Der Weihetag einer Kirche ist mehr als ein Datum und mehr als die Erinnerung an den Prozess, der zum Bau der Kirche geführt hat. Wenn die Gemeinde der Allerheiligenkirche in Ulm den 50. Geburtstag ihres Gotteshauses begehe, so sagte Pastoralreferent Florian Frick-Tamm, feiere sie „ein wichtiges Stück Heimat der Katholikinnen und Katholiken hier in Lehr", wo sich Männer und Frauen aller Herkunft - Vertriebene, Häuslesbauer, Mitarbeiter von Uniklinik und Universität, Bundeswehrkrankenhaus und aus dem neuen Industriegebiet - angesiedelt haben. „Aber nicht nur: Wir feiern heute 50 Jahre kunterbuntes Gemeindeleben mit Kindern, Jugendlichen, mit Eltern und Älteren", die bei verschiedensten Gelegenheiten „und immer wieder hier in diesem Kirchenraum auf je ihre Weise versucht haben, Christinnen und Christen zu sein". Und: „Wir feiern heute eine Zeit, in der die Gemeinde hier zusammen mit ihrem damaligen Pfarrer ein einzigartiges Bildkonzept und eine Ausgestaltung bekommen hat", sagte Frick-Tamm und begrüßte Nikolaus Stark, der damals Pfarrer der Gemeinde war und Künstler der Kirche ist.
Der nach wie vor rührige, fast 94-jährige Ruhestandsgeistliche kam aus Wallerstein im Donau-Ries, um mit seinen früheren und den jetzigen Gemeindemitgliedern zu sprechen und zu feiern - und vor allem um im Festgottesdienst seine Berufung zu leben: Als „Pfarrer, der malt“ erzählte er facettenreich davon, „wie Gott handelt und wie wir handeln sollen“. Vom Sündenfall, als Adam und Eva selber sein wollten wie Gott, über den neuen Anfang in Abraham, Mose am brennenden Dornbusch, das Versagen der Könige bis hin in das Elend von Babylon reichen die Darstellungen an sechs Betonpfeilern der Fertigbaukirche, „die zusammen gesehen werden müssen“, wie Stark betont, um eben dieses Gespür für das Handeln Gottes in der Geschichte zu bekommen. „Was ich an die Wand gemalt habe, das ist unsere Geschichte, nicht eine alte.“