Geschichte

Ordensschule öffnete als Erste

Das Wurzacher Schloss, in dem das Salvatorkolleg 1945 den Schulbetrieb wieder aufnahm, wird bei blauem Himmel von der Sonne angestrahlt.

Das Wurzacher Schloss, in dem das Salvatorkolleg 1945 den Schulbetrieb wieder aufnahm - Foto: Salvatorkolleg/Andreas Reeg

Am 6. November 1945 nahm das Wurzacher Salvatorkolleg als erste Schule in Württemberg den Lehrbetrieb wieder auf.

Schulschließung und Wiedereröffnung unter schwierigen Bedingungen, das klingt wie eine Nachricht aus dem Jahr 2020. Die Schließung des Salvatorkollegs in Bad Wurzach 1940 diente jedoch nicht dem Schutz der Schüler vor einem grassierenden Virus. Die konfessionellen Schulen waren der damals herrschenden Nazi-Ideologie ein Dorn im Auge und mussten weichen. Nach der Verwendung als Kriegsgefangenenlager "konnte das Salvatorkolleg in Wurzach am 6. November 1945 als erste Schule in ganz Württemberg den Unterricht aufnehmen", berichtet Pater Leonhard Berchtold aus dem Archiv.

"Sehr schwer war die Beschaffung der nötigen Lebensmittel, des Heizmaterials und aller Lehrmittel samt Schreibmaterial", beschreibt der Salvatorianer die Situation vor 75 Jahren aus den historischen Quellen. Pater Leonhard kam 1960 als Schüler ans Salvatorkolleg. Nachdem er 1996 als Superior nach Bad Wurzach zurückgekehrt war, stöberte der geschichtlich interessierte Ordensmann im Archiv des Kollegs und veröffentlichte seine Erkenntnisse in mehreren Jahresheften. Die Anregung dazu kam durch eine Projektarbeit mit Schülern, erzählt der heute in München lebende Pater am Telefon.

Die Schule entwickelt sich

In den vergangenen Jahrzehnten hat sich das Salvatorkolleg  stark verändert. Das Gymnasium, zu dem bis 1994 ein Internat gehörte, konzentrierte sich nicht mehr nur auf den Ordensnachwuchs. Es kamen zunehmend Externe und Angehörige anderer Glaubensrichtungen hinzu. In den 1970-er Jahren, nachdem der Schulneubau bezogen wurde, bereitete sich mit der Tochter des evangelischen Pfarrers das erste Mädchen auf das Abitur vor. Im Sommer 2020 schied  Pater Friedrich Emde als Schulleiter aus dem Kolleg aus. Er war der letzte Salvatorianer in dieser Position.

Das Salvatorkolleg ist auch weiterhin eine Ordensschule - inzwischen im Trägerverbund als gemeinnützige GmbH mit den Einrichtungen des Klosters Sießen. Klaus Amann kam vor 30 Jahren als Theologe und Mathematiker nach Bad Wurzach und war der erste katholische Religionslehrer, der nicht dem Orden angehörte. Seit August leitet er die Schule. Während früher regelmäßige Gebete und Gottesdienste kirchliche von staatlichen Lehranstalten unterschieden, sei es heute das Profil, mit der die Privatschule punkte. "Das Profil des Salvatorkollegs hat seinen Kern im Gedanken der Persönlichkeitsbildung", erklärt Amann.

Die Wurzeln prägen weiterhin

Für den Schulleiter ist das die konsequente Weiterentwicklung der zugewandten und wertschätzenden Spiritualität der Salvatorianer. Sie geht auf Pater Franziskus Jordan zurück, der am 15. Mai 2021 in Rom seliggesprochen werden soll. Er gründete Ende des 19. Jahrhunderts die Apostolische Lehrgesellschaft, später umbenannt in Gesellschaft des Göttlichen Heilandes (Societas Divini Salvatoris). Wenn Klaus Amann mit Ehemaligen spricht, blieb bei ihnen das Gefühl hängen, dass die Lehrer am Salvatorkolleg sich für sie als Menschen interessesierten und dafür, wie sie sich entwickelten.

Der Schulleiter möchte daher auch in Coronazeiten die pädagogischen Ziele nicht aus dem Blick verlieren. Die Schwierigkeiten nach der Schulschließung im Frühjahr sind andere als vor 75 Jahren. Regeln und Hygienevorschriften halten auf Trab, gleichzeitig soll die digitale Umwandlung der Schule mit der Lernplattform vorangebracht werden. Und es gilt die Wissenslücken aus der Zeit des Lockdown wahrzunehmen und auszugleichen. Trotzdem möchte Klaus Amann auch den Weg der stärkeren Beteiligung von Schülerinnen und Schülern bei Problemlösungen weitergehen. "Hier können demokratische Regeln geübt und gepflegt werden", betont der Pädagoge. Das sei besonders in Krisen hilfreich.

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