Eben noch lauschten die Besucher:innen versunken der beschwingten Musik von Querflöte und E-Piano. Jetzt recken sie ihre Gesichter zur Decke der Josefskapelle in der Isnyer Vorstadt. Ihre Blicke folgen dem Zeigefinger von Petra Frey. "Er war der, der für einen guten Tod angerufen wurde", erklärt sie zum Patron des Gotteshauses. Als Bräutigam Mariens befindet sich Josef im gemalten Himmel ganz in ihrer Nähe. Petra Frey ist zertifizierte Kirchenführerin und erschließt ehrenamtlich am Tag des offenen Denkmals das zum Friedhofskirchlein passende Bildprogramm.
Der ab 1752 errichtete Sakralbau ist in vielerlei Hinsicht etwas Besonderes. Sein ovaler Grundriss deutet mit dem Turm über dem Eingang und der Sakristei hinter der Apsis sowie den beiden kleinen Seitenkapellen eine Kreuzform an. Und außer den in Letzteren befindlichen Skulpturen und dem zentralen Kreuz sind sämtliche Altäre, Figuren und Stuckelemente gemalt. "Illusionistische Scheinarchitektur nennt man dies", erklärt Petra Frey und verweist auf den Künstler Franz Anton Dick. Er sei im Nebenberuf Gastwirt gewesen und habe auch auf Schloss Zeil, am Neuen Schloss in Tettnang sowie in St. Gallen gewirkt.