Architektur

Ideenwettbewerb für „St. Maria als“ ist entschieden

Der Siegerentwurf wählt einen minimalistischen Ansatz, der laut Jury durch ein sehr hohes Maß an Klarheit und Eindeutigkeit besticht. Der Kirchenraum soll auf ein einheitliches Höhenniveau eingestellt werden. An der Decke wird durch eine Vielzahl an Lampen ein Himmel aus Licht gestaltet. Visualisierung: Arbeitsgemeinschaft Habermann Architekten + Prof. Dr. Fritz Barth

Der Siegerentwurf wählt einen minimalistischen Ansatz, der laut Jury durch ein sehr hohes Maß an Klarheit und Eindeutigkeit besticht. Der Kirchenraum soll auf ein einheitliches Höhenniveau eingestellt werden. An der Decke wird durch eine Vielzahl an Lampen ein Himmel aus Licht gestaltet. Visualisierung: Arbeitsgemeinschaft Habermann Architekten + Prof. Dr. Fritz Barth

Die Stuttgarter Kirche St. Maria soll saniert werden. Alle Entwürfe der Architekturbüros sind noch bis 17. Juni in der Kirche zu sehen.

In dieser Woche hat eine Jury über den Ideenwettbewerb zum Umbau der neogotischen Kirche entschieden. Den ersten Preis erhält das Fellbacher Büro von Professor Fritz Barth, der in Zusammenarbeit mit dem Büro Habermann Architekten einen Entwurf vorgelegt hat. Der zweite Preis ging an das Büro meck architekten aus München.

„Beide Entwürfe würdigen die neogotische Architektur der Kirche, gehen dabei aber sehr kreativ mit dem Raum um und inszenieren diesen neu“, sagt Stadtdekan Christian Hermes. Die eingereichten Arbeiten sind von 10. Juni bis 17. Juni in der Kirche St. Maria als in der Tübinger Straße zu sehen.  

Kirche der Vernetzung und des Dialogs

„St. Maria als“ ist nicht nur eine Kirche des Gottesdienstes und des Gebetes, sondern eine Kirche der Vernetzung und des Dialogs, die offen ist für Veranstaltungen und Ideen aus der Stadtgesellschaft. Diese Offenheit soll auch in der Architektur zum Ausdruck kommen und war deshalb ebenso Bestandteil des Ideenwettbewerbs wie der Umgang mit den liturgischen Orten, zu denen Altar und Ambo zählen.

Den beiden Siegerentwürfen ist es nach Ansicht des Juryvorsitzenden und Stuttgarter Architekten Arno Lederer gelungen, diese Offenheit zum Ausdruck zu bringen und zugleich die neogotische Architektur zu respektieren: „Beide Entwürfe betrachten die Kirche als hochkarätiges Baudenkmal und zeigen auf unterschiedliche Weise auf, wie in und vor der Kirche dem Bedürfnis nach Erneuerung und Aufbruch architektonisch Rechnung getragen werden kann.“

Hohes Maß an Klarheit und Eindeutigkeit

Der Siegerentwurf wählt hierfür einen minimalistischen Ansatz, der nach Ansicht der Jury „durch ein sehr hohes Maß an Klarheit und Eindeutigkeit besticht“. Der Kirchenraum soll hierfür auf ein einheitliches Höhenniveau eingestellt werden. An der Decke wird durch eine Vielzahl an Lampen quasi ein Himmel aus Licht gestaltet. Das vorgeschlagene flexible Beleuchtungssystem beurteilt die Jury als den markantesten Gestaltungsakzent, der es ermögliche, unterschiedliche Raum- und Lichtsituationen herzustellen.

Eine besondere Stärke des Entwurfs der Arbeitsgemeinschaft Habermann Architekten + Prof. Dr. Fritz Barth besteht aus Sicht der Jury zudem darin, dass die städtebauliche Situation der Kirche reflektiert wird und ihr ihre Stellung als Mittelpunkt des Platzes wieder zurückgeben möchte. Der Entwurf sieht Anbauten an den Außenwänden des Seitenschiffs sowie die Errichtung einer Art Kiosk für die vorhandene Foodsharing-Station vor.

Für den Juryvorsitzenden Arno Lederer regen sowohl der erste als auch der zweite Preis an, „den Bereich zwischen Paulinenbrücke und Kirche gewinnbringend für die Stadt und die Kirche zu verbessern.“

Konzentrierter Raum im Raum

Der Entwurf von meck architekten, die mit dem zweiten Preis ausgezeichnet wurden, sieht den Einbau einer Rauminsel vor. Die Jury stellt fest, dass auf diese Weise ein „konzentrierter Raum im Raum geschaffen wird, der verschiedenartig bespielt werden kann, ohne den bestehenden Kirchenraum visuell zu verstellen“. Um diese Insel herum wird eine Serie von Andachtsorten definiert.

Der Entwurf sieht zudem vor der Kirche ein mittiges neues Dach vor, das als Versammlungsort für die Kirchengemeinde und die Stadtgemeinde dienen kann.

Die Diversität einer Kirche der Zukunft

Für den Diözesanbaumeister Thomas Schwieren bieten die Entwürfe der beiden Preisträger die Chance „durch subtile Eingriffe den Raum für die Zukunft weiterzuentwickeln“. Auch Klaus Krämer, der die Hauptabteilung Kirchliches Bauen der Diözese Rottenburg-Stuttgart leitet, lobt die Qualität der Arbeiten: „Ich sehe in den Entwürfen eine gute Basis, um St. Maria als Kirche des Dialogs weiterzudenken, in der liturgisches Feiern in den Kontext aktueller gesellschaftlicher und kultureller Themen gestellt wird."

Die Kirchengemeinde sieht den Ideenwettbewerb als einen weiteren wichtigen Schritt in Richtung Sanierung der Marienkirche. „Beide Entwürfe zeigen starke Elemente. Überzeugt hat beim ersten Preis die Reduktion auf das Wesentliche. Es entsteht ein großer schwellenloser Raum, der die Diversität der Kirche der Zukunft zulässt“, sagt Domenik Schleicher, der Vorsitzende der Kirchengemeinde St. Maria.

Auch für Sebastian Schmid, den Kurator von „St. Maria als“, sind die Entwürfe aus dem Ideenwettbewerb eine gute Basis, um weiterzudenken. „Im Ideenwettbewerb haben nun verschiedene Professionen miteinander diskutiert: Eine Kirche - was ist das? Wie lässt sie sich architektonisch und theologisch öffnen? Wie ist das Verhältnis von Außen- und Innenwahrnehmung von drinnen und draußen, von Kirche und Stadt? Das waren für alle wertvolle Diskussionen. Auch wenn wir jetzt einen Siegerentwurf haben, heißt das noch nicht, dass wir das eins zu eins so umsetzen werden. Es ging darum, das Feld der Möglichkeiten auszuloten."

Ausstellung der Arbeiten in der Marienkirche

Alle neun Entwürfe, die für den Ideenwettbewerb eingereicht wurde, sind noch bis Donnerstag, 17. Juni, in der Kirche St. Maria in der Tübinger Straße 36 zu sehen. Die Kirche ist von Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr geöffnet.

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