Was Heimat ausmacht und wie wertvoll sie ist, zumal vieles „nicht selbstverständlich, sondern gefährdet und fragil" ist, davon zeugten die Fürbitten bei dem ökumenischen Gottesdienst in Neresheim. Mehrere hundert Menschen beteten „um ein gutes Miteinander und Interesse aneinander, um gegenseitigen Respekt und Hilfsbereitschaft". Der Benediktinerkonvent öffnete die Abteikirche, um den Feiernden „ein Stück geistliche Heimat" zu geben, wie Konventualprior Pater Albert Knebel eingangs sagte.
Dass Überleben heißen könne, die Heimat zu verlassen, darauf wies Diözesanadministrator Dr. Clemens Stroppel in seiner Einführung zu den Lesungen aus dem Buch Rut hin. In dieser biblischen Erzählung findet eine Familie aus Betlehem angesichts einer Hungersnot Zuflucht in Moab; das Buch handelt von täglicher Mühsal und Verlust, aber auch von vielfacher Treue und Freundlichkeit, von Gottvertrauen und Erlösung. Es „antwortet auf die bedrängende Frage: Wie können Menschen und Familien mit ihren zerstörten Hoffnungen und ihren abgebrochenen Lebensgeschichten wieder Zukunft finden", sagte Prälatin Gabriele Wulz in ihrer Predigt. Das Buch Rut sei „eine Geschichte von Gehen und Bleiben, eine Geschichte von Heimat, in der man nicht immer war, sondern in die man kommt, die zur Heimat wird, weil man sich auf den Weg gemacht hat".