Die Freude war nicht nur Pfarrer Sigmund F.J. Schänzle ins Gesicht geschrieben, als der 46. Sankt-Georgs-Ritt nach Aufhebung der Coronabeschränkungen wieder in großem Stil möglich war. Die letzten beiden Jahre zog er mit nur einem Begleiter hoch zu Ross durch die Fluren. Da der Priester im September nach Zwiefalten wechselt, war er letztmals für die Feier verantwortlich. Mit Erzbischof Georg Gänswein, Präfekt des Päpstlichen Hauses im Vatikan, konnte er einen hochrangigen Prediger und Reliquienträger gewinnen und dankte „dem so hohen Besuch in so einer Kleinstadt wie Ochsenhausen.“
In Gänsweins Predigt beim Pontifikalamt in der St.-Georgs-Basilika ging es nicht um Pferde oder Drachen, wie sie in der Georgslegende vorkommen. Ausgehend vom Lesungstext aus dem Buch der Offenbarung erklärte der im badischen Riedern am Wald aufgewachsene Erzbischof das Bild vom Lamm Gottes. Als der römische Kaiser Trajan sich wie ein Gott verehren ließ, habe der Evangelist Johannes, der Autor des Textes, die Christen damals ermutigt standhaft zu bleiben und sich dem Kaiserkult zu verweigern. Jesus Christus, den das Lamm am Thron Gottes symbolisiere, sei im Gegensatz zum Kaiser gewaltlos, setze sich für die Menschen ein und stehe für ewiges Leben über den Tod hinaus.