"Mit Papa emeritus Bendikt XVI. ist ein großer Theologe von uns gegangen, der als Papst ein Jahrzehnt lang die katholische Kirche nachhaltig geprägt hat – ein Mann, der mich von meinem Studienbeginn im Jahr 1969 an in Tübingen nicht zuletzt auch durch sein großartiges Buch 'Einführung in das Christentum' in meinem theologischen Denken und Handeln stark beeinflusst hat." Mit sehr persönlichen Worten hat Dr. Gebhard Fürst als Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart den verstorbenen Papa emeritus, Joseph Ratzinger, gewürdigt. Dessen großes Anliegen sei es gewesen, das Evangelium "so zu verkünden, dass es die Menschen in ihrem Leben erreicht und so anspricht, dass es ihnen Hoffnung und Zuversicht schenkt und und Antworten gibt für ihre jeweiligen Lebensumstände und die großen Fragen der menschlichen Existenz".
Auch wenn er als junger Student 1969 in Tübingen Professor Ratzinger ganz knapp verpasste, habe er später viele Male die Gelegenheit zum persönlichen Gespräch mit Kardinal Ratzinger während dessen Zeit als Präfekt der Glaubenskongregation oder auch bei den Ad-limina-Besuchen der Deutschen Bischofskonferenz in Rom gehabt. Dabei zeigte dieser sich als ehemaliger Tübinger Professor immer außergewöhnlich gut informiert über die Diözese Rottenburg-Stuttgart.
Wacher Intellekt, Sensibilität und Feinsinnigkeit
"Nie vergessen", so Gebhard Fürst, werde er, wie Papst Benedikt XVI. beim Weltjugendtag 2005 in Köln mit über einer Million Jugendlichen, die ihm zujubelten, Eucharistie feierte. Ganz besonders geschätzt habe er an Papst Benedikt XVI. seinen "wachen Intellekt, seine bildung, seine Sensibilität und Feinsinnigkeit", die er bewusst eingesetzt habe, um die Schönheit des Glaubens vor allem in der Feier der Liturgie zum Ausdruck zu bringen. Was ebenfalls bleiben werde, sei seine erste große Enzyklika "Deus est caritas" ("Gott ist die Liebe") . Sie war ihm als Papst als „bonus pastor“, als oberster Hirte der katholischen Kirche Richtschnur der Führung und Leitung des Volkes Gottes. In besonderer Weise berührte den Bischof von Rottenburg-Stuttgart dabei, dass Benedikt den Diözesanpatron St. Martinus als "Ikone der Nächstenliebe" vorbildhaft für uns Menschen herausgestellt habe.
Zwei Sätze aus dem umfangreichen Vermächtnis von Benedikt XVI. scheinen Gebhard Fürst für unsere heutige Zeit besonders bedenkenswert: "Am Anfang steht nicht die Lehre, sondern die Person Jesus von Nazareth." In einem Brief an die irische Kirche zum dortigen Missbrauchsska ndal im Jahr 2010 schrieb er: "Wir brauchen eine neue Vision, um zukünftige Generationen zu inspirieren, das Geschenk unseres gemeinsamen Glaubens zu schätzen."