Hilfe

Anlaufstellen in Konflikt- und Krisensituationen

Bischof Dr. Klaus Krämer (zweiter von rechts) beim Besuch der Beratungsstelle "Brückenstraße" in Tübingen. Mit dabei sind (von links) Martin Schuster, Leiter der Tübinger Beratungsstelle, seine Kollegin Zrinka Lucic-Vrhovac aus Reutlingen, die in Tübingen tätige Beraterin Ulrike Timm, die Beratungsstellen-Leiter Stefan Würfel aus Tuttlingen, Fred-Jürgen Werr aus Horb sowie Dr. Dirk Steinfort von der Hauptabteilung „Pastorale Konzeption“ des Bischöflichen Ordinariats und die evangelische Dekanin Elisabeth Hege. Bild: Diözese Rottenburg-Stuttgart / Gregor Moser

Bischof Dr. Klaus Krämer hält ein Exemplar der druckfrischen „Konzeption der Psychologischen Familien- und Lebensberatung in der Diözese Rottenburg-Stuttgart“ in den Händen. Diese löst die vorhergehende Fassung aus dem Jahr 2010 ab. Bild: Diözese Rottenburg-Stuttgart / Gregor Moser

Beim Rundgang durch die Räume der Beratungsstelle "Brückenstraße" informiert Ulrike Timm Bischof Dr. Klaus Krämer über die Arbeit vor Ort. Der Tischkicker bietet eine Möglichkeit bei der Arbeit mit Jugendlichen. Mit dabei sind Dr. Dirk Steinfort (links) und Martin Schuster. Bild: Diözese Rottenburg-Stuttgart / Gregor Moser

Bischof Dr. Krämer setzt ein starkes Zeichen für die psychologische Familien- und Lebensberatung in der Diözese Rottenburg-Stuttgart.

Mit einem klaren Bekenntnis zur psychologischen Familien- und Lebensberatung in Trägerschaft der katholischen Kirche in Württemberg hat Bischof Dr. Klaus Krämer bei einem Besuch in der ökumenisch aufgestellten Beratungsstelle „Brückenstraße“ in Tübingen ein starkes Zeichen gesetzt. Ohne dieses wichtige Angebot würde die „soziale Temperatur“ erheblich sinken und daher müsse es auch künftig das Ziel kirchlichen Engagements sein, hochwertige professionelle und vorbildhafte Angebote in diesem Bereich vorzuhalten, sagte der Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart.

Wechsel in die Trägerschaft des Diözesancaritasverbands

Im Zentrum seines Besuchs stand die Übergabe der neuen „Konzeption der Psychologischen Familien- und Lebensberatung in der Diözese Rottenburg-Stuttgart“. Das Fachkonzept entstand in Zusammenarbeit zwischen der Hauptabteilung „Pastorale Konzeption“ des Bischöflichen Ordinariats und des Diözesancaritasverbands, in dessen Trägerschaft die Beratungsstellen der Diözese wechseln, um so künftig Doppelstrukturen zu reduzieren, Vernetzungen und Synergien zu fördern und um damit, wie Bischof Dr. Krämer zusammenfasste: „Effizienter zu werden, damit mehr Mittel für die tatsächliche Arbeit zur Verfügung stehen.“

Eine zentrale Form gelebter Kirche

Die neue Konzeption formuliert Qualitätsstandards wie die Arbeit in multiprofessionellen Teams, laufende Fortbildungen zur Qualitätssicherung oder die Supervision der Berater:innen und den Anspruch, dort präsent zu sein, wo Menschen Unterstützung brauchen. „Unser kirchliches Angebot ist besonders in den Feldern von Bedeutung, die von anderen Stellen nicht ausreichend bearbeitet werden“, unterstrich Bischof Dr. Krämer. Nöte müssten erkannt und in zeitgemäßer professioneller Weise adressiert werden. Die psychologische Familien- und Lebensberatung in der Diözese stehe für eine zentrale Form gelebter Kirche, in der christliche Werte konkret erfahrbar werden. „Ja, das kostet Geld. Aber wir werden uns von dieser Aufgabe nicht zurückziehen“, betonte der Bischof angesichts rückläufiger Kirchensteuer-Einnahmen und der sich daraus ergebenden Notwendigkeit, das Bestehende auf den Prüfstand zu stellen.

Berater:innen übernehmen die Funktion von Lotsen

Insgesamt gibt es im Bereich der württembergischen Diözese zwischen Heilbronn und Friedrichshafen 17 psychologische Beratungsstellen. Davon sind zehn Stellen in Trägerschaft des Diözesancaritasverbands und sieben bislang noch unter dem Dach der Diözese angesiedelt – vier hiervon in ökumenischer Trägerschaft gemeinsam mit der evangelischen Kirche. Beim Besuch von Bischof Dr. Krämer in der Brückenstraße beschrieb die evangelische Dekanin Elisabeth Hege den Ablauf bei einer Kontaktaufnahme so: „Zu uns kommen die Menschen mit ihrem Rucksack und dann wird zuerst sortiert und die Berater:innen übernehmen die Funktion von Lotsen, um zu sehen, was genau gebraucht wird.“ In Anspruch genommen werden können Familien-, Erziehungs-, Ehe-, Paar- sowie die Lebensberatung.

Nachfrage nimmt stark zu

Die anwesenden Leiter:innen umliegender Beratungsstellen berichteten übereinstimmend, dass die Nachfrage in ihren Regionen stark zugenommen hat und die Wartezeit auf ein Erstgespräch mittlerweile in Hochphasen bei acht bis zehn Wochen liegt. Die Probleme seien vielfältiger und teils auch „heftiger“ geworden. Erschwerend komme hinzu, dass es gesamtgesellschaftlich immer weniger Unterstützungsangebote gibt, Wartezeiten von bis zu einem Jahr andernorts längst Realität sind und Hilfesuchende vor diesem Hintergrund vermehrt auf die kirchliche Beratung als kompetente und verlässliche Anlaufstelle verwiesen werden.

Angebot für alle Menschen offen

Mit ihrer Orientierung am christlichen Menschenbild stehe die kirchliche Familien- und Lebensberatung für eine wertschätzende und empathische Grundhaltung, die den Ratsuchenden hilft, aktuelle oder längerfristige Konflikt- und Krisensituationen zu bewältigen, Selbstheilungskräfte freizusetzen und die eigene Handlungsfähigkeit zu erweitern. Eine Selbstverständlichkeit dabei ist, dass das Angebot für alle Menschen offen ist – unabhängig von Herkunft oder Aufenthaltstitel, unabhängig von Religionszugehörigkeit, Weltanschauung, Geschlecht oder sexueller Orientierung. Dass die Anlaufstellen der katholischen Kirche in Württemberg dabei auf hohem Niveau tätig sind, wurde jüngst durch das auf vier Jahre verliehene „Qualitätssiegel“ der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung (bke) für die Beratungsstellen in Tuttlingen und Tübingen verdeutlicht.

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