Ehrenamt

Petra Frey erklärt den Himmel

Der Isnyer Pfarrer Edgar Jans (r.) und Rudolf Daumann (l.), Ansprechpartner der Arbeitsgemeinschaft Heimatpflege, freuen sich über das ehrenamtliche Engagement von Kirchenführerin Petra Frey - Foto: DRS/Waggershauser

Die Ehrenamtliche findet als Kirchenführerin in Isny ihre Aufgabe und erschließt am Tag des offenen Denkmals die Josefskapelle.

Eben noch lauschten die Besucher:innen versunken der beschwingten Musik von Querflöte und E-Piano. Jetzt recken sie ihre Gesichter zur Decke der Josefskapelle in der Isnyer Vorstadt. Ihre Blicke folgen dem Zeigefinger von Petra Frey. "Er war der, der für einen guten Tod angerufen wurde", erklärt sie zum Patron des Gotteshauses. Als Bräutigam Mariens befindet sich Josef im gemalten Himmel ganz in ihrer Nähe. Petra Frey ist zertifizierte Kirchenführerin und erschließt ehrenamtlich am Tag des offenen Denkmals das zum Friedhofskirchlein passende Bildprogramm.

Der ab 1752 errichtete Sakralbau ist in vielerlei Hinsicht etwas Besonderes. Sein ovaler Grundriss deutet mit dem Turm über dem Eingang und der Sakristei hinter der Apsis sowie den beiden kleinen Seitenkapellen eine Kreuzform an. Und außer den in Letzteren befindlichen Skulpturen und dem zentralen Kreuz sind sämtliche Altäre, Figuren und Stuckelemente gemalt. "Illusionistische Scheinarchitektur nennt man dies", erklärt Petra Frey und verweist auf den Künstler Franz Anton Dick. Er sei im Nebenberuf Gastwirt gewesen und habe auch auf Schloss Zeil, am Neuen Schloss in Tettnang sowie in St. Gallen gewirkt.

Eigentlich noch nicht zugänglich

Die Josefskapelle ist seit acht Jahren geschlossen. Die Arbeitsgemeinschaft Heimatpflege öffnete das Kleinod nun kurz vor Abschluss der umfangreichen Sanierungsmaßnahmen am Sonntag für einige Stunden im Rahmen des Denkmaltags, des größten Kulturevents Deutschlands. Und die Besucher:innen strömten in Scharen. Petra Frey führt in ihrem Ehrenamt ebenso durch die barocke Pfarrkirche St. Georg und Jakobus und erläutert die bunten Fenster in der neugotischen Marienkirche. "Ich bin aber auch als normale Gästeführerin in Isny gelistet", verrät die 68-Jährige. Hierfür erhält sie aber ein Honorar.

Erst vor wenigen Jahren zog es Petra Frey ins Allgäu. Bis zu ihrem Ruhestand arbeitete sie als Architektin, unter anderem beim Land Rheinland-Pfalz und beim ZDF in Mainz, wo sie Umbau und Sanierung alter Gebäude begleitete. In Trier geboren, sei ihr das katholische Gen bereits in die Wiege gelegt worden. Ihr Großvater und ihr Vater hätten Kirchen gebaut. Über das Studium kam sie nach Mainz. "Als das Ende der beruflichen Tätigkeit absehbar war, habe ich die Ausbildung zur Kirchenführerin gemacht beim Bistum Limburg", berichtet Petra Frey. Eine sehr strapaziöse Angelegenheit mit viel theologischem Hintergrund, wie sie einräumt.

Von der Provokation zur Zusammenarbeit

Dem lauten und hektischen Rhein-Main-Gebiet entflohen, suchte die sportliche Ruheständlerin eine neue Herausforderung im Allgäu. "Ich bin halt umtriebig und brauche eine Aufgabe", gesteht Petra Frey. Bis dahin führte Rudolf Daumann von der der Arbeitsgemeinschaft Heimatpflege nur auf Anfrage auch durch die Kirchen. Nun sollen die Kirchenführungen aktiv beworben werden. Eine ausführlichere Erklärung der Josefskapelle ist bereits in Arbeit. Den Winter möchte Petra Frey auch nutzen, um Kinderführungen und eine Erläuterung der Georgskirche in englischer Sprache vorzubereiten.

Besonders stolz ist Petra Frey auf das Angebot, auch über die evangelische Nicolaikirche etwas sagen zu dürfen. Im Jahr 1529 wurde die Stadt Isny nämlich protestantisch. Das neben der Stadtpfarrkirche gelegene Benediktinerkloster - heute Schloss - mit der Georgskirche sowie die östliche Vorstadt blieben dagegen katholisch, was über Jahrhunderte zu Spannungen führte. Beim Leichenzug durch die Stadt zum Friedhof beispielsweise trugen die Katholiken provokativ eine Fahne mit Darstellung des Fegefeuers mit. "Daran glauben die Protestanten nicht", bemerkt Petra Frey. Diese behinderten daher die Prozession. Das wurde Abt Wunibald Rottach zu bunt. Er legte Mitte des 18. Jahrhunderts einen eigenen Gottesacker in der Vorstadt an - und ließ darauf die Josefskapelle erbauen.

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