Pontifikalamt

“Adiós Nonino”

Teresa Corral und ihr Mann Tammo Diercks nehmen Abschied von Papst Franziskus in der Konkathedrale St. Eberhard in Stuttgart. Foto: DRS/ Nelly Swiebocki-Kisling

Die Messe vom Tag mit Totengedenken an den verstorbenen Papst Franziskus in der Konkathedrale St. Eberhard würdigt den Verstorbenen mit Tangomusik.

Abschied vom ersten gebürtigen Nichteuropäer im Papstamt

Die vielen Menschen, die am 25. April um 18 Uhr anlässlich des Todes von Papst Franziskus zum Pontifikalrequiem in die Konkathedrale St. Eberhard in Stuttgart gekommen sind, sind in Trauer. Der Abschied in der Konkathedrale ist ihnen ein spürbar ehrliches Bedürfnis, denn das Leben und der Tod des ersten argentinischen Papstes der Geschichte hat viele tief berührt. Der gebürtige Jorge Mario Bergoglio war nicht nur der erste gebürtige Nichteuropäer im Papstamt seit dem im 8. Jahrhundert amtierenden Gregor III, er war nicht nur Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche und Staatsoberhaupt des Vatikans. Franziskus war ein Mann, der für ein bescheidenes Leben eintrat und seine Kirche reformieren wollte. Er war ein ausgesprochener Kritiker des unreglementierten Kapitalismus, des Wirtschaftsliberalismus, des Konsumismus. Er setzte sich für Klimaschutz-Maßnahmen und gegen die globale Erwärmung ein. Er wünschte sich die Teilhabe von Frauen als Mitgestalterinnen. Und er begegnete den Menschen am Rande der Gesellschaft. Das alles predigte er nicht nur, er lebte es den 1,4 Milliarden Katholiken weltweit vor.

Tangos für den Verstorbenen

Und so würdigen Bischof Dr. Klaus Krämer und die Konzelebranten Stadtdekan Dr. Christian Hermes, Pfarrer Dr. Robert-Gerard Lawson sowie Diakon Achim Dannecker in einer persönlich gestalteten Messe vom Freitag der Osteroktav dem Menschen Franziskus. Um der Tango-Liebe des Argentiniers Referenz zu erweisen, spielt Konzert-Akkordeonist Ulrich Schlumberger gemeinsam mit seiner Tochter, der preisgekrönten Violinistin Maria Schlumberger, die Tangos „Ave Maria“, „Chiquilín de bachín“ und zum Auszug „Adiós Nonino“ von Astor Piazzola – auf Deutsch „Adieu Großvater“. Die Domkapelle untermalt das Pontifikalamt mit Auszügen aus Gabriel Faurés Totenmesse, kein dramatisches Requiem, sondern ein sanftes, versöhnliches, in dem der Trost und die Hoffnung im Mittelpunkt stehen.

„Beten Sie für mich!“

Bischof Krämer erinnert die Gemeinde daran, wie wichtig es dem Papst war, dass die Menschen für ihn beten. „Beten Sie für mich!“ forderte er seine Besucher stets auf. Der Bischof nennt Papst Franziskus ein Vorbild.

 

„Wir sind gewiss, vom Haus des Vaters wird er auf uns blicken und er wird uns sehen.“ (Bischof Dr. Klaus Krämer)

Es war Simon Petrus, der als erster handelte

In seiner Predigt geht Bischof Dr. Klaus Krämer auf das heilige Evangelium nach Johannes (Joh 21,1-14) ein, in dem sich Jesus den Jüngern am See von Tibérias offenbarte. Der Jünger, den Jesus liebte, erkannte diesen als erster, doch es war Simon Petrus, der als erster handelte. Krämer erklärt, wie hier die Rolle des Petrus sehr deutlich wird: „Er springt in den See und geht Jesus Christus entgegen“. Die Begegnung mit dem Auferstandenen, so der Bischof, war Kraftquelle der Jünger und vor allem des wankelmütigen Petrus, der am Ende jedoch immer wusste, dass sein Platz an der Seite Jesu ist. „Diese Zerreißprobe hat auch das Pontifikat von Papst Franziskus geprägt“, predigt Bischof Krämer, der in Papst Franziskus Petrus, den ersten Schäfer der Katholischen Kirche, erkennt. Dreimal fragt Jesus Petrus, ob dieser ihn liebt. Dreimal bejaht Petrus diese Frage, bevor Jesus ihm den Auftrag gibt, seine Schafe zu weiden und den Glauben an ihn weiterzugeben – einen Dienst, den seitdem alle nachfolgenden Päpste wahrnehmen und den Franziskus zwölf Jahre lang erfüllte.

„Franziskus hat das alles ausgehalten“

Dr. Krämer spricht über das Pontifikat des verstorbenen Papstes: „Den einen gingen die Reformen nicht weit genug, die anderen hätten die Zeit am liebsten zurückgedreht. Franziskus hat das alles ausgehalten“. Der synodale Weg sei eine der größten Prozesse, die Franziskus angestoßen habe. Der Papst habe eine synodale Kirche gewollt, sowie eine Kirche, die auch die anderen Religionen ernst nimmt, so Klaus Krämer: „Er hat sich für verschiedene Meinungen interessiert und er wollte vor allem niemanden ausschließen. Er wollte nicht nur Kirche der Armen sein, sondern eine arme Kirche an der Seite der Armen, die den Geruch der Schafe hat, wie Franziskus selbst sagte.“ Der Bischof erinnert an die Enzykliken von Papst Franziskus, besonders an „Laudato Sí“ in der er die Verantwortung für den Erhalt der Schöpfung beschreibt und „Fratelli Tutti“, über die Geschwisterlichkeit und die soziale Freundschaft und gegen alle Nationalegoismen. Der Bischof nennt Franziskus einen prophetischen Papst, der den Blick auf den globalen Süden gelenkt hat. Und gerne unbequem war. Bischof Klaus Krämer beschreibt Franziskus: „Er hatte das Image eines kritischen, und wie manche sagten, linken Papstes. Aber er hat sich immer an Jesus Christus orientiert.“

Pontifikalrequiem anlässlich des Todes von Papst Franziskus

„Er war wie einer von uns!“

Am Ende gibt es gibt viel Applaus für die musikalischen Beiträge, die die Heimat des Verstorbenen würdigen. Bischof Krämer erklärt: „Diese Musik und der Applaus sind Zeichen der Wertschätzung und vor allem der Dankbarkeit, dass wir diesen Papst haben durften.“

Margarete Mansbart hat das Pontifikalamt für den Papst sehr berührt: „Der Gottesdienst hat so viele Facetten angesprochen: intellektuell, musikalisch und emotional. Es war ein Requiem für alle Sinne.“

Nach dem Gottesdienst stehen auch Teresa Corral und ihr Mann Tammo Diercks vor dem Bildnis von Papst Franziskus und nehmen Abschied. „Er war ein Papst des Volkes mit einer ungeheuer hohen emotionalen Intelligenz,“ sagt die Spanierin aus Bilbao. Sie erinnert sich, wie Franziskus in der Coronazeit über Skype mit den Menschen sprach. Das habe sie sehr beeindruckt, sagt sie: „Er war wie einer von uns!“ Ihr Mann Tammo Diercks pflichtet ihr bei: „Ich bin zwar evangelisch, ich habe aber den allergrößten Respekt vor Papst Franziskus. Er war ein sehr guter und integrer Mensch, ein Papst auf Augenhöhe, nicht nur für die Eliten.“

Weitere Nachrichten

Bischof
Bischof Dr. Klaus Krämer besucht die Israelitische Religionsgemeinschaft Württemberg (IRGW) und feiert mit Rabbiner Yehuda Puschkin Schabbat.
Weiterlesen
Tod und Trauer
Porträtfoto
Die Spiritualität hat inzwischen einen festen Platz in der hospizlichen Begleitung Sterbender - Interview mit Dr. Margit Gratz.
Weiterlesen