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"Das Rottenburger Modell steht nicht zur Disposition"

Bischof Dr. Gebhard Fürst. Bild: DRS

Bischof Dr. Gebhard Fürst und Diözesanratssprecher Dr. Johannes Warmbrunn: Es gibt keine Alternative zur partizipativen Kirchenleitung.

Auch nach der am Montag dieser Woche von der Kleruskongregation im Vatikan veröffentlichten Instruktion "Die pastorale Umkehr der Pfarrgemeinde im Dienst an der missionarischen Sendung der Kirche" will Bischof Dr. Gebhard Fürst den seit 50 Jahren bewährten Weg der Mitwirkung und Mitverantwortung von Laien bei der Führung von Diözese, Dekanaten und Kirchengemeinden weiter beschreiten: "Das Rottenburger Modell steht nicht zur Disposition. Die darin festgeschriebene starke Beteiligung der Laien in all unseren Gremien bis zum Diözesanrat, der bei uns auch das Haushaltsrecht hat, ist ein großer Vorteil für die Ortskirche – und sie ist eine klare Konsequenz aus dem Zweiten Vatikanischen Konzil." Das Schreiben aus Rom, so Bischof Fürst, habe ihn deshalb ebenso überrascht wie seine anderen Amtskollegen in Deutschland.

Im Einklang mit dem Kirchenrecht

In der heutigen Zeit gebe es keine Alternative zum Prinzip des Miteinanders. Fürst: "Das hat sich bei uns in der Diözese Rottenburg-Stuttgart in 50 Jahren sehr gut bewährt." Die gemeinsame Leitung der Kirchengemeinden durch Laien und Kleriker sieht der Bischof vollauf im Einklang mit dem Kirchenrecht. Der im Frühjahr 2020 gemeinsam von der Deutschen Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) eingeschlagene Synodale Weg sei die richtige Antwort auf die großen Herausforderungen, vor denen die katholische Kirche steht. In einem Schreiben an die Gewählten Vorsitzenden der mehr als 1.000 Kirchengemeinden in der Diözese will Bischof Fürst diesen ganz bewusst den Rücken stärken, verbunden mit "großem Dank für ihr ehrenamtliches Engagement".

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Klerikalisierung der Pastoral überwinden

Dr. Johannes Warmbrunn, Sprecher des Diözesanrates, bewertet das Papier aus Rom gleichfalls kritisch. Es benenne viele wichtige Zukunftsfragen, unter anderem die Aspekte Mobilität und digitale Kultur, die auch Kirchengemeinden vor besondere Herausforderungen stellten. Aktivitäten, die das Leben der Menschen nicht berühren, seien nicht der Weg, den wir gehen müssten, auch die Forderung nach "Verjüngung des Antlitzes der Kirche" und nach "Erneuerung der traditionellen Strukturen" sei zu unterstützen. Dazu bedürfe es einer „Mentalitätsänderung“ und einer „inneren Erneuerung“ vor allem derer, die in die Verantwortung der pastoralen Leitung berufen worden sind, was nicht nur den Pfarrer, sondern auch das Volk Gottes betrifft. "Wenn wir uns vom Leben des Volkes Gottes entfernen, werden wir trostlos und verkehren wir das Wesen der Kirche", so das Papier. Ausdrücklich solle eine "Klerikalisierung der Pastoral" überwunden werden, die Priester sollten die "Partizipation des Volkes Gottes" fördern.

Frauen und Männer für Leitungsaufgaben ausdrücklich motivieren

Umso unverständlicher mute es an, so Dr. Johannes Warmbrunn, gemeinsame Formen der Leitung abzulehnen, sondern die Leitung ausdrücklich dem Priester zuzuweisen. Laien sollen demnach allenfalls wegen Priestermangels beteiligt werden. Das Rottenburger Modell, das auch den Vorgaben des Staats-Kirchenrechts folgt, sieht als Regelfall eine Teilhabe der Laien in Gremien vor, die die Funktion des Katholikenrats, des Pastoralrats und der Kirchensteuervertretung zugleich innehaben.

Der Diözesanrat wird beispielsweise vom Bischof als Vorsitzenden geleitet, die Zusammenarbeit gestalte sich vorbildlich und diene in hervorragender Weise der Erfüllung des kirchlichen Auftrags. So ergänzten sich in der Leitung die jeweiligen Kompetenzen von Priester und Laien und eröffneten segensreiche Gestaltungsmöglichkeiten. "Gott lässt uns teilhaben an seinem Schöpfungswerk", so Johannes Warmbrunn, "daher sehe ich die Gemeinschaft in Leitungsfragen als Erfüllung seines Willens. Es geht jetzt darum, Frauen und Männer für sinnvoll konzipierte Leitungsaufgaben ausdrücklich zu motivieren und sie nicht durch allzu enge Vorgaben vor den Kopf zu stoßen."

Bei einer am kommenden Wochenende anstehenden Sitzung des Diözesanrates in Rottenburg werden Bischof und Räte die Instruktion aus Rom miteinander diskutieren; außerdem steht das Thema im August auf der Tagesordnung des Ständigen Rates der Deutschen Bischofskonferenz.

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