Jubiläum

Sich auf das Wesentliche besinnen

In der (von rechts) von Pfarrer i.R. Nikolaus Stark in leuchtenden Farben künstlerisch ausgestalteten Allerheiligenkirche in Lehr feierten Pfarrvikar Patrick Stauß, Diakon Dr. Hubert Liebhardt und Pastoralreferent Florian Frick-Tamm mit dem malenden Pfarrer, der Gemeinde und zahlreichen Ministranten einen Festgottesdienst zum 50. Kirchweihjubiläum. Foto: drs/Jerabek

Zur Reise durch den Glauben lud Pfarrer i.R. Nikolaus Stark in der von ihm künstlerisch gestalteten Allerheiligenkirche an deren 50. Weihetag ein.

Der Weihetag einer Kirche ist mehr als ein Datum und mehr als die Erinnerung an den Prozess, der zum Bau der Kirche geführt hat. Wenn die Gemeinde der Allerheiligenkirche in Ulm den 50. Geburtstag ihres Gotteshauses begehe, so sagte Pastoralreferent Florian Frick-Tamm, feiere sie „ein wichtiges Stück Heimat der Katholikinnen und Katholiken hier in Lehr", wo sich Männer und Frauen aller Herkunft - Vertriebene, Häuslesbauer, Mitarbeiter von Uniklinik und Universität, Bundeswehrkrankenhaus und aus dem neuen Industriegebiet - angesiedelt haben. „Aber nicht nur: Wir feiern heute 50 Jahre kunterbuntes Gemeindeleben mit Kindern, Jugendlichen, mit Eltern und Älteren", die bei verschiedensten Gelegenheiten „und immer wieder hier in diesem Kirchenraum auf je ihre Weise versucht haben, Christinnen und Christen zu sein". Und: „Wir feiern heute eine Zeit, in der die Gemeinde hier zusammen mit ihrem damaligen Pfarrer ein einzigartiges Bildkonzept und eine Ausgestaltung bekommen hat", sagte Frick-Tamm und begrüßte Nikolaus Stark, der damals Pfarrer der Gemeinde war und Künstler der Kirche ist.

Der nach wie vor rührige, fast 94-jährige Ruhestandsgeistliche kam aus Wallerstein im Donau-Ries, um mit seinen früheren und den jetzigen Gemeindemitgliedern zu sprechen und zu feiern - und vor allem um im Festgottesdienst seine Berufung zu leben: Als „Pfarrer, der malt“ erzählte er facettenreich davon, „wie Gott handelt und wie wir handeln sollen“. Vom Sündenfall, als Adam und Eva selber sein wollten wie Gott, über den neuen Anfang in Abraham, Mose am brennenden Dornbusch, das Versagen der Könige bis hin in das Elend von Babylon reichen die Darstellungen an sechs Betonpfeilern der Fertigbaukirche, „die zusammen gesehen werden müssen“, wie Stark betont, um eben dieses Gespür für das Handeln Gottes in der Geschichte zu bekommen. „Was ich an die Wand gemalt habe, das ist unsere Geschichte, nicht eine alte.“

„Auch uns kräht der Hahn“

Gott habe sein Volk in die Freiheit geführt, „aber es ist ein störrisches Volk: Wenn es den Menschen gut ging, dann wollten sie selber bestimmen und nicht auf seine Stimme hören“ - Zerstreuung und Elend waren die Folge. „Auch Ideologien wie Marxismus und Nationalismus führen zum Elend, wenn man Gott nicht mehr als den Herrn anerkennt“, ist Stark überzeugt. Aber Gott lasse sein Volk nicht allein: Babylon sei nicht nur die Zeit des Exils, sondern auch die Zeit der Umkehr. Und: Die Treue Gottes „kennt keine Grenzen. Auf diese Treue Gottes dürfen wir uns verlassen.“ Als Wunsch gab Stark der Allerheiligen-Gemeinde mit auf den Weg, sie möge „auch treu zu ihm stehen“.

Ein echter Hingucker ist auf dem großen Altarraumgemälde der „zu Jesus hinkraulende Petrus“, wie Florian Frick-Tamm es beschreibt, „der einfach nur wissen will, ob Jesus ihn noch lieb hat“. Für Pfarrer Stark ist diese Szene nicht zu trennen vom Anfang des Kreuzwegs auf der gegenüberliegenden Seite der Kirche, wo er den krähenden Hahn und den verleugnenden Petrus gemalt hat, „der hinausgeht und bitter weint. Und Petrus wird dann gefragt, an Ostern: Petrus, bist du mir Freund? - Aber nicht nur der Petrus wird gefragt; auch uns kräht der Hahn.“

„Nur was man kennt, das kann man auch lieben“

Jede und jeder Getaufte ist zur Gemeinschaft der Heiligen - zu Allerheiligen - berufen, aber „wir müssen unseren Glauben zuerst kennenlernen. Was man liebt, das will man auch kennen. Und nur was man kennt, das kann man auch lieben“, ist Pfarrer Stark überzeugt. Weil Jesus Christus nicht nur ein ein kleines gewöhnliches Kind sei, „sondern der, der am Schluss die Welt richten wird", gelte es, sich auf das Wesentliche zu besinnen. Dazu wollte und will der Künstlerpfarrer mit den Steinarbeiten und mit den Bildern in dieser Kirche einladen. 

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