Die Liebfrauenkirche ist die zweitälteste Kirche in Ravensburg. Die Fenster im Chorraum der 1279 geweihten Kirche entstanden im Jahr 1419 und zählen damit zu den ältesten erhaltenen Glasmalereien aus jener Zeit im süddeutschen Raum.
Irrtümlich wurde als Entstehungsjahr zunächst 1415 angenommen, was aber laut Riedle auf einem Lesefehler beruhte. Er beschrieb im Vortrag zunächst, wie Glas damals gefertigt wurde. Wesentliche Bestandteile waren Sand und Buchenasche. Um ein Kilogramm Glas herzustellen, brauchte es aufgrund der notwendigen Temperatur von 1.200 bis 1.300 Grad etwa 250 Kilogramm Buchenholz als Brennmaterial.
Die Weiterverarbeitung zu farbigen Fenstern erfolgte im Mittelalter vor allem im Kirchenraum. Bis 1400 wurde der Entwurf auf Holztafeln, die mit Kreidegrund überzogen wurden, gemalt, später auf Papier. Umrisslinien dienten dem Zuschnitt. Die Zeichnung der Figuren wurde mit Schwarzlot aufgebracht, einer Mischung aus zerkleinertem Glaspulver und Eisen- bzw. Kupferoxid sowie einem Bindemittel, z.B. Wein, Essig. Deckende Konturen wurden mit dem Pinsel aufgetragen, Halbtöne und Schattierungen flächig vertrieben.
Das Bildprogramm der Apostelfenster in der Liebfrauenkirche zeigt in sechs großen Medaillons, die nur durch den Farbwechsel von Rot und Blau im Hintergrund rhythmisiert werden, die Unterweisung und Auslegung des apostolischen Glaubensbekenntnisses. Jedem Apostel ist ein Glaubenssatz aus dem „Credo“ zugeordnet. Sie beginnen unten bei Petrus und Andreas auf einem horizontal durchlaufenden Schriftband in halber Höhe in lateinischer Sprache und werden leicht abgekürzt wiedergegeben Die Apostel erscheinen nur als kleine Figuren zwischen den großen Medaillons und stützen oder tragen diese gewissermaßen.
Laut Pfarrer Riedle gibt es kein vergleichbares Bildprogramm um 1400, das so textlastig ist, zumal die Schrift von unten kaum zu lesen sei. Der Entwurf wird einem Klosterbruder oder Abt Blarer vom Kloster Weingarten zugeschrieben. Als Ort der Herstellung der Apostelfenster wird Ravensburg vermutet, wofür es jedoch leider keinen Nachweis gibt.