Wer hat schon Lust, ein Buch von einem Kirchenrechtler zu lesen und dann noch eins mit über 300 Seiten? Niemand, es sei denn, man sucht eine Antwort auf die Frage: Wieso bewegt sich eigentlich nichts in der Katholischen Kirche? Die Antwort von Kirchenrechtler Norbert Lüdecke in seinem neuen Buch „Die Täuschung“: Weil die Kirche ist, wie sie ist.
Die Katholische Kirche ist eine streng hierarchische Gemeinschaft, oben die Kleriker, unten die Laien jedenfalls was Entscheidungen angeht. Bei noch so viel Mitsprache des Kirchenvolkes entscheiden doch letztlich der Papst mit seinen Bischöfen, was zu glauben ist: Die Unfehlbarkeit zum Beispiel, und was verboten ist, die Frauenordination etwa.
Getäuscht haben seit den 60er Jahren die Bischöfe und die Päpste das auf Veränderung drängende Kirchenvolk, so Lüdecke. Statt Mitbestimmung und demokratischen Prozessen gab es Mitsprache und viele Gesprächsprozesse. Mehr aber auch nicht.
Getäuscht haben sich aber auch die vielen engagierten Christinnen und Christen. Immer wieder haben sie Mitbestimmung der Laien erhofft und dann nur Scheindemokratie zum Dampfablassen erlebt. Lüdecke nennt das „Partizipationssimulationen“ (Lüdecke, S.239).