Aus den Schriften des griechischen Arztes Soranos von Ephesos (etwa 100 n. Chr.) geht hervor, dass Neugeborene zu jener Zeit nach dem Durchtrennen der Nabelschnur gewaschen, mit Salz bestreut und in Bandagen gewickelt wurden, wobei man dabei wohl eher an das in jüngerer Zeit wieder entdeckte „Pucken“, also ein strammes Wickeln des ganzen Körperchens, als an Pampers & Co denken sollte. An den besonders im süddeutschen Raum bekannten „Fatschenkindern“ wird die lange Zeit verbreitete Methode der Säuglingspflege deutlich.
In Aachen wird die Windel Jesu als eine der vier Heiligtümer im Dom verwahrt. Es handelt sich um einen dicken und dicht gewalkten, braunen Stoff, der fast wie ein Filz wirkt. Der Überlieferung nach bekam Karl der Große diese und drei weitere Reliquien um das Jahr 800 n. Chr. als Geschenk aus Jerusalem. Neben der Windel sind dies das Kleid Marias aus der Nacht, in der Jesus geboren wurde, das Tuch, in das man den Kopf des heiligen Johannes des Täufers nach der Enthauptung barg, sowie das Lendentuch Jesu, das er am Kreuz getragen haben soll.
Glauben - nicht nur Sache der Vernunft
Alle sieben Jahre werden diese Heiligtümer dem goldenen Marienschrein im Aachener Dom entnommen und den Gläubigen gezeigt. Menschen aus aller Welt pilgern seit 1349 zur Heiligtumsfahrt nach Aachen, um – symbolisch – mit Gott „auf Tuchfühlung“ zu gehen, wie einmal ein Bischof formulierte. 2021 ist wieder Wallfahrtsjahr. Vom 18. bis 28. Juni soll ein fröhliches Fest des Glaubens gefeiert werden. Vor sieben Jahren, 2014, kamen rund 125.000 Menschen in die Kaiserstadt.
Auch wenn zahlreiche Indizien dafürsprechen, dass die in Aachen verehrten Textilien im 1. Jahrhundert im Vorderen Orient gewebt wurden, lasse sich ein Echtheitsbeweis nicht führen, wie der Bochumer Professor für Neutestamentliche Exegese, Thomas Söding, sagt. Zugleich unterstreicht er den Zeichencharakter von Reliquien, die eine Brücke sein könnten, weil Glauben nicht nur eine Sache der Vernunft sei, sondern etwas, „das mit Leib und Seele zusammenhängt, weil wir auch spirituelle, emotionale, vielleicht sogar sentimentale Bedürfnisse haben“.
Mit Pater Philipp Jesu Weg mitgehen
Nicht an der Krippe stehen zu bleiben, wie man versucht sein könnte, sondern wie der Jesuitenpater Philipp Jeningen in der Nachfolge Christi seinen Weg konsequent mitzugehen, hat sich die Ellwanger „action spurensuche“ zum Ziel gesetzt. „Über die Windeln der Krippe hinaus bleiben im Leben Jesu verschiedene Tücher bedeutsam: das Lendentuch am Kreuz, die Linnen der Kreuzabnahme oder die Leinenbinden, die nach biblischem Zeugnis nach der Auferstehung im Grab zurückbleiben“, erklärt Wolfgang Steffel, Theologe und Sprecher der geistlichen Bewegung. Das göttliche Kind an der Seite Philipp Jeningens „von der Krippe weg mit Gelassenheit zu begleiten“, seien „gute Schritte ins neue Jahr 2021, in dem unser Glaube wachsen und erwachsener werden darf“. Zum Tauftag von Pater Philipp Jeningen lädt die „action spurensuche“ dazu ein, diese Schritte (mit)zugehen.