Am Abend scheint die Sonne in der Kirche St. Martinus in Schwaigern direkt durch die raumhohen Fenster links und rechts vom Altarraum. Sie stammen vom ungarndeutschen Künstler Josef de Ponte. Am 5. Oktober wäre er 100 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass bereiten die Stadt und die Kirchengemeinde für den Herbst eine Ausstellung zu dem Künstler vor, der mit Materialien wie Glas, Stein, Putz profane und auch zahlreiche sakrale Gebäude in der Region und darüber hinaus ausschmückte. Im Vorgriff aufs Jubiläum erläuterte Cäcilia Henrichs das Bildkonzept hinter den sogenannten „Credo-Fenstern“.
Die beiden Fensterpartien setzen sich aus jeweils fünf 80 Zentimeter breiten und acht bis zehn Meter hohen, aus Glas und Beton gestalteten Streifen zusammen – ein „gestalterisch schwieriges Format“, wie Henrichs sagte. Die promovierte Kunsthistorikerin ist selbst Mitglied der Kirchengemeinde und recherchiert für die Ausstellung.
Die einzelnen Fenster haben im unteren Teil ein thematisches Bildmotiv und darüber jeweils eine blau-weiße Fläche. Diese wird durch Linien durchzogen, die die Fenster miteinander verbinden.
Bild für Bild
Henrichs ordnete den Fenstermotiven Passagen aus dem Glaubensbekenntnis zu. Die Fenster gehen demnach in ihrem Bildprogramm - von links nach rechts - das komplette Glaubensbekenntnis durch, mit dem Schöpfer beginnend und mit dem ewigen Leben endend. Dabei zeigte Henrichs, dass der Künstler bei der Darstellung der einzelnen Motive teilweise auf jahrhundertealte ikonographische Elemente zurückgriff. Die meisten Motive sind figürlich und erschließen sich sofort: zum Beispiel der Gekreuzigte. Es gibt aber auch Kompositionen aus abstrakteren Elementen, wie bei der Darstellung der Schöpfung.
Die imposanten Fenster können ihre Wirkung erst seit einer Umgestaltung in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre voll entfalten. Zuvor war eine Empore vorgesetzt. „Man nimmt die Fenster nun ganz anders war“, sagte Pfarrer Dr. Alois Schenk-Ziegler.
Die Kirche St. Martinus wurde im Jahr 1964 geweiht und hat noch mehr Arbeiten von de Ponte. Der Künstler war Mitglied der Kirchengemeinde. De Ponte wurde am 5. Oktober 1922 in Budakeszi in Ungarn geboren. Er studierte an der Akademie der angewandten Künste in Budapest und nahm Unterricht bei Herbert Böckl in Wien. Im Jahr 1944 wurde er zum Kriegsdienst eingezogen und geriet in russische Gefangenschaft. Später, 1946, wurde de Ponte mit Eltern und Großeltern wie zahlreiche andere Ungarndeutsche vertrieben. Er ließ sich zunächst in Heilbronn nieder und zog 1965 mit Frau und Kindern nach Schwaigern, wo er bis zu seinem Tod am 16. Mai 2006 in seinem Atelier arbeitete.