Das Eintreten gegen Rassismus ist nach Ansicht des Dekanats Heilbronn-Neckarsulm eine demokratische Pflicht. „Wir verstehen Kirche als Dialograum, in dem Erfahrungen von Rassismus zur Sprache kommen sollen“, sagt der stellvertretende Dekan Hans-Jörg Häuptle. Um sich für die Würde des Menschen, Gleichberechtigung und eine gelingende Kommunikation miteinander auf Augenhöhe einzusetzen, haben deshalb verschiedene Fachdienste und Arbeitsbereiche im Dekanat das Projekt „GLEICH:WERT“ gegründet.
Unter diesem Motto wollen die Beteiligten Veranstaltungen anbieten, die informieren, sensibilisieren und Orientierung zum Handeln geben können. „Die Ablehnung von Menschen aufgrund ihrer Herkunft, Identität oder Hautfarbe, das verachtende Sprechen bis hin zur gewaltsamen Aktionen ist menschenverachtend“, schreiben die Projektmitglieder.
Beteiligt an dem Projekt sind Vertreterinnen und Vertreter unter anderem aus der Schulpastoral, der Erwachsenenbildung, der Betriebsseelsorge, der Caritas und dem Jugendreferat.
Der Wert der Vielfalt
„Das Projekt entstand aufgrund der gesellschaftlichen Entwicklung in Bezug auf zunehmende rassistische Tendenzen, Äußerungen und Handlungen“, sagt Betriebsseelsorger Josef Krebs. So wie die anderen Dienste auch, habe die Betriebs-und Fernfahrerseelsorge mit Menschen aus unterschiedlichen Religionen, Kulturen und Nationalitäten zu tun. „Wie der Name ,Gleich:Wert‘ ausdrückt, ist es auch mir ein Anliegen, ein Gegengewicht zu rassistischen, fremdenfeindlichen und menschenverachtenden Tendenzen zu setzen“, betont Krebs.
„Wir wollen uns auch mit diesem gemeinsamen Projekt dafür einsetzen, dass Unterschiede vorurteilsfrei wertgeschätzt werden und die damit verbundenen Potentiale unser Dekanat und unsere Region bereichern können“, sagt Caritas-Regionalleiter Stefan Schneider. Im Blick stünden deshalb die Vielfalt der Menschen und ihre Unterschiedlichkeit hinsichtlich Geschlecht, ethnischer Herkunft, Weltanschauung und auch sexueller Identität, betont Schneider.
Engagement aus christlichem Menschenbild
„Täglich erleben Menschen Rassismus. Das geschieht im Alltag, oft schon in der Art und Weise wie gesprochen wird“, sagt Norbert Hackmann von der Erwachsenenbildung. Nicht zuletzt eröffneten auch die sozialen Medien neue Möglichkeiten, auszugrenzen und zu hetzen.
Rassismus sei ein gesamtgesellschaftliches Problem, als Kirche sei man Teil dieser Gesellschaft. „Wir sehen es als wichtige gesellschaftliche Aufgabe an, uns aus christlicher Sicht gegen Rassismus zu engagieren“, sagt Hackmann. In der Projekt-Vorbereitung habe sich auch der Titel „GLEICH:WERT“ gefunden. „Es ist ein klares Statement auch aus unserem christlichen Menschenbild heraus“, sagt der stellvertretende Dekan Hans-Jörg Häuptle.
Buchautorin zu Gast
Den Auftakt dieses Projekts bildet nun eine Lesung mit der Autorin Kübra Gümüsay am Dienstag, 28. September, um 19.30 Uhr im Heinrich-Fries-Haus. Ihr Buch „Sprache und Sein“ wurde viel beachtet und machte die Verfasserin landesweit zu einer gefragten Gesprächspartnerin, etwa wenn es um die Frage geht, wie Kommunikation gelingt oder wann sie gefährlich wird.
Die 1988 in Hamburg geborene Gümüsay ist eine Journalistin, Autorin, Bloggerin und Netz-Aktivistin. Ihre Eltern hatten die Türkei verlassen, weil ihre Mutter zur damaligen Zeit aufgrund ihres Kopftuches nicht mehr als Dozentin an der Universität Istanbul tätig sein durfte. „Das Besondere an ihr ist, dass es ihr gelingt, die Menschen dafür zu sensibilisieren, dass wir nicht nur in bestimmten Kategorien denken dürfen, also weg vom Schubladen-Denken“, betont Hackmann.