Maria und Josef sind in wärmendes Robbenfell gehüllt. Sie wachen nicht in einem Stall, sondern in einem Iglu an der Wiege mit dem Jesuskind. Am Eingang watschelt ein Pinguin vorbei. Die Krippendarstellung aus Grönland verlegt die Weihnachtsszenerie ganz in den arktischen Norden. Sie ist Teil der Ausstellung „Ochse, Esel, Elefant und Känguru – Weihnachtskrippen von Neapel bis Sydney in der Sammlung Würth“. Die Schau öffnet den Blick über den Rand des deutschen Eiche-rustikal-Weihnachtswohnzimmers hinaus.
Dass dies zunächst ungewohnt wirkt, hat einen Grund: Die klassische deutsche Krippe versucht, die Weihnachtsgeschichte orientalisch darzustellen, wie Kuratorin Carla Mannschedel bei einer Führung durch die Ausstellung erklärt. In anderen Ländern ist das anders. Bereits ein Blick ins nahe europäische Ausland macht das deutlich.
Mit der Krippe um die Welt
Mit Italien beginnt die Reise um die Welt. „Die Wiege der Krippe liegt in Italien“, sagt Mannschedel. Die Darstellungen muten noch vertraut an, haben aber doch eine Besonderheit. Zu dem üblichen Personal gesellen sich Menschen aus dem Volk. Mit ihren Gaben und Gewändern bringen sie Lokalkolorit an die Krippe. Laut Mannschedel ist das für den Mittelmeerraum typisch. So trägt in einer Krippenszenerie aus Frankreich eine Frauenfigur einen Korb mit Schnecken herbei.
Auf anderen Kontinenten geht die regionsspezifische Aneignung noch viel weiter. Sie reicht bis zur Ausbildung eigenständiger Krippenformen. Ein gutes Beispiel dafür ist der Krippenbaum aus Mexiko, der zugleich als Kerzenleuchter dient. Er greift den Lebensbaum als gestalterische Idee auf. Auch die bunt bemalten Krippenschreine, die Retablos, aus Peru bilden einen eigenen Typus.