Der schwere Busunfall im Jahr 1992 in Donaueschingen und das Zugunglück von Eschede 1998 forderten vielen Tote und Verletzte. Und sie zeigten nachdrücklich, dass die Versorgung der Opfer nur die eine Seite der Nothilfe ist. Auch Angehörige und die Einsatzkräfte selbst brauchen in solchen Situationen Menschen, die für sie da sind, die zuhören und Halt geben. In der Folgezeit organisierten Kirchen und Hilfsorganisationen in vielen Kreisen die Notfallseelsorge.
Biberach gehörte nicht zu den Vorreitern in der Region. "Wir sind aber der erste Landkreis, der das mit Ehrenamtlichen aufgezogen hat", bemerkt Hans-Jürgen Hirschle, katholischer Diakon und damals Klinikseelsorger in Bad Buchau, im Blick auf die Anfänge. In früherer Zeit habe in Notfällen jemand am Pfarrhaus geklingelt und den Geistlichen gerufen. Aber schon zu Beginn des Jahrtausends waren etliche Pfarrhäuser nicht mehr besetzt und die verbliebenen Priester konnten die Organisation einer verlässlichen Bereitschaft nicht stemmen.
Laien als Seelsorgerinnen und Seelsorger
Druck kam unter anderem von den Rettungsdiensten. "Für uns war es wichtig diese Unterstützung zu bekommen, etwa bei der Überbringung von Todesnachrichten", erklärt Helmut Sontheimer, damals psychosozialer Berater bei der Polizei und heute selbst Notfallseelsorger. Der evangelische Polizeipfarrer Friedrich Lechner und Dekanatsreferent Berthold Seeger von katholischer Seite brachten schließlich die Notfallseelsorge in ökumenischer Kooperation, in enger Zusammenarbeit mit den Blaulichtkräften und mit Unterstützung des Landkreises Biberach auf den Weg. Dabei sei es nicht so einfach gewesen der Diözesanleitung klarzumachen, dass auch theologische Laien Seelsorge machen können, erinnert sich Seeger.