Jubiläum

150 Jahre Katholische Kirche in Aalen

Rund 100 Sängerinnen und Sänger aus vier Chören gestalteten den Jubiläumsgottesdienst „150 Jahre Katholische Kirche Aalen" in der Salvatorkirche. Foto: DRS/Jerabek

Betend, hörend, fröhlich feiernd haben Aalens katholische Gemeinden ihr 150-Jahr-Jubiläum begangen. Höhepunkt war ein Festgottesdienst am Sonntag.

Die Messe brève no. 7 in C von Charles Gounod - dargeboten von rund 100 Sängerinnen und Sängern aus vier Chören der Aalener Kirchengemeinden - bot den imposanten musikalischen Rahmen für den Jubiläumsgottesdienst in der Salvatorkirche. Die Ausdeutung des Christkönigsfestes, das die Kirche am letzten Sonntags des Kirchenjahres begeht, gab den Maßstab für den Rückblick auf bewegte Zeiten und eine kritische Standortbestimmung. Die Feier der Eucharistie, zahlreiche Konzelebranten und Gratulanten und nicht zuletzt die stattliche Zahl kleiner Königskinder, die ein frohes Lied zum Besten gaben, nährten das Vertrauen auf Gottes Zusage für seine Kirche und für die Menschen, die an ihn glauben.

Domkapitular Dr. Heinz-Detlef Stäps erinnerte in seiner Festpredigt an das grundlegend andere Verständnis von einem König, das dem von Papst Pius XI. 1925 zum Hochfest erkorenen Christkönigstag innewohnt. Kurz nachdem das deutsche Kaiserreich untergegangen und die „Führer"-Diktatur „vor der Tür" stand, sei es umso wichtiger gewesen, „den ohnmächtigen Kreuzeskönig als Gegenbild zu allen überzogenen politischen Machtansprüchen als den eigentlichen Herrn anzuerkennen", sagte Stäps. „Jesus, im Evangelium als König der Juden verspottet, ist kein politischer König. Er will König der Herzen sein. Sein Reich ist der Glaube der Menschen, die ihm nachfolgen."

Kirche in Deutschland „kreist nur um sich selbst"

Mit Blick auf aktuelle Entwicklungen in der Kirche sagte Stäps, das eigentliche Problem der katholischen Kirche in Deutschland sei es zurzeit, „dass sie nur um sich selbst kreist". Der Synodale Weg kümmere sich nur um die innerkirchlichen Probleme. „Natürlich müssen wir bei Themen wie Vermeidung von Missbrauch, gleiche Stellung der Frauen, Gleichberechtigung homosexueller Menschen unsere Hausaufgaben machen, um in der Gesellschaft überhaupt noch als relevant angesehen zu werden. Aber der Streit um interne Themen bringt die frohe Botschaft nicht zu den Menschen", so der Domkapitular. „Es ist doch vollkommen egal, ob die Kirche sich nun linksherum oder ob sie sich rechtsherum dreht: Solange sie sich um sich selbst dreht, ist sie keine Kirche. Dann ist sie unfruchtbar und taugt zu nichts."

Nächstenliebe liegt in den Genen der Kirche

Es gelte, sich auf das Erbe der Gründerväter und -mütter in der Zeit vor 150 Jahren zu besinnen, als die katholische Gemeinde in Aalen zur eigenen Pfarrei erhoben wurde. In dieser vom „Kulturkampf" geprägten Zeit seien viele katholische Verbände gegründet worden, in denen die Katholiken ihre Kräfte bündeln konnten, „aber es ging auch immer darum, in die Gesellschaft hineinzuwirken, etwas gemeinsam für die Gesellschaft zu tun". Es liege doch „in unseren Genen als Kirche, dass wir uns für andere Menschen einsetzen, und deshalb bin ich sehr dankbar, dass die Gemeinden hier vor Ort so viel Anstrengungen unternehmen, um Not zu lindern", sagte Stäps und nannte als Beispiele die Sozialstation, die Kindergärten, die Nachbarschaftshilfe, die Armen-Tafel, die Bahnhofsmission, Hilfe für geflüchtete Menschen und das weltkirchliche Engagement. „In vielen diesen Bereichen arbeiten wir ja ganz selbstverständlich auch ökumenisch zusammen."

Monsignore Stäps, der Leiter der Hauptabteilung Weltkirche in der Diözese Rottenburg-Stuttgart und Gebietsreferent für das Dekanat Ostalb ist, zeigte sich davon überzeugt, dass der Hunger von der Weltkarte verschwinden würde, „wenn wir in unserem Land und überall auf der Welt die Güter dieser Erde, die Früchte menschlicher Arbeit und die Gewinne wirklich gerecht verteilen würden". Derzeit gebe es etwa 828 Millionen hungernde Menschen auf der Welt - mehr als das Zehnfache der Einwohnerzahl Deutschlands.

Christen haben allen Grund zu vertrauen

Gleichwohl - und dies sei ja nur eines von vielen Themen, „um die wir uns als Kirche kümmern müssten" - bräuchten Christen nicht verzweifeln, „weil wir vertrauen dürfen, dass Gott diese Welt an ein gutes Ende führt und uns die Kraft gibt, daran mitzuarbeiten. Wenn wir die Hände nicht in den Schoß legen, dann können wir sie getrost in Gottes Schoß legen", sagte der Festprediger. „Der ohnmächtige, zerschundene, von allen verlachte König auf dem Kreuzesthron zeigt uns, dass unsere eigentliche Wirksamkeit erst da beginnt, wo wir selbst nichts mehr tun können, wenn wir uns nur noch auf Gott verlassen können. Werfen wir all unsere Hoffnung auf ihn, vertrauen wir seiner Zusage: 'Und siehe, ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt.'"

Seelsorge ist „Kernkompetenz der Kirche"

Im Namen des Gemeinderats und der Stadt Aalen gratulierte Oberbürgermeister Frederick Brütting zum 150-Jahr-Jubiläum und erinnerte an die Anfänge und die Entwicklung der katholischen Gemeinde in der einst protestantisch geprägten ehemaligen Reichsstadt. Brütting würdigte das kirchliche Engagment in der Kinderbetreuung, der Seniorenarbeit, Nachbarschaftshilfe, der Kinder- und Jugendarbeit. Neben den sozialen und karitativen Aufgaben gelte es heute aber auch dankbar zu sein für die Seelsorge, „die eigentliche Kernkompetenz unserer Kirche". Bei all den notwendigen administrativen und organisatorischen Aufgaben und auch wirtschaftlichen Zwängen hoffe er doch, „dass es unserer Kirche wieder mehr gelingt, der Seelsorge mehr Platz einzuräumen", sagte der SPD-Politiker.

Zahlreiche Gratulanten

Für den evangelischen Kirchenbezirk Aalen überbrachte Dekan Ralf Drescher die allerherzlichsten Glück- und Segenswünsche zum Jubiläum. Weitere Grüße und Glückwünsche trug Roland Steinert, gewählter Vorsitzender des Gesamtkirchengemeinderats der Seelsorgeeinheit Aalen, vor. Der katholische Dekan Robert Kloker übermittelte den Feiernden seine herzliche Verbundenheit und äußerte sich bestärkt in der Hoffnung, dass die katholische Kirche in Aalen mit dem Pastoralteam um Pfarrer Wolfgang Sedlmeier und den vielen kirchenamtlich Tätigen „trotz aller Schwierigkeiten einen guten Weg in die Zukunft finden wird. Wir von der Dekanatsleitung wollen dabei unterstützend und helfend an ihrer Seite sein."

Mit den Kirchengemeinden St. Maria, Salvator und St. Bonifatius sowie den muttersprachlichen Gemeinden der Italiener und der Kroaten - insgesamt etwa 13.000 Katholiken - ist die SE Aalen die größte pastorale Einheit im Dekanat Ostalb, das mit der Seligsprechung von Pater Philipp Jeningen in Ellwangen und „800 Jahre Franziskaner in Schwäbisch Gmünd" in diesem Jahr bereits zwei herausragende Glaubensfeste begehen konnte. Weitere Priester und pastorale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der ganzen Diözese, die aus Aalen stammen oder in Aalen gewirkt haben, aber zumeist aus terminlichen Gründen nicht persönlich anwesend sein konnten, schickten Grußbotschaften zu dem Fest, das mit einem Stehempfang im Salvatorheim endete.

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