Katholikentag

Als Kirche auf dem Land „leben teilen“

Gruppenbild der genannten Personen

Barbara Eggers, Fridolin Koch, Dr. Anja Hirscher und Monica Settele (v.l.n.r.) bringen Themen des ländlichen Raums beim Katholikentag in Stuttgart ein - Foto: K-Punkt Ländliche Entwicklung

Monica Settele und Fridolin Koch bringen auf dem Katholikentag Themen der Menschen im ländlichen Raum ins Gespräch.

„Die Kirche bleibt im Dorf“ - außer dem Titel hat die Podiumsveranstaltung auf dem Katholikentag in Stuttgart wenig gemein mit der schrullig-schrägen, schwäbischen Fernsehserie aus dem letzten Jahrzehnt. Monica Settele und Fridolin Koch vom K-Punkt Ländliche Entwicklung in Heiligkreuztal haben dieses Podium und vier Workshops beim großen Kirchentreffen Ende Mai auf den Weg gebracht.

„Die Kirche hat wahnsinniges Potenzial im ländlichen Raum“, erklärt Koch. Und er verweist auf die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Kirchengebäude und Gemeindehäuser sowie auf so manche Grundstücke. „Was davon können wir fürs Gemeinwohl im Dorf zur Verfügung stellen?“, überlegt der Diplomgeograf. Es gehe dabei um die Lebensqualität auf dem Dorf, die auch den Kirchengemeinden zugutekommt.

Gemeinde Amtzell als Vorzeigeprojekt

Als der Abgabeschluss für das Programm des Katholikentags Anfang April näher rückte, entschieden sich Settele und Koch dazu, die inhaltlichen Schwerpunkte ihrer Arbeit als Themen einzureichen. Der K-Punkt, eine Einrichtung der Diözese Rottenburg-Stuttgart, steht für Knotenpunkt. Er soll Akteurinnen und Akteure aus der Zivilgesellschaft, der Politik, der Kirche und der Wirtschaft im ländlichen Raum vor Ort zusammenbringen.

Eines der Vorzeigeprojekte ist die Gemeinde Amtzell mit mehr als 4.000 Einwohnern. Sie bildet das westliche Tor zum Allgäu im Landkreis Ravensburg. Dort bündelt der Verein Füreinander–Miteinander, der einst aus dem katholischen Krankenpflegeverein hervorging, sämtliche sozialen Initiativen vor Ort vom Hospizdienst bis zur Flüchtlingshilfe. Der Vorsitzende des Vereins, der ehemalige Bürgermeister und Landtagsabgeordnete Paul Locherer, ist bei zwei Veranstaltungen auf dem Katholikentag dabei.

An vielen Orten wohnen

Als der K-Punkt die Referenten vorgeschlagen hatte, wussten Locherer und die Podiumsteilnehmerinnen und -teilnehmer noch nichts davon. „Die offizielle Anfrage lief über das Katholikentagsbüro“, erklärt Settele und freut sich, dass fast alle zusagten. Die Diplompädagogin bringt auch das Thema Wohnen junger Erwachsener auf dem Land ein und nennt das Stichwort Multilokalität.

Wenn Studierende in der Unistadt wohnen, die Wochenenden und Semesterferien aber am Heimatort verbringen, bleibt ihnen dort oft nur ihr ehemaliges Kinderzimmer. Dann haben sie an einem dritten Ort noch eine Beziehung, wo sie häufig hinfahren. „Die kaufen sich keine Eigentumswohnung auf dem Land“, betont Settele. Geteiltes Wohnen mit einer persönlichen Rückzugsmöglichkeit könnte für sie eine attraktive Wohnform sein und ein Abwandern in die Stadt verhindern.

Mit konkreten Beispielen aus der Praxis

Im Moment ist im ehemaligen Pfarrhaus von Bettringen bei Schwäbisch Gmünd ein solches Projekt für Junges Wohnen in Planung. Das Thema stellt sich aber auch im Alter, wenn etwa nach dem Auszug der Kinder das Einfamilienhaus zu groß geworden ist. „Wie ist das bei mir? Wie möchte ich im Alter leben? Was müsste ich jetzt schon in meinem Umfeld anstoßen, dass ich im Alter so leben kann?“, diese Fragen möchte Koch auf dem Katholikentag bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern anstoßen.

Dass sie in Stuttgart nicht nur abstrakt reden wollen, darin sind sich Settele und Koch einig. Konkrete Praxisbeispiele und Impulse sollen die Themen ins konkrete Leben der Menschen übersetzen und diese in den Austausch bringen. Beide haben schon Katholikentagserfahrung und freuen sich auf die Tage Ende Mai. „Es kommen viele aus dem ländlichen Raum in die Landeshauptstadt“, sind die K-Punkt-Verantwortlichen überzeugt. Und sie hoffen, dass durch viele engagierte Christinnen und Christen die Kirche im dörflichen Sozialraum erlebbar bleibt.

Weitere Nachrichten

Fastenzeit
Mit Josef Fussenegger, Vorsitzender des Kirchengemeinderats St. Martin in Wangen, endet unsere Impulsreihe "Was uns bewegt" in der Fastenzeit.
Weiterlesen
Nachruf
Die Diözese Rottenburg-Stuttgart trauert um Prälat Franz Glaser. Der langjährige Domkapitular verstarb am 22. März im Alter von 85 Jahren.
Weiterlesen