Klöster

Aus dem Herzen aufs Papier

Schreibwerkstatt im Stadtkloster Maria Hilf

Gabriele Bachem-Böse, Schwester Birgit Reutemann und Schwester Maria-Regina Zohner fassen ihre Stimmung in lyrische Texte. Foto: DRS/Guzy

Mit verschiedenen Schreibwerkstätten öffnet das Geistliche Zentrum „Stadtkloster Maria Hilf“ nicht nur einen Zugang zur eigenen Kreativität.

Als das Klangspiel nur noch stumm ausschwingt, werden die Stifte gezückt. Zu jedem Buchstaben des Alphabets sollen die Teilnehmerinnen ein Wort notieren, das in ihnen nach dem Lauschen nachhallt. Daraus werden im Laufe des Kurses sehr persönliche lyrische Texte entstehen, die Schwester Birgit Reutemann immer wieder staunen lassen, wie sie erklärt.

Schwester Birgit leitet das „Stadtkloster Maria Hilf“ in Bad Mergentheim. Sie hat kreative Schreibwerkstätten zu einem Schwerpunkt im Programm des Geistlichen Zentrums gemacht. Daraus hat sich mittlerweile eine feste Fangemeinde des geschriebenen Wortes entwickelt.

Sie habe in der Vergangenheit bereits an einem Kurs teilgenommen, sagt Gabriele Bachem-Böse. Der wurde damals zwischen den Jahren angeboten. Die besondere Atmosphäre sei wie „Balsam für die Seele“ gewesen. Anna Maria Witte dagegen macht zum ersten Mal mit. Sie wolle ein Buch über ihr Leben verfassen. Für eine weitere Stammteilnehmerin in der Runde ist Schreiben das, was ihr am besten beim Verarbeiten helfe.

Entdeckungen beim Schreiben

„Beim Schreiben hören wir automatisch auf die Regungen des Herzens“, sagt Schwester Birgit. Vor fünf Jahren probierte sie Schreibexerzitien aus. „Es war für mich eine intensive Erfahrung. Ich habe gemerkt, wie Schreiben wirkt“, berichtet sie am Rande des Kurses. Sie ließ sich zur Schreibpädagogin ausbilden, um sich die Methoden anzueignen. Nachdem Schwester Birgit dann im Jahr 2021 die Verantwortung für das Geistliche Zentrum „Stadtkloster Maria Hilf“ übernommen hatte, begann sie Schreibwerkstätten anzubieten. Es gibt sie inzwischen in verschiedener Form: Im Programm finden sich kreative biografische und biblische Kurse sowie offene Abende für alle, die das Schreiben in der Gemeinschaft als wohltuend erfahren und es in einem freien Rahmen fortsetzen wollen. Das Angebot spreche alle an, „von der Hausfrau bis zur Literaturwissenschaftlerin“.

Einige der Kurse hält Schwester Birgit zusammen mit Schwester Maria-Regina Zohner. Sie ergänzten sich gut, meint Schwester Birgit. Schwester Maria-Regina, eine der Deutschordensschwestern am Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim, war zunächst selbst Teilnehmerin und hat die Schreibwerkstätten auf diese Weise für sich entdeckt. „Ich habe gemerkt, dass es in mir Quellen gibt, die ich anzapfen kann“, berichtet Schwester Maria-Regina von dem, was sie dabei erlebt hat.

Lyrik in vier Zeilen

So leiten die beiden Schwestern auch diese kreative biografische Schreibwerkstatt, zu der sich die insgesamt sieben Frauen im Stadtkloster versammelt haben, gemeinsam. Es herrscht eine ruhige und – trotz der abendlichen Stunde – fokussierte Atmosphäre.

Nachdem jede Teilnehmerin ihre eigene alphabetische Wortliste erstellt und vor sich auf dem Tisch liegen hat, soll daraus ein lyrischer Kurztext destilliert werden. Er birgt die Essenz dessen, was einen gerade bewegt. Dazu wählen die Teilnehmerinnen fünf bis sieben Worte für sich aus, die sie zu einem Vierzeiler zusammenfügen. Dabei müssen die Zeilen keine ganzen Sätze bilden. Es reichen ebenso Halbsätze oder Worte, wie Schwester Birgit das Vorgehen erläutert. Die letzte, die vierte Zeile soll die erste Zeile wiedergeben: Verdichtung und Wiederholung bilden das Kernprinzip.

Ansonsten sollen die Teilnehmerinnen sich davon lenken lassen, was für sie stimmt. Denn: „Es gibt kein richtig oder falsch“, ermutigt Schwester Birgit die Runde. Sie studierte unter anderem Deutsch fürs Lehramt. Dass die aus der Schule gewohnten Schreiberfahrungen mit Enttäuschungen verbunden sein können, weiß sie daher gut. Die Schule, sagt Schwester Birgit, lege den Schwerpunkt auf etwas anderes. Es gehe dort bewertend zu. Bei ihren Kursen steht im Vordergrund: „achtsam auf das Herz zu hören“.

Vorlesen und stilles Zuhören

Die meisten Teilnehmerinnen verfassen mehrere Vierzeiler. Sie lesen dann reihum ihre Texte jeweils zweimal vor. Vom Innehalten, Ankommen oder dem harmonischen Klingen ist darin beispielsweise die Rede. Die vorgetragenen Zeilen dürfen im stillen Zuhören verhallen, wie die Klänge zu Beginn.

Dabei müssen die Teilnehmerinnen nicht jeden ihrer Texte vorlesen. Sie dürfen das, was sie aus dem Herzen über den Arm, die Hand und den Stift zu Papier gebracht haben – so fasst Schwester Birgit den Vorgang bildlich zusammen –, auch ganz für sich behalten. Ihre Schreibwerkstätten seien keine Schreibtherapie, stellt Schwester Birgit klar, aber Schreiben könne heilsam sein.

Kreativ mit Stift und Papier

Im Geistlichen Zentrum „Stadtkloster Maria Hilf“ werden immer wieder Schreibwerkstätten veranstaltet. Wer das Angebot ausprobieren möchte, findet die Termine im jeweils aktuellen Halbjahresprogramm.

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