Im vergangenen Oktober markierte die XVI. Ordentliche Generalversammlung der Bischofssynode in Rom den Beginn der dritten und letzten Etappe der Weltsynode, zu der Papst Franziskus eingeladen hatte. In deren Nachgang erstellte eine 16-köpfige Arbeitsgruppe aus der Diözese Rottenburg-Stuttgart unter Leitung von Dr. Johannes Warmbrunn und Gabriele Denner für die Diözesanen Räte sowie von Dr. Christiane Bundschuh-Schramm und Weihbischof Matthäus Karrer für die Hauptabteilung "Pastorale Konzeption" einen Bericht zum Thema Synodalität in der Diözese für das Synodensekretariat der Bischofssynode in Rom und für die Deutsche Bischofskonferenz (DBK).
„Wir machen positive Erfahrungen"
Gemeinsam mit den entsprechenden Rückmeldungen der anderen 26 deutschen Bistümern dient der Bericht der DBK als Grundlage einer nun veröffentlichten Mitteilung an Rom zur Vorbereitung der zweiten Sitzung der Bischofssynode "Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung" vom 2. bis 27. Oktober.
Mit Blick auf die seit über 50 Jahren gelebte Praxis in der württembergischen Diözese steht in dem Schreiben an Rom: „Wir machen positive Erfahrungen mit partizipativen Prozessen in komplexen Finanz- und pastoralen Strukturfragen und gestalten ein gutes Miteinander von Haupt- und Ehrenamtlichen und von Geweihten und Nichtgeweihten.“ Und bilanzierend heißt es darin weiter: „Synodale Haltungen und Einstellungen allein genügen nicht, es bedarf auch partizipativer Strukturen, um gemeinsam Verantwortung tragen zu können.“
Neue Form von Seelsorge und Evangelisierung
In ihrer Reflexion an die DBK schreibt die Arbeitsgruppe der Diözese außerdem: „Nur gelebte synodale Haltungen und Einstellungen, nur ein Klima der gemeinsamen Teilhabe und Verantwortung tragen nachhaltig dazu bei, dass die Mitverantwortung aller gestärkt wird.“ Dazu gehörten sowohl die Einbeziehung aller Getauften als auch die Anerkennung, Wertschätzung und Unterstützung ihrer zahlreichen Charismen. Dabei brauche es kompetente Leitungspersonen, die bereit und fähig sind, Synodalität zuzulassen und zu fördern. „Es sind Ordnungen und Satzungen zu entwickeln, die Partizipation, geteilte Macht und Machtkontrolle ermöglichen und sicherstellen. Wichtig sind Vertrauen und Transparenz, Öffentlichkeit und Befristung von Amtszeiten und Öffentlichkeit.“ Es gehe um ein neues Miteinander von geweihten Amtsträgern und gewählten Kirchenmitgliedern in den Räten. Gelebte Synodalität ermögliche eine neue Form von Seelsorge und Evangelisierung, die auf viele Schultern verteilt und als gemeinsame Bewegung verwirklicht werden könne.
Differenzierte Antworten
Laut dem Schreiben der Arbeitsgruppe zeigten die Erfahrungen in der Diözese Rottenburg-Stuttgart mit ihrer synodalen, konstruktiven Kultur des Miteinanders, dass dieser Weg zwar eine größere Anstrengung verlange, doch könnten auf schwierige Herausforderungen nur differenzierte Antworten unter Beteiligung möglichst vieler Perspektiven gefunden werden. Einfache, populistische Antworten und abgrenzenden Identitäten seien nicht die Lösung.
Gleichzeitig betonen die Verfasser:innen die Bedeutung von Vernetzung, Austausch und des voneinander Lernens. Gute Erfahrungen synodalen Lebens könnten kopiert und weitergegeben werden. Dazu gehörten auch die permanente Schulung und Fortbildung in Bereitschaft, aufeinander zu hören.
„Eigenständige Ortskirchen fördern die Kirche als Ganze"
Mit Blick auf die Weltkirche heißt es in dem Bericht an das Synodensekretariat in Rom, dass die unterschiedlichen kulturellen Hintergründe der Ortskirchen nicht ignoriert werden dürften und synodale Prozesse kreative Lösungen in den Ortskirchen ermöglichen müssten, damit dort die jeweiligen Zeichen der Zeit erkannt und gemäß dem Evangelium reagiert werden könne. „Denn die Aufgaben stellen sich in unterschiedlichen Regionen verschieden und bedürfen differenzierter Lösungen.“
Die Ortskirchen sollten in ihrer Eigenständigkeit gestärkt werden, „denn aus ihnen lebt die Weltkirche“. „Eigenständige Ortskirchen fördern die Kirche als Ganze und schwächen sie nicht.“ Dabei müsse strikt das Subsidiaritätsprinzip, also der Grundsatz größtmöglicher Selbstbestimmung und Eigenverantwortung, beachtet werden. Die Weltkirche als Ganze garantiere dabei die Einheit in der Verschiedenheit.