die Ausstellung. Charles Dickens Weihnachtsgeschichte als Live-Hörspiel für die ganze Familie steht am Sonntag, 11. Dezember, ab 14 Uhr auf dem Programm. Das Pendel-Marionettentheater ist am Mittwoch, 28. Dezember, und Donnerstag, 29. Dezember, jeweils um 11 Uhr zu Gast. Am Sonntag, 22. Januar, 17 Uhr, liest Ferdinand Schmalz aus „Mein Lieblingstier heißt Winter“. Für das Begleitprogramm bittet das Museum um Anmeldung per E-Mail an museum(at)wuerth.com.

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