Bischof Sproll

Mutig vorausgegangen

Jugendseelsorger Dominik Kern als Bischof Sproll erzählt in Schweinhausen von dessen Schulweg - Foto: DRS/Markus Waggershauser

Etwa Hundert jugendliche Wallfahrer folgen den Spuren von Bekennerbischof Joannes Baptista Sproll.

In Spielszenen, Texten und Anekdoten - Joannes Baptista Sproll taucht bei der BDKJ-Wallfahrt am Samstag immer wieder auf und konfrontiert die Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Stationen seines Lebens. Unterwegs auf dem Schulweg des späteren Rottenburger Bekennerbischofs von Schweinhausen nach Biberach bleibt genug Zeit, um über seine Bedeutung für heute nachzudenken und sich mit Abstand darüber auszutauschen. "Geh mutig voraus. Bring den Stein ins (SP)ROLLen" lautet das Motto.

Während der Landwirt das frisch gemähte Gras abtransportiert, spannen junge Menschen rotweiße Flatterbänder über den Platz. Die Helferinnen und Helfer des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) in der Diözese Rottenburg-Stuttgart markieren die coronabedingt getrennten Aufenthaltszonen der einzelnen Wallfahrtsgruppen. Auf der Wiese neben der Schweinhausener Kirche stand bis in die 1980-er Jahre das Haus von Bischof Joannes Baptista Sproll und zwei seiner Schwestern. Hier wohnte er während seiner Heimatbesuche.

In die Rolle des Bischofs geschlüpft

Die Glocke vom Turm der Kirche Mariä Himmelfahrt schlägt 11 Uhr. Die ersten Kleingruppen treffen mit dem Shuttle-Bus von Biberach ein und setzen sich auf die ihnen zugewiesene Rasenfläche. Manche Jugendliche ruhen sich noch etwas aus, andere tauschen ihre Schuhbändel gegen die schmalen grünen Wallfahrtsbänder. Als Julia Langendorf vom Ulmer Jugendreferat eine halbe Stunde später die Wallfahrt eröffnet, klatschen die etwa 50 Teilnehmenden der ersten beiden Gruppen begeistert und machen sich bald im 5-Minuten-Abstand auf den Weg.

Ganz still wird es, als der ausgeschilderte Weg die erste Gruppe in die Kirche leitet. Noch ganz beeindruckt von der Totenmaske Sprolls, die mit seinem Kelch und seiner Mitra in einem kleinen Gedenkort ausgestellt ist, staunen die Jugendlichen nicht schlecht, als der Bischof am Ausgang leibhaftig auf sie wartet. Dominik Kern, Jugendseelsorger in den Dekanaten Biberach und Saulgau, schlüpft in seine Rolle und erzählt vom beschwerlichen Schulweg zu Fuß nach Biberach. Das waren vier Jahre lang täglich 14 Kilometer. Für ihren Weg erhalten die jungen Wallfahrer Gottes Segen.

Den Stein ins Rollen bringen

Die Sonne brennt vom spätsommerlich blauen Himmel und die ersten Blasen machen sich an den Füßen bemerkbar. Die Johannes-Kirche in Ummendorf bietet willkommene Abkühlung. Ein weiterer Sproll-Darsteller schmettert einen großen Stein aus Pappmaschee gegen eine angedeutete Mauer, die einstürzt. Die jugendlichen Teilnehmer halten echte Steine in den Händen und erfahren, wie Sproll sich von Anfang an gegen die Nationalsozialisten stellte und deswegen 1938 aus seiner Diözese vertrieben wurde. Der Stein, ein Symbol für Standhaftigkeit und festen Glauben.

Amelie aus dem Dekanat Freudenstadt geht in Rottenburg zur Schule und kannte Sproll bisher von der nach ihm benannten Straße. "Es lohnt sich, sich mit der Geschichte von Bischof Sproll auseinanderzusetzen", ist Diözesanjugendseelsorger Markus Scheifele überzeugt. Daher unterstützte er das Vorbereitungsteam, das die vor Corona als Nachtwallfahrt geplante Jugendveranstaltung zu diesem Thema nach Biberach holte. Er wünscht sich, dass auch die jungen Menschen heute Bekennerinnen und Bekenner für das Evangelium sind.

Den Mund aufmachen

Unterwegs entlang der Bahnschienen erzählt Scheifele vom politischen Engagement des BDKJ, in dem auch die Jugendlichen ihre Themen zur Sprache bringen. Diese reichen vom Bekenntnis zu Vielfalt und Diversität bis zu Umweltthemen wie der Ausstieg aus Braunkohleenergie. Im Blick auf Populismus sieht Scheifele das Problem, dass eine Minderheit laut erscheint, weil die anderen schweigen. "Da kann man von Bischof Sproll lernen, nicht leise zu sein, sondern auch mal den Mund aufzumachen", folgert der Priester. Maßstab sei dabei jedoch immer das Evangelium.

Ein großer Baum spendet Schatten, als sich die Gruppe im evangelischen Friedhof in Biberach auf den Boden setzt. Der Blick fällt hinüber auf mehrere Reihen von Grabmalen die an im Ersten Weltkrieg zu Tode Gekommene erinnern. Bischof Sproll konnte die Grausamkeit dieses Krieges bei einem Besuch an der Front erfahren. Daraufhin unterstützte er den "Friedensbund deutscher Katholiken", wie im Impuls zu erfahren war. Damals rückte man eine solche Einstellung in die Nähe von Vaterlandsverrat. Als Zeichen der Bereitschaft zum Frieden machen sich die Jugendlichen gegenseitig mit Farbe einen Fingerabdruck in ihr Wallfahrtsheft.

Trotz Coronaeinschränkungen gelungen

Als schließlich Bläser und Orgel in der Biberacher Martinskirche die Wallfahrt festlich beschließen, haben sich die Teilnehmer zuvor auch mit ihren Talenten und ihrer Taufe beschäftigt und wurden im Gottesdienst von Jugendseelsorger Scheifele einzeln gesegnet. "Ich bin froh, dass wir mutig waren und gesagt haben wir lassen es nicht ausfallen", freut sich Julia Hämmerle, bei der die Fäden der Wallfahrt zusammenliefen. Vielleicht kommt auch bei denen ein Stein ins Rollen, die sich wegen Corona noch an keine Veranstaltungen trauen. Und Birgit Brunnquell vom Vorbereitungsteam ergänzt im Blick auf Bischof Sproll: "Er ist schon ein wirkliches Vorbild im Glauben."

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"Ungebrochen im Glauben" - Bekennerbischof Joannes Baptista Sproll

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