Brauchtum

Achtsamkeit und Liebe zur Schöpfung

Die Zelebranten stehen am schlichten Volksaltar vor Hochaltar und Chorgestühl.

Notker Wolf, emeritierter Abtprimas der Benediktiner, segnet mit der Kreuz- und Georgsreliquie die Gläubigen und (v.r.) Pfarradministrator Pater Johannes-Baptist Schmid, den in Ochsenhausen geborenen Diakon Andreas Wachter und Ruhestandspfarrer Paul Notz - Foto: DRS/Waggershauser

Festprediger Notker Wolf kritisiert beim Ochsenhausener Sankt-Georgs-Fest den deutschen Perfektionismus.

„Mein Gott, wie schön ist Deine Welt.“ Das Motto des Sankt-Georgs-Festes mit Pontifikalamt und Flurumritt war am Sonntag eindrücklich erlebbar. Notker Wolf, der frühere Abtprimas der Benediktiner weltweit, schwärmte von grasenden Kühen, blühenden Bäumen und Rapsfeldern, die er bei der Fahrt von der Erzabtei St. Ottilien in die ehemals ebenfalls benediktinische Reichsabtei Ochsenhausen gesehen hatte. Gott habe die Welt zur Freude der Menschen geschaffen. "Aber was haben wir aus dieser Welt gemacht", fragte der Festprediger beim Gottesdienst in der Basilika St. Georg. Trotz Sonnenschein und Frühlingsidylle seien Klimawandel und Umweltverschmutzung Realität.

"Lasst euch nicht irremachen", rief Wolf den Gläubigen zu. Aufgrund seines globalen Blickwinkels sehe er es kritisch, wenn die Deutschen es gerade bei Umweltthemen ganz verbissen perfekt machen wollen und andere bevormunden. Er warnte davor, sich im Glauben, alles zu kennen und alles zu können, an die Stelle Gottes zu setzen. Wer die Schöpfung nicht als Besitz, sondern als Geschenk Gottes sehe, gehe automatisch pfleglich mit ihr um, gab der 82-Jährige zu bedenken. Es gehe darum, aus dem Glauben an Gott, den Schöpfer, Verantwortung zu übernehmen.

Georg als Vorbild für Tapferkeit

Wolf merkte an, dass der Heilige Georg in seiner kappadokischen Heimat, die heute in der Türkei liegt, auch von Muslimen als Schützer der Gärten und Felder verehrt werde, "ein grüner Patron quasi." Der Legende nach tötete er einen Drachen und verhinderte so weitere Menschenopfer an die Bestie. Damit sei Georg auch heute ein Symbol für Tapferkeit und Mut, für das Hinstehen für seinen Glauben.

Dieser Glaube bringe nicht einfach alles in Ordnung. "Aber Gott geht den Weg mit uns, wenn wir auf ihn achten", ermutigte der Benediktiner die Gläubigen. Das führe zu Achtsamkeit und Liebe gegenüber der Schöpfung - auch gegenüber den Pferden. Damit schlug der Geistliche die Brücke zum Flurumritt, bei dem er am Mittag mit der Kreuz- und Georgsreliquie die Tiere und die Reiter:innen segnete und in der Kutsche teilnahm. "Es ist alles gut und rund gelaufen", freute sich Pater Johannes-Baptist Schmid, derzeit Pfarradministrator in der noch vakanten Seelsorgeeinheit St. Benedikt.

Das Wetter hält

Das gute Wetter hielt auch während der Eucharistiefeier um 14.30 Uhr mit den Reiter:innen, die nach der Prozession durch die Stadt und deren Umgebung auf den Platz vor der Basilika zurückgekehrt waren. Pater Johannes-Baptist konnte schon am Vormittag politische und kirchliche Gäste aus der Region begrüßen. Er dankte allen, die das Fest vorbereitet und mitgestaltet hatten. Der Kirchen- und Dekanatschor unter Leitung von Dekanatskirchenmusiker Thomas Fischer und mit Ludwig Kibler an der Orgel sang beim Pontifikalamt die Missa in D von Robert Jones.

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