"Himmel über Berlin"

Filmkritik zu Wim Wenders Kassenschalger "Himmel über Berlin"

Als "Der Himmel über Berlin" 1987 zum ersten Mal in den Kinos lief, war der Himmel über Berlin noch geteilt: Es gab West- und Ost-Berlin, die BRD und die DDR. Das zeigt der Film in betörend schönen Schwarz-Weiß-Aufnahmen, mit Bildern der Mauer und vom Potsdamer Platz, der 30 Jahre später ganz anders aussieht.

Jetzt kommt der wahrscheinlich beste Berlin-Film aller Zeiten digital restauriert wieder in die Kinos - und der Film ist immer noch so himmlisch-grandios wie damals.

Schwer beeindruckt hatte mich 1987 in einem Tübinger Kino diese Engel-Geschichte von Wim Wenders. Ein Film voller Poesie, das Drehbuch mit verfasst vom Dichter Peter Handke, die Berlin-Aufnahmen von Henri Alekan, die das eingemauerte West-Berlin als himmlischen Ort voller Engel zeigten.

Die Hauptrollen der beiden Engel Damiel und Cassiel verkörpern Bruno Ganz und Otto Sander, zwei der ganz großen deutschsprachigen Schauspieler. Ihre Engel haben keine Flügel, sie tragen Mäntel. Sie sind unsichtbar für die Erwachsenen - aber nicht für die Kinder. Die Engel können die Gedanken der Menschen lesen: Auf der Straße, in der U-Bahn oder im Lesesaal der großen Bibliothek. Manchmal wünsche ich mir, ich könnte das auch, die Gedanken der Anderen lesen, was sie sich denken, was sie sich wünschen, welches Leben sie sich erträumen.

Die Engel begleiten die Menschen, die sie nicht sehen können. Sie sind ganz dicht bei ihnen, stehen ihnen im wortwörtlichen Sinne bei. Wie Schutzengel helfen sie ihnen, wenn sie verzweifelt sind, zeigen ihnen einen Weg aus dem Chaos. Doch diese Aufgabe genügt Damiel irgendwann nicht mehr. Er will zur Welt der Sterblichen gehören, verliebt sich in eine Trapezkünstlerin, deren Zirkus gerade pleite gegangen ist.

Welche Sehnsucht steckt dahinter? Die Menschen sehen die Welt farbig, will Damiel das auch? Er möchte nicht mehr über der Welt drüber schweben in einer geistigen Existenz, möchte ein Gewicht an sich spüren, "dass die Grenzenlosigkeit an mir aufhebt und mich erdfest macht", wie er im Gespräch mit Cassiel sagt. Damiel möchte beim nach Hause kommen die Katze füttern, Fieber haben, schwarze Finger vom Zeitung lesen bekommen - das erleben, was Mensch sein ausmacht.

Von den Engeln lernen, was Mensch sein heißt - Wim Wenders hat mit "Der Himmel über Berlin" einen großartigen Film geschaffen, der es absolut verdient, jetzt in einer digital restaurierten Fassung wieder auf die große Kinoleinwand zu kommen. Und vielleicht war dieser tief spirituelle Film auch eines der "Empfehlungsschreiben" für den Filmemacher, so dass er jetzt einen Film mit Papst Franziskus machen durfte, der am 14. Juni in die deutschen Kinos kommt.

Empfohlener externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Spotify, der den Artikel ergänzt und von der Redaktion empfohlen wird. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Mediencheck

Weitere Nachrichten

72-Stunden-Aktion
Die Ministrant:innen von St. Katharina gestalten in 72 Stunden einen Spielplatz neu.
Weiterlesen
72-Stunden-Aktion
Die Enzberger Pfadfinderinnen bauen während der 72-Stunden-Aktion Hundehütten, Kratzbäume, Hamsterräder und vieles mehr für das Pforzheimer Tierheim.
Weiterlesen