An der Politik muss sich dringend was ändern. Da sind sich die oberschwäbischen Landwirte einig. Vorschriften und Abgaben gefährden ihre Existenz. Mehrere heftige Unwetterkatastrophen mit massiven Ernteausfällen verschärfen die Situation. Außerdem greifen seit einiger Zeit alternative Theorien um sich, spalten die Gesellschaft und bringen das etablierte System zunehmend ins Wanken. Die Bauern wissen sich nicht anders zu helfen. Sie gehen auf die Barrikaden. Was den einen oder die andere an die Proteste der Landwirte und den politischen Aschermittwoch im vergangenen Jahr in Biberach erinnern könnte, beschreibt die Situation 500 Jahre früher.
Im Jahr 1524 begannen die Bauern und ihre Familien nicht als Bürger eines demokratischen Staates zu protestieren, sondern als Leibeigene ihrer Herrschaften - darunter auch Geistliche wie der Weißenauer Abt Jacob Murer. Dieser empfand in christlicher Nächstenliebe eine Verantwortung gegenüber seinen leidenden Untertanen, konnte letztlich aber auch nicht aus seiner Rolle als Lehnsherr heraus. In dieser Spannung zeichnete er die damaligen Geschehnisse bildlich auf und beschrieb sie in seiner Chronik. Murer gilt heute als einer der wichtigsten Zeitzeugen des Bauernkriegs in der Region Oberschwaben.