Ukraine

Erst mal Schlaf nachgeholt

Die drei Erwachsenen sprechen miteinander, während ein Mädchen im Hintergrund in ein Heft schreibt oder malt.

Eine Betreuerin im Gespräch mit einer Mitarbeiterin des Landratsamtes Bodenseekreis und Prälat Michael H. F. Brock, Vorstand der Stiftung Liebenau - Foto: Stiftung Liebenau

Kinder mit Behinderung aus der Ukraine leben mit ihren Müttern und Betreuerinnen in einem Haus der Stiftung Liebenau.

Seit gut drei Wochen sind die 63 ukrainischen Geflüchteten, darunter 35 Kinder, bereits in Hegenberg untergebracht. Im Haus St. Martin hat sich die neuropädiatrische Einrichtung für Kinder mit Schwer- und Mehrfachbehinderung aus Charkiw inzwischen gut eingelebt. Laura Decker, die die Flüchtlingssozialarbeit vor Ort koordiniert, berichtet von der ersten Zeit nach der Ankunft.

"Nach den turbulenten ersten Tagen kommt die gesamte Gruppe zunehmend zur Ruhe. Bei der Ankunft waren viele – vor allem die Betreuerinnen und Mütter – sehr erschöpft. Die ersten Tage wurde viel Schlaf nachgeholt. Es war ruhig im Haus. Man hat das Gefühl, dass nun alle angekommen sind. Alle lernen sich besser kennen und die Erwachsenen und Kinder vertrauen den Bezugspersonen im Betreuungsteam zunehmend. Es ist schön zu beobachten, dass die Kinder immer offener werden.

Gut organisiert, aber viel Bürokratie

Was sehr beeindruckend ist, ist die gute Organisation innerhalb der Gruppe. Die ukrainische Einrichtungsleitung organisiert mit ihrem Team die gesamte Betreuung und Pflege der Kinder. Es sind alle so dankbar, genügsam und bemüht. Auch die Kommunikation innerhalb funktioniert sehr gut, was die Organisation vereinfacht.

Zu Beginn mussten viele bürokratische Themen mit dem Einwohnermeldeamt, dem Jugendamt und dem Amt für Migration und Integration geklärt werden. Die Mobilität stellt in Hegenberg natürlich ebenfalls eine Herausforderung dar, denn die Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel ist nicht optimal.

Bedarf an medizinischen Hilfsmitteln

In den ersten Tagen waren vor allem die medizinischen Fragen vordergründig. Die Einrichtung hat in der Ukraine hohe, durchaus mit unseren vergleichbare Standards. Der Bedarf an Medikamenten und medizinischen Hilfsmitteln ist groß und muss nach und nach ermittelt werden. Das Ärzteteam der St.-Lukas-Klinik nimmt sich viel Zeit und stellt die medizinische Grundversorgung der Kinder sicher. Sie unterstützen, wo sie können.

Auch wenn die Menschen nun in Hegenberg in Sicherheit sind, so sind doch alle in Gedanken zu Hause in der Ukraine. Sie hoffen, dass sie bald wieder nach Charkiw zurückkehren können. Alle haben enge Familienangehörige – Kinder, Väter, Ehemänner und Eltern – sowie Freunde, ihr Hab und Gut und auch ihre Haustiere zurücklassen müssen. Die Hoffnung, dass alles bald vorbei ist, gibt ihnen Kraft. Dennoch sind die Geschehnisse für alle sehr emotional. Es wird viel geweint und Trost gespendet.

Auch schöne Momente

Neben den bedrückenden gibt es aber auch sehr viele positive und berührende Situationen. Die fröhlichen Kinder auf dem Spielplatz zu sehen, ist herzerwärmend. Die Dankbarkeit der Gruppe und die vielen positiven Momente lassen die turbulenten, manchmal aufregenden Tage, in den Hintergrund rücken.

Ohne die Hilfsbereitschaft vieler Menschen innerhalb und außerhalb der Stiftung Liebenau hätte die Unterbringung der Gruppe nicht so schnell erfolgen können. Aber auch nach der Ankunft haben viele Personen ehrenamtlich mit angepackt. Ein Team an Freiwilligen hat beispielsweise Kleiderspenden organisiert und die Ausgabe derer abgewickelt. Verschiedene Schulen haben Geld gesammelt, von welchem dann Schul- und Malsachen gekauft wurden. Auch die Dolmetscher und Fahrer arbeiten ehrenamtlich."

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