Corona

Ordensschwestern und Jugendliche bringen Einkäufe

Nächstenliebe in Zeiten von Corona: Viele Stuttgarter Kirchengemeinden bringen Hilfen auf den Weg.

In der Stuttgarter Innenstadt werfen vier Ordensschwestern den älteren Gemeindemitgliedern Flugblätter in den Briefkasten – mit dem Angebot, Lebensmittel vor die Tür zu stellen. In Obertürkheim bieten Pfadfinder älteren und chronisch Kranken ihre Unterstützung beim Einkaufen an, falls jemand das Haus nicht mehr verlassen kann. In der Gesamtkirchengemeinde Nordwest im Stuttgarter Norden rufen Haupt- und Ehrenamtliche allein lebende Gemeindemitglieder zwei bis drei Mal in der Woche an, um zu hören, wie es ihnen geht und Kontakt mit ihnen zu halten. In Vaihingen stellen Gemeindemitglieder jeden Abend um 20 Uhr eine Kerze ans Fenster oder in den Garten, als Zeichen der Hoffnung.

Zwei Tage lang sind die vier Ordensfrauen durch die Innenstadt gelaufen, um 384 Flugblätter in die Briefkästen von den Menschen zu werfen, die älter als 70 Jahre alt sind und zur Domgemeinde St. Eberhard gehören. Gemeinsam mit Ehrenamtlichen aus der Gemeinde bieten die vier Vinzentinerinnen an, Lebensmitteleinkäufe zu übernehmen oder Medikamente aus der Apotheke zu holen. „Die erste Seniorin hat sich sofort bei uns gemeldet. Ich habe die Einkaufsliste abgeholt, ihr die Lebensmittel vor die Tür gestellt, die sie für die nächsten Tage braucht, und noch einige aufmunternde Worte mit ihr gewechselt“, erzählt die 23 Jahre alte Lisa Weixler. Sie ist Postulantin im Orden der Vinzentinerinnen von Untermarchtal und damit im ersten Ordensjahr. Seit fünf Monaten wohnt sie im Ordenskonvent im Haus der Katholischen Kirche, eine Ordenstracht trägt sie noch nicht. „Es gehört zu unserem Auftrag, Menschen zu helfen und gerade auch in schwierigen Situationen und Zeiten da zu sein“, sagt die junge Frau.

Jugendliche Helfer sind auch in Obertürkheim und Giebel unterwegs

Auch andernorts sind Helfer unterwegs. Die Obertürkheimer und Uhlbacher Pfadfinder des Stammes St. Franziskus bieten an, Besorgungen für Menschen zu übernehmen, die zu den Risikogruppen gehören und deshalb zuhause bleiben. Die Einkäufe erledigen fünf Mädchen und zwei Jungen in Alter zwischen 13 und 16 Jahren, die zu den Pfadfindern gehören und sich damit auf die Fahne geschrieben haben, jeden Tag eine gute Tat zu vollbringen. Die Koordination hat der Pfadfinderleiter Martin Gremmelspacher, der die Jugendlichen und die Menschen, die Unterstützung brauchen, zusammenbringt. „Die jungen Menschen, die durch Corona weniger gefährdet sind, setzen sich für ältere Menschen ein. Das ist gelebte Nächstenliebe und ein wichtiges Zeichen der Solidarität“, sagt der Pfadfinderleiter.  

Wichtig ist, dass bei aller Hilfe Abstand gewahrt wird, deshalb werden die Einkaufslisten per Telefon oder Mail übermittelt und die Einkäufe vor die Tür gestellt, das Geld wird in einem Umschlag entgegen genommen und das Restgeld auch wieder in einem Umschlag zurückgegeben. „Wir halten die offiziellen Empfehlungen des Gesundheitsamts selbstverständlich ein“, sagt Gremmelspacher. Der Pfadfinderleiter ist zu erreichen unter der Handynummer 0179/1179 007, falls jemand in Obertürkheim und Uhlbach Hilfe braucht.

In der Gesamtkirchengemeinde Stuttgart-Nordwest bieten die Ministrantinnen und Ministranten der Gemeinde Salvator in Weilimdorf Menschen, die zu den Risikogruppen gehören, Einkaufshilfen an. Diese sind zu erreichen über die Handynummer 0157/3372 6556 oder per E-Mail minissalvator.hilfe(at)web.de. In der Gesamtkirchengemeinden Stuttgart-Süd machen sich Ehrenamtliche auf, um Einkäufe zu erledigen.

Im Süden und im Norden sind Ehrenamtliche aus den Gemeinden unterwegs

Die Koordination läuft über die Pfarrbüros von St. Josef in Heslach, St. Antonius in Kaltental und St. Maria. Die Kirchengemeinde St. Georg im Norden kooperiert mit der Evangelischen Nordgemeinde sowie mit 120 Ehrenamtlichen aus dem Caleidoskop, der Ehrenamtsbörse der Caritas, um Hilfsdienste für Menschen anbieten zu können, die zuhause bleiben müssen. Wer Hilfe braucht, kann sich auch im Pfarrbüro von St. Georg melden unter Tel. 0711/ 253593-60.

Gemeinden im Norden halten Kontakt zu allein lebenden Menschen

In der Gesamtkirchengemeinde Stuttgart-Nordwest werden die Haupt- und Ehrenamtlichen in den nächsten Wochen allein lebende Menschen aus den drei Gemeinden Salvator in Giebel, St. Monika in Feuerbach, St. Theresia in Weilimdorf zwei bis drei Mal in der Woche anrufen, um zu hören, wie es ihnen geht, was sie beschäftigt und um Kontakt zu halten. „Wir klären natürlich, ob die Menschen die Anrufe möchten. Mit diesem Angebot möchten wir verhindern, dass Menschen vereinsamen und vollkommen isoliert werden, weil sie nicht mehr aus dem Haus kommen und niemanden mehr treffen können“, sagt Matthias Hambücher, der leitende Pfarrer der Gesamtkirchengemeinde Stuttgart-Nordwest. Anfang April werden die pastoralen Mitarbeiter der drei Gemeinden die älteren Mitglieder mit einem Ostergruß anschreiben und ebenfalls Einkaufshilfen oder einfach nur Telefongespräche anbieten. Für Familien erstellen die Hauptamtlichen einen Vorschlag, wie die Passionszeit und die Osterzeit zuhause gestaltet werden kann. Dieser wird an die Familien gehen und auch online auf der Homepage von Stuttgart-Nordwest (www.kirche-stuttgart-nordwest) rechtzeitig vor den Feiertagen zur Verfügung stehen.

In Vaihingen werden jeden Abend Kerzen in den Fenstern angezündet

In der Gesamtkirchengemeinde Stuttgart-Vaihingen wollen die Menschen jeden Abend um 20 Uhr eine Kerze im Fenster oder im Garten entzünden – als Zeichen der Hoffnung. Am Sonntag um 10 Uhr läuten die Glocken der vier Kirchengemeinden Christus König und Maximilian Kolbe in Vaihingen, Heilige Familie in Dürrlewang und Maria Königin des Friedens in Büsnau, um zum gemeinsamen Gebet aufzurufen, da kein gemeinsamer Gottesdienst mehr gefeiert werden kann. Da persönliche Begegnungen kaum mehr möglich sind, bietet das Pastoralteam jeden Tag von Montag bis Samstag von 17 bis 19 Uhr die Möglichkeit zu einem Telefongespräch, donnerstags ist Pfarrer Andreas Marquardt zudem von 20 bis 22 Uhr und dienstags von 10 bis 12 Uhr zu erreichen. Die Telefonnummern, die täglich variieren, finden sich auf der Homepage der Gesamtkirchengemeinde Vaihingen (www.gesamtkirchengemeinde-stuttgart-vaihingen.de) Dort findet sich auch ein täglicher Impuls und jeden Sonntag eine Videobotschaft.

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