Die Diözese Rottenburg-Stuttgart zieht nach der Teilnahme ihres Bad Mergentheimer Internatsleiters an einer AfD-Parteiveranstaltung in Assamstadt am 18. November Konsequenzen: Der Diakon im Zivilberuf erhält auch wegen seines Verhaltens nach der Veranstaltung eine Abmahnung. Zudem wird er zeitnah eine persönliche Auszeit in einer kirchlichen Einrichtung nehmen und sich bei einem Elternabend im Internat Maria Hilf gegenüber dem Kollegium, den Eltern und Kindern gegenüber erklären. Dies ist das Ergebnis eines Personalgesprächs diese Woche im Bischöflichen Ordinariat in Rottenburg.
Wie mehrere Medien berichteten, hatte der Internatsleiter am Ende der AfD-Parteiveranstaltung am 18. November von dem durch den Verfassungsschutz als extremistisch eingestuften Thüringer AfD-Landesvorsitzenden Björn Höcke sich auf der Bühne dessen Buch „Nie zweimal in denselben Fluss“ signieren lassen und ihm bei seinem Abgang ein „Weiter so!“ zugerufen – dokumentiert im Mitschnitt der Veranstaltung auf YouTube. Eine entsprechende Presseanfrage zu seinem Auftritt in Assamstadt quittierte er in einer E-Mail mit persönlichen Angriffen auf den Journalisten. Dieser machte daraufhin die Angelegenheit öffentlich. Weitere Medien griffen den Fall auf.
In einer persönlichen Stellungnahme bedauert der Internatsleiter jetzt, dass „durch ein fehlerhaftes Verhalten von meiner Seite“ in der Öffentlichkeit der Eindruck entstanden sei, dass er rechtsradikale, menschenverachtende, fremdenfeindliche und antisemitische Positionen vertrete. Dies sei aber nicht der Fall: „Ich bin seit meiner frühesten Jugend in der katholischen Kirche und im christlichen Glauben beheimatet. Entsprechend ist mein ganzes Denken und Handeln durch die christliche Botschaft geprägt.“ Da er durch Ereignisse in der Corona-Pandemie seine politische Heimat verloren habe, sei er bei der Suche nach Alternativen zum Beispiel beim Thema Familienbild bei der AfD fündig geworden. Seinen Auftritt mit Björn Höcke auf der Bühne hingegen bezeichnet der Internatsleiter im Nachhinein als Fehler: „Ich habe mich hier gewaltig verlaufen. Das ist mir erst spät, auch durch das Gespräch mit meinen Dienstvorgesetzten in Rottenburg, klar geworden.“ Der begangene Fehler laste schwer auf ihm. Für die E-Mail an den Journalisten entschuldige er sich – und wolle nun versuchen, verloren gegangenes Vertrauen wieder neu aufzubauen.