Kirche

Wehmütige Erinnerungen und Freude auf Neues

Ein Ministrant löscht zusammen mit Pfarrer Dr. Matthias Hammele am Ende der Profanierung das Ewige Licht - Foto: DRS/Waggershauser

In bewegenden Gottesdiensten verabschieden die Schwarzenbacher ihr Gotteshaus aus den 1950er Jahren vor dem Rückbau.

Mehrere Reihen von Gerüststangen ziehen sich seit vier Jahren längs durch die Kirche und stützen das einsturzgefährdete Dach. Darunter füllten sich am Sonntag (23. Februar) die Bänke zur letzten Eucharistiefeier in dem Gotteshaus, das nach einem Neubau im Jahr 1959 die Weihe erhielt. Am Ende des Gottesdienstes in St. Felix und Regula machte Weihbischof Matthäus Karrer die damalige Kirchweihe rückgängig. Cäcilia Riedißer, in Karrers Hauptabteilung Pastorale Konzeption für Gebäude zuständige Referentin, verlas die Urkunde des Bischofs und erläuterte die sogenannte Profanierung.

Trotz des mehrfach geäußerten Wehmuts feierten die Schwarzenbacher zusammen mit Gästen aus der Seelsorgeeinheit An der Argen und aus der Diözese, aus Politik und Gesellschaft sowie mit den evangelischen Glaubensgeschwistern ein bewegendes Abschiedsfest. "Ein Stück Heimat geht verloren", gab Riedißer im ersten Teil der Predigt zu. Doch Kirche bedeute mehr als ein Gebäude oder eine bestimmte Bauform. Wichtig sei, dass sich Menschen als lebendige Steine in die Kirche einfügen ließen, wie es in der Lesung aus dem ersten Petrusbrief hieß, und dass Jesus Christus der tragende Eckstein bleibe.

Kirche soll in den Alltag der Menschen ausstrahlen

Sich selbst hinterfragen zu lassen, "ob wir mit dem Eckstein Jesus in Verbindung stehen", nannte Weihbischof Karrer auch als Maßstab für den Wahlsonntag. Der christliche Auftrag sei, "nicht zuerst auf sich zu schauen, sondern versöhnend, Brücken bauend und solidarisch zu wirken", betonte er im zweiten Predigtteil. Auch die geplante neue Kirche in Schwarzenbach solle zum einen der Versammlung der Gemeinde ein Dach geben, aber auch in den Alltag der Menschen ausstrahlen. Karrer überbrachte Grüße von Bischof Dr. Klaus Krämer, der diesen Neuaufbruch unterstütze.

Nach der Kommunion hob Pfarrer Dr. Matthias Hammele eine quadratische Steinplatte aus dem Altartisch, entnahm die dort bei der Weihe eingemauerte Reliquiendose und übergab sie Weihbischof Karrer. Bischof Krämer werde sie bei der Weihe der neuen Kirche wieder mitbringen, erklärte Riedißer. Gemeindemitglieder übernahmen das Lektionar mit den biblischen Lesungen, die Osterkerze, Altarglocken, Wein- und Wasserkännchen sowie das Allerheiligste, den Kelch mit den übrigen Hostien. Nach dem Gottesdienst zogen sie damit begleitet vom Musikverein und Fahnenabordnungen zum Pfarrsaal, wo die Gemeinde übergangsweise Gottesdienste feiert.

Viele Gemeindemitglieder bringen sich ein

Bereits am Vorabend versammelten sich Pfarrer Hammele und etwa 40 Gläubige zu einer Lichterfeier in St. Felix und Regula. An verschiedenen Stationen in der Kirche konnten sie im Kerzenlicht über das Vergangene nachdenken und ihren Dank oder ihre Bitten frei formulieren. Auch im Sonntagsgottesdienst brachten Vertreter verschiedener Gruppierungen und Generationen der Gemeinde sowie ein Architekt ihre Anliegen ins Gebet. Der Projektchor der Seelsorgeeinheit, der Organist und ein Trompetensolist gestalteten die Liturgie feierlich.

Nun steht der Tabernakel offen, das Ewige Licht ist gelöscht und in den Bänken saßen nach dem Gottesdienst Menschen mit Würstchen und Getränk. Dies ist keine Kirche mehr und ab Montag wird ausgeräumt, wie Dr. Erwin Biegger berichtete. Aufgehängte Fotos der letzten 66 Jahre, eingesandte Videobeiträge auf der Leinwand, ein gut gefülltes Erinnerungsbuch und die Gespräche beim Imbiss hätten gezeigt, wie wichtig das intensive Abschiednehmen war, betont der Kirchengemeinderat. Deutlich vernehmbar war aber auch die Vorfreude auf das Neue.

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