Architektur

And the winner is…..

Markus Scheifele und Michael Medla mit dem Siegerentwurf des Architekturbüros Bez+Kock Architekten aus Stuttgart. Foto: DRS/ Nelly Swiebocki-Kisling

Gewinner des Architekturwettbewerbs für das neue Bischöfliche Jugendamt in Wernau ist das Architekturbüro Bez+Kock Architekten aus Stuttgart.

Fast fünf Monate dauerte es, bis der Gewinner des Wettbewerbs feststand. Am 16. September waren die Wettbewerbsunterlagen an die teilnehmenden Architekten eingegangen. Vier Monate später war die Deadline für die Einreichung der Modelle. Am 28. Januar schließlich wurde in einer Preisgerichtsitzung der Sieger des Wettbewerbs gefunden. „Wir haben gestern in Wernau einen spannenden Tag mit intensiven Diskussionen aller Preisrichter und Berater bei der Preisgerichtssitzung unter der Leitung von Frau Jórunn Ragnarsdóttir verbracht und uns dann einstimmig unter den sieben sehr unterschiedlichen Beiträgen auf einen Siegerentwurf geeinigt,“ berichtet Sonja Tauchmann von der Abteilung Grund- und Bauverwaltung im Bischöflichen Ordinariat der Diözese Rottenburg-Stuttgart.

Ein erster Preis und zwei dritte Plätze

Mit dem ersten Preis ausgezeichnet wurde das Büro Bez+Kock Architekten in Stuttgart, die zwei dritten Preise gingen an Braunger Wörtz Architekten in Blaustein sowie an Steimle Architekten aus Stuttgart.

Gegenstand des Wettbewerbs war der Vorentwurf für den Neubau eines Verwaltungsgebäudes in der Antoniusstraße als Ersatz für das Jugendhaus St. Antonius in Wernau. Den Vorsitz des Preisgerichts hatte Frau Ragnasdóttir aus dem Büro Lederer Ragnarsdóttir Architekten, die bereits den Neubau des Kuriengebäudes in Rottenburg geplant und gebaut haben. Stimmberechtigt bei der Abstimmung waren vier Fach- und vier Sachpreisrichter mit Stellvertretern aus dem Bischöflichen Ordinariat, unter anderen als Sachpreisrichter Weihbischof Thomas Maria Renz, und aus dem Diözesanrat, freien Architekten sowie den beiden Diözesanleitern des Bischöflichen Jugendamtes Markus Scheifele und Michael Medla.

Eindeutiger Gewinner des Wettbewerbs

Sonja Tauchmann ist sehr zufrieden mit dem Ergebnis und freut sich schon auf die  Zusammenarbeit in der Umsetzung des Entwurfs mit dem Büro Bez+Kock – und vor allem, dass die Preisrichter unter dem hochrangigen Teilnehmerkreis einen eindeutigen Gewinner des Wettbewerbs festlegen konnten. Sonja Tauchmann erklärt den Erfolg des Siegerentwurfs: „Der Gebäudeentwurf hat uns im städtebaulichen Ansatz überzeugt, weil er durch seine Positionierung den Brückenschlag zum Edith-Stein-Haus, wo die Freiwilligendienste untergebracht sind, und zum Tagungshaus schafft und mit seiner Lage den neu entstehenden gemeinsamen Innenhofbereich stärkt. Zudem war es eine Architektursprache mit der sich die Nutzer, bestehend aus Haupt und Ehrenamtlichen Mitarbeitenden, gut identifizieren kann. Positiv wurde gewertet, dass sich die einfache rechteckige Bautypologie gut in die Umgebung einfügt und gut an den Standort passt.“

Alle Gebäude durch den Neubau aufgewertet

Diözesanjugendseelsorger Markus Scheifele war zusätzlich von der  jugendgerechten Transparenz überzeugt, die vor Ort zu Partizipation einlädt: „Das neue Jugendamt ist Ausdruck unserer Spiritualität und unseres Glaubens in jugendgerechter Art und Weise. Das Gebäude ist schlicht und einladend und macht jungen Leuten in allen ihren Facetten und in ihrer Vielfalt Lust, zu uns zu kommen. Der Entwurf strahlt aus, dass hier niemand ausgeschlossen wird. Die junge Generation sucht ja nach Halt und Sicherheit. Das bietet das neue Haus in seiner Schlichtheit.“ Sein Kollege Michael Medla geht weiter ins Detail: „Durch den Neubau werden alle drei Gebäude auf dem Gelände aufgewertet, die Gebäude bilden eine Einheit, durch seinen Campuscharakter gewinnt das ganze Ensemble. Es ist einerseits kompakt, andererseits überzeugt es durch die flexible Raumgestaltung mit Zellenbüros, Open Spaces, Begegnungsräumen und einem Marketplace. Statt einer geschlossenen Kapelle bietet der Entwurf einen offenen Raum für Spiritualität - umgeben von einem Café und dem Buchhandel ist er für jedermann sichtbar, aber nicht aufdringlich.“ So sei künftig auch eine sinnvolle Nutzung durch Dritte möglich, etwa durch soziale Partner:innen in der Ökumene, so Medla.

Leuchtturmprojekt für die Diözese

Von zentraler Bedeutung für die Wahl waren aber auch der Nachhaltigkeitsgedanke und die gelungene Einbeziehung der 42.000 m² großen Grünfläche, so Markus Scheifele: „Der riesige grüne Park bleibt bestehen mit seinem Hochseilgarten und den Zeltplatzmöglichkeiten. In Zukunft werden die Kommunen bei sozialen Projekten eher sparen. Wir können hier den jungen Menschen Räume bieten, in denen sie sich entwickeln und erwachsen werden können. So kommen wir unserer sozialen Aufgabe in der Gesellschaft nach.“ Michael Medla ist überzeugt: „Der neue Campus ist ein Leuchtturmprojekt für die Diözese – davon können auch andere Standorte profitieren.“ Dankbar sind die beiden Diözesanleitern des Bischöflichen Jugendamtes dem Bischof emeritus Dr. Gebhard Fürst für seine Unterstützung, dem Diözesanrat für die Bewilligung der Mittel sowie dem begleitenden Berater und Architekten Tim Dersch von der Firma Leik.

Excel-Tabellen haben endlich ein Gesicht bekommen

Für Diözesanjugendseelsorger Markus Scheifele ist die Realisierung des Neubaus auch Anerkennung für seine Arbeit: „Die Gedanken, Ideen und Excel-Tabellen in meinem Büro haben endlich ein Gesicht bekommen!“ In den nächsten Schritten wird der Entwurf weiter den Bedürfnissen der Nutzer angepasst. In ein bis zwei Jahren soll Baustart sein. Erst dann wird das alte Jugendamt abgerissen. Markus Scheifele zeigt sich geduldig: „Ich schätze, dass noch drei bis vier Jahre bis zur Realisierung und unseren Umzug in das neue Gebäude vergehen. Wichtig für uns ist, dass es die Perspektive gibt!“

Interview mit dem Dipl.-Ing und Freien Architekten Martin Bez von bez+kock architekten bda

Was ist das Einzigartige daran?

Ein jedes Haus, das wir planen soll einzigartig sein. Dabei geht es uns nicht darum, dass das Haus durch seine besondere Auffälligkeit auftrumpfen soll. Vielmehr haben wir versucht eine zurückhaltende und selbstverständliche Antwort auf die gestellte Aufgabe zu finden. Eher eine ruhige, vielleicht etwas poetische Architektur für den zweiten Blick.

Was war die größte Herausforderung?

Für uns war der Bauplatz für den Neubau ungewöhnlich und insofern eine große Herausforderung. In der Regel sind die Grundstücke auf denen wir planen eher zu klein für die vorgesehenen Baumassen. In Wernau haben wir hingegen ein großzügiges parkartiges Areal vorgefunden. Einerseits war es uns wichtig diesen Charakter zu bewahren und andererseits bestand doch auch die Gefahr, dass die vergleichsweise kleinen Häuser im Park etwas verloren wirken. Unsere Lösung sieht deshalb vor, dass der Neubau mit den beiden Bestandsgebäuden ein zusammenhängendes Ensemble bildet, welches um eine gemeinsame Mitte herum angeordnet ist. So stärken sich die drei Häuser gegenseitig bei Ihrer Adressbildung. Der weitläufige Park umspielt das Ensemble.

Was ist Ihr Wunsch für das neue Gebäude?

Der Neubau soll möglichst vollständig als Holzgebäude errichtet werden. Dabei haben wir einerseits den wichtigen Nachhaltigkeitsaspekt vor Augen, aber auch die atmosphärischen Qualitäten, die ein Holzbau für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verspricht. Es soll mit dem Haus ein Ort entstehen, an dem sich Mitarbeiter und Gäste wohlfühlen. Ein Ort der in Erinnerung bleibt.

Link auf die Homepage des Büros:
https://www.bez-kock.de/de/

Was genau ist das Bischöflche Jugendamt (BJA)?

Die vielseitigen Aufgaben und Funktionen des Bischöflichen Jugendamtes erklären die komplexen Anforderungen an einen modernen Neubau und somit an die Teilnehmenden des Architekturwettbewerbs.

Das BJA in Wernau ist das Fachamt für die kirchliche Kinder- und
Jugendarbeit in der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Neben dem Fachamt für Kinder und Jugendliche finden sich im Gebäude auch der BDKJ (Bund der Deutschen Katholischen Jugend) mit seinen Diözesanstellen der Jugendverbände (DPSG, KjG, KLJB, PSG, KSJ, Ministrant: innen). Somit ist das Gebäude sowohl Dienstsitz der hautamtlichen Mitarbeiter: innen, als auch Begegnungsort von ehrenamtlichen Leitungen der Jugendverbände.

Das Zusammenspiel von verbandlicher Struktur und Fachamt wird ergänzt durch den
„Buchdienst Wernau“, der diözesane Buchhandel mit seiner Begegnungs- und Beratungsfläche und der BDKJ Ferienwelt als Anbieter für Kinder- und Jugendfreizeiten in der Diözese. Ebenso ist das Gebäude geistlich geprägt und soll in seiner künftigen Neugestaltung einen wertigen Raum für Spiritualität bekommen. So zeigt sich, dass das Bischöfliche Jugendamt nicht nur eine Dienstgemeinschaft, sondern auch eine Glaubensgemeinschaft vor Ort ist, in dem Begegnung stattfinden darf. Das Bischöfliche Jugendamt dient  den ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeiter: innen gleichzeitig als Qualifizierungs- und Fortbildungsort. So bietet das Haus eine Vielzahl an Kursen und Seminaren an, die in Kooperation mit den anderen Trägerstrukturen, hier einen guten Raum zur Begegnung und Vernetzung bieten.

Der Standort ist weiter geprägt durch eine enge Zusammenarbeit von drei Einrichtungen, die hier ihren Sitz haben. Zum einen das Bischöfliche Jugendamt (Antoniushaus) zum zweiten die Freiwilligendienste der Diözese (Edith-Stein-Haus) sowie das Tagungshaus (ehemalige Landvolkshochschule). Alle drei Trägerstrukturen sind eng mit der kirchlichen Kinder- und Jugendarbeit verbunden.

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