Die Wiblinger Adventstafel gehört nicht nur zu den etwa ein Dutzend ökumenisch organisierten Vesperkirchen, sondern ist im Kalender auch eine der ersten im Land. Zum achten Mal ist das Team um Gisela Bantle am Start. Stabile braune Papiertüten sind an einem langen Tisch im Foyer des Gemeindezentrums aufgereiht und sorgsam befüllt. Die Gulaschsuppe, die am Vormittag gekocht wurde, ist in Rundgläser abgefüllt. Zu jeder Tüte gibt es ein freundliches „Willkommen“, ein wenig Smalltalk und ein Lächeln mit den Augen.
Die Frauen hinter dem Tisch freuen sich über jeden Gast und lassen ihn das auch spüren – und sind trotzdem etwas traurig, dass die Adventstafel heuer so anders ist. „Eigentlich ist die Stimmung das Besondere“, sagt Eleonore Fröhlich, die von Anfang an im Team dabei ist. Denn das schöne Miteinander unterschiedlichster Menschen ist ja eigentlich wichtiger Bestandteil des Konzepts. „Die Leute haben es genossen, im Warmen zu sitzen“, berichtet Gisela Bantle. Nach dem Mittagessen im Saal der katholischen Gemeinde konnten die Gäste in dem nur durch eine Tür getrennten Zentrum der evangelischen Zachäusgemeinde noch Kaffee trinken und Lebkuchen essen. Von Anfang an war dem federführenden Sozialausschuss von St. Franziskus die Gemeinschaft mit den evangelischen Nachbarn sehr wichtig. Ökumenisch gestaltet ist auch die etwa zehnminütige Andacht, die täglich um 12.30 Uhr in der Kirche St. Franziskus gestaltet wird.
Zwischen 100 und 130 Gäste täglich kommen in „normalen“ Jahren zur Adventstafel am Tannenplatz. Viele ältere Menschen sind dabei, die sich unterhalten wollen, auch Alleinerziehende, insgesamt aber ein schöner Querschnitt der Einwohner von Wiblingen. Rund 30 Ehrenamtliche kümmern sich um sie. Heuer reicht ein halbes Dutzend. Vor diesem Hintergrund sei eine Tüte etwas unpersönlich, räumt Gisela Bantle ein. Trotzdem sei klar gewesen, dass die Adventstafel auch unter Corona-Bedingungen und gerade dann stattfinden soll. Landesweit rechnet man damit, dass ein Viertel der Versperkirchen entfallen; andere, wie die Ulmer Vesperkirche, eine der größten und ältesten in Württemberg, planen ebenfalls eine Verspertütenaktion.
Großzügige Spenden
Der Anteil derer, die bedürftig sind, sei in diesem Jahr höher, berichten die Wiblinger Frauen. Insgesamt rechnen sie – wegen Corona – mit weniger Gästen. „Wir hoffen noch auf etwas Mund-zu-Mund-Propaganda“, sagt Eleonore Fröhlich. Jeder Gast entscheidet selbst, ob er etwas in die Spendenbox, die dezent am Rand des Tisches steht, einwerfen kann und will. Dankbar ist das Adventstafel-Team deshalb für die großzügigen Spenden örtlicher Firmen und Geldinstitute. „Der Rewe-Markt verkauft in diesem Jahr Vespertüten satt Silvesterböller“, freut sich Gisela Bantle. Deshalb sollen auch am 5., 7. und 9. Januar Vespertüten verteilt werden, dann vielleicht als ökumenische Neujahrs- oder Dreikönigstafel.