Die Betriebsseelsorge Ravensburg/Friedrichshafen besteht seit 40 Jahren. Knapp drei Viertel davon hat Werner Langenbacher als deren Leiter geprägt. Dass der Pastoralreferent seinen Beruf als Bindeglied zwischen Kirche und Arbeitswelt mit seiner menschlichen Art und seiner ganzen Persönlichkeit ausfüllte, bescheinigten ihm Weggefährten bei seiner Verabschiedung in den Ruhestand. Im Blick auf die großen Fußstapfen ermutigten die Sprecherinnen und Sprecher der Grußworte am vergangenen Freitag beim "Schichtwechsel" den neuen Betriebsseelsorger Philipp Groll, seinen eigenen Stil zu finden.
Zuletzt in der Öffentlichkeit stand Langenbacher, als er georgische Erntehelfer auf einem Obsthof am Bodensee unterstützte. Diese waren nach dem Urteil des Arbeitsgerichts Ravensburg unzumutbar untergebracht und erhielten nicht den ihnen zustehenden Lohn. Der Landwirt ging in Berufung. "Daher ist jetzt am 8. Dezember die Verhandlung vor dem Landesarbeitsgericht", berichtet Langenbacher. Er hatte die Erntehelfer ermutigt, ihr Recht einzuklagen. Und er begleitete sie auf dem Weg dahin. Der Theologe nahm aber auch mit dem Bauernverband Kontakt auf und fragte, wie sie ihre Leute denn in Zukunft unterbringen und bezahlen wollen. "Nicht nur skandalisieren, sondern schauen, dass es auch Veränderungen gibt", formuliert er sein Motto.
Kampf um bessere Arbeitsbedingungen
Nicht nur die Erntehelfer brachten ihn in die Schlagzeilen. Werner Langenbacher ging im Schulterschluss mit kirchlichen Arbeitnehmerverbänden, Gewerkschaften und anderen Partnern immer wieder auf die Straße, um auf Unrecht und auf Strukturen hinzuweisen, die Menschen krank machen und in Armut stürzen. Ging es in den vergangenen Jahrzehnten um Massenentlassungen in Betrieben und den Schutz des freien Sonntags, steht für Langenbacher heute die Frage der Transformation im Raum. Wie muss sich die Arbeitswelt verändern, damit Menschen bei dem zunehmenden Druck am Arbeitsplatz, der häufig zu Burn Out führt, wieder gut und auch ökologisch verantwortbar leben können.