Glauben

Auf diesem Friedhof sind alle gleich

Friedhof Ailringen

Vom Friedhof an der Kirche St. Martinus in Ailringen öffnet sich die Aussicht ins Jagsttal. Foto: DRS/Guzy

Friedhof Schöntal-Westernhausen

Holzkreuze und Grabsteine mischen sich auf dem Friedhof an der Kirche St. Martinus in Schöntal-Westernhausen. Foto: DRS/Guzy

Friedhof Schöntal-Bieringen

Zwischen der Kirche St. Kilian und der Mauer zieht sich in Schöntal-Bieringen ein Streifen mit gleichartigen Holzkreuzen. Foto: DRS/Guzy

Rund um Allerheiligen besuchen viele Gläubige Gräber. Dabei gibt es manchmal eine besondere Bestattungstradition zu entdecken.

Wer durch das Tor tritt, den umfängt sogleich eine konzentrierte Atmosphäre. Gleichförmige, braune Holzkreuze reihen sich vor dem Ausblick ins Jagsttal aneinander. Dazwischen sind wie eingesprenkelt einige weiße Kreuze derselben, einfachen Machart zu sehen. Der Friedhof an der Kirche St. Martinus in Ailringen (Gemeinde Mulfingen im Hohenlohekreis) ist eine regionale Sehenswürdigkeit.

Die einfache und einheitliche Grabgestaltung macht den Friedhof so besonders. Es gibt keine individuell angefertigten Grabsteine, nur Holzkreuze aus einem örtlichen Schreinerbetrieb. Diese Grabkreuze unterscheiden sich lediglich in der Farbe: Braun für verheiratete, Weiß für ledige Verstorbene. Ebenfalls einfach gehaltene Metall-Plaketten tragen unter dem Spruch „Hier ruht in Gott“ die Namen sowie die Geburts- und Sterbedaten der Bestatteten.

„Das ist schon immer so“, sagt Anneliese Haag. Als Ailringerin und Mitglied im Kirchengemeinderat kennt sie die Eigentümlichkeiten des denkmalgeschützten, kommunalen Friedhofs gut. Es gibt nur Einzelgräber, erklärt sie. „Man kann sich auch nicht aussuchen, wo man beerdigt sein will.“ Es gehe der Reihe nach.

Blicke in Gottesaugen

Nicht nur die Grabkreuze und die Grabumrandungen sind uniform, auch die Bepflanzung unterstützt das einheitliche Bild. So gehört es zur Tradition, dass die Gräber im Sommer mit Gottesaugen geschmückt werden.

Eine Natursteinmauer mit einem Torbau als Haupteingang umgibt den Friedhof samt Kirche. Das Gotteshaus wurde ursprünglich als Wehrkirche angelegt. Das heutige Erscheinungsbild geht auf einen Neubau von 1621 zurück. Das älteste Grab auf dem Friedhof stammt aus dem Jahr 1844, wie eine Tafel am Eingangstor informiert.

Trotz der Tradition findet sich ein Zugeständnis an die gewandelte Bestattungskultur: Am Hang an einer Ecke der Kirche ist ein Flächenstück für Urnengräber reserviert. Das sei heute einfach erforderlich, sagt Haag. Doch auch dabei wird auf Einheitlichkeit geachtet. Sich ähnelnde Muschelkalkplatten decken die derzeit 14 Urnengräber ab.

„Der Verzicht auf Pomp gibt uns Freiraum zur Besinnung“, heißt es auf der Info-Tafel. Sie spricht programmatisch von tröstlicher Gleichheit. In der Gestaltung des Friedhofs kommt zum Ausdruck, dass im Tod alle gleich seien, erklärt Pfarrer Ingo Kuhbach.

Tradition im Jagsttal

Noch an zwei weiteren Orten im Jagsttal haben sich Spuren dieses traditionellen Gedankens erhalten, obgleich nicht so konsequent ausgeprägt wie in Ailringen. Gleich aussehende Holzkreuze mit Christuskorpus und einem kleinen Dach als Wetterschutz zwängen sich zwischen die Kirche St. Kilian in Schöntal-Bieringen und die umgebende Mauer. In einem Teil des Areals finden sich aber abweichend gestaltete Gräber, erklärt Kuhbach.

In Westernhausen, einem anderen Ortsteil der Gemeinde Schöntal, konnte die Einheitlichkeit ebenfalls nicht durchgehalten werden. An den Gräbern an der Kirche St. Martinus stehen dort auffällig viele Holzkreuze gleichen Typs. Doch individuelle Grabsteine mischen sich immer wieder in die Reihen.

Der Friedhof in Ailringen wird laut Haag gern besichtigt. Sie berichtet: „Die Leute finden ihn schön, weil er nicht so pompös ist.“

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