Jugend

An vielen Orten miteinander verbunden

Der Jugendtag 2021 der Untermarchtaler Schwestern konnte anders als üblich nur dezentral stattfinden, wie hier auf dem Egginger Dorf- und Kirchplatz. Nach dem Jugendgottesdienst bekam jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer eine Kerze mit dem Jugendtagslogo überreicht. Foto: DRS/Jerabek

Rund 1500 junge Menschen feierten den Jugendtag 2021 dezentral und digital. Zum Beispiel in Ulm-Eggingen.

Weil die Leute nicht in großer Zahl zum Jugendtag kommen konnten, kam der Jugendtag zu ihnen: Ausnahmsweise fand das von den Untermarchtaler Schwestern organisierte Jugendtreffen nicht auf der großen Jugendtagswiese im Kloster statt, sondern an vielen Orten in kleiner Form.

Was ist Mut? Wen finde ich mutig? Was war das Mutigste, das ich je gemacht habe? „Sich diese Fragen einmal zu stellen, die man sich selbst sonst nicht stellt, das finde ich gut“, sagt Julius Strobel. In einer kleinen Gesprächseinheit in Zweiergruppen hat sich der 18-jährige Ministrant Gedanken über Mut gemacht – so wie 50 andere junge Leute beim „Jugendgottesdienst am Jugendtag“ in der Seelsorgeeinheit Ulm-Hochsträß und rund 1500 weitere an 35 Orten in der ganzen Diözese.

Viel lieber hätte sich Julius Strobel aufs Rad geschwungen, um wie in früheren Jahren im Rahmen einer Sternwallfahrt mit seinen Freunden nach Untermarchtal zu fahren und dort mit 1000 bis 2000 jungen Menschen ein großes Fest des Glaubens zu feiern. Wegen Corona nicht möglich. Er vermisst die Begegnung mit den vielen jungen Leuten, mit „den Massen“ in Untermarchtal, denn „da ist eine ganz andere Dynamik da; die Atmosphäre ist eine ganz andere“, sagt er. Aber immerhin sei der Jugendtag nicht ausgefallen, sondern habe in einer anderen Form stattgefunden – eben dezentral wie hier auf dem Egginger Dorf- und Kirchplatz.

Etappenziele setzen und auch kleine Augenblicke genießen

„Gehe mutig von Augenblick zu Augenblick“ lautete das Leitwort, das einem Postulat von Ordensgründerin Luise von Marillac entnommen ist. Für Emelie Holdenried greift das Motto das Lebensgefühl vieler junger Menschen auf: „Gerade zurzeit neigt man vielleicht öfter dazu, den Mut zu verlieren“; da sei eine Ermutigung und die Zusage, dass auch Gott dabei hilft, Hoffnung zu haben, sehr wertvoll. „Ich find’s auch gut, dass gesagt wurde: nicht immer nur im ‚Großen und Ganzen‘ zu denken, sondern sich Etappen zu setzen und die kleinen Augenblicke auch zu genießen.“ Auch wenn dieser Jugendtag anders gewesen sei als sonst, „fand ich es schön, dass er trotzdem stattgefunden hat“. Es sei gut zu wissen, dass auch Andere den Jugendtag gefeiert haben.

Meldungen über dezentrale Angebote zum Jugendtag bekam das Jugendtagsbüro aus fast allen Regionen der Diözese: von Lauterbach (Dekanat Rottweil) im Südwesten bis Unterschneidheim (Dekanat Ostalb) im Nordosten, von Bad Saulgau bis Remshalden (Dekanat Rems-Murr). Besonders gut vertreten waren Oberschwaben und die Ostalb.

Livestream und "rent-a-sister"

In manchen teilnehmenden Seelsorgeeinheiten waren die Jugendlichen auch pilgernd unterwegs: In einem Actionbound, einer multimedialen Rallye, steuerten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bestimmte Stationen an, an denen sie mittels Texten, Liedern, Gebeten und kreativen Elementen die Ordensgründerin Luise von Marillac kennenlernten und sich mit dem Thema Mut beschäftigten. Statt einer großen Sternwallfahrt gab es „viele kleine Sternchenwallfahrten“, so hatten es die Schwestern liebevoll umschrieben. „Ihr könnt an unterschiedlichen Orten mit unterschiedlichen Zielen unterwegs sein, aber trotzdem verbunden miteinander.“ Jugendliche, die keine Möglichkeit hatten, wohnortnah an einer Sternchenwallfahrt oder einem anderen Angebot teilzunehmen, konnten wenigstens den Gottesdienst aus der Vinzenzkirche in Untermarchtal per Stream mitverfolgen. Allen gemeinsam galt die Einladung der Schwestern, „mutig im Hier und Jetzt zu sein und zu handeln. Schritt für Schritt weiter zu gehen, gerade jetzt in dieser Zeit, wo Planen so schwierig ist.“

Wo möglich, gestalteten die Untermarchtaler Schwestern die Gottesdienste mit, vor allem an den Orten, an denen sie ohnehin wirken, etwa in Schwäbisch Gmünd, in Munderkingen und am Marienhospital in Stuttgart. In Eggingen war Schwester Marlies Göhr, Ulmer Dekanatsbeauftragte für Schulpastoral, mit von der Partie – eine Art „rent-a-sister“, wie Jugendreferentin Birgit Brunnquell scherzhaft formuliert, und auf jeden Fall eine schöne Geste, wie Teilnehmer Julius Strobel findet: Auch, dass die Generaloberin Schwester Elisabeth Halbmann in einem Grußwort zu hören war und dass jeder Jugendliche eine kleine Jugendtagskerze mit nach Hause nehmen konnte, sei eine coole Sache.

Trotz allem: „Ich vermisse Untermarchtal schon sehr“, sagt Brunnquell, „der Ort und die Schwestern dort sind einmalig, das kann man hier nicht nachmachen.“ Man müsse den Jugendtag vor Ort und live erleben. „Die Sehnsucht wächst, dass es nächstes Jahr wieder so ist wie immer.“

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