Jubiläum

Aus Privatinitiative wird kirchliche Tradition

Das aktuelle Foto zeigt die Reiter vor der Kapelle

Die Blutreitergruppe Hohentengen-Göge kehrt am Ende des Jubiläums-Wendelinusrittes an der Kapelle vorbei nach Beuren zurück - Foto: DRS/Waggershauser

Das historische Schwarz-Weiß-Foto zeigt die Reiter vor der Kapelle

Der Wendelinusritt um 1960 an selber Stelle - Foto: Privat

Das Jubiläum 75 Jahre Umritt zu Ehren des Kapellenpatrons Wendelinus bringt ganz Beuren in Bewegung.

Pferdehufe klappern, der Duft von Dinnete und Grillwürsten verbreitet sich zwischen Kapelle und Bushaltestelle - und das ganze Dorf mit knapp 300 Einwohnern scheint auf den Beinen. Der Wendelinusritt am 20. Oktober, dem Festtag des Kapellenpatrons, lockt darüber hinaus etliche Besucher:innen aus der Umgebung nach Beuren, das kommunal zur Stadt Mengen, katholischerseits aber zur Kirchengemeinde Hundersingen in der Seelsorgeeinheit Göge-Donau-Schwarzachtal gehört. Auf der Wiese nahe des Bürgersaals stellen sich die Reitergruppen auf, die Pfarrer Jürgen Brummwinkel nach der Begrüßung mit dem Reliquienkreuz segnet.

Hoch zu Ross führt der Geistliche in der Blutreitergruppe Hohentengen-Göge die etwa einstündige Reiterprozession über Hundersingen und das Hinterland an. Ob der erste Umritt tatsächlich auf das Jahr 1949 datiert werden kann, lässt sich nicht mehr nachvollziehen. „Wir sind damals als kleine Buben neben und hinter den Reitern mitgelaufen“, erinnert sich Ernst Hagmann, älterer Bruder des Ruhestandspfarrers und früheren Domkapitulars Prälat Rudolf Hagmann. Deren Vater Anton gilt zusammen mit Otto Störkle und Erwin Lehmann als Ideengeber des Wendelinusrittes in Beuren - zunächst also eine Privatinitiative.

Beten, singen und Traditionen pflegen

„Nach anfänglichem Zögern“, lässt Ortsvorsteher Stefan Remensperger die Anwesenden wissen, habe der damalige Pfarrer Philipp Haas im Jahr 1950 dann doch öffentlich zur „Bittprozession zu Pferden“ eingeladen. 40 Männer seien damals im Sattel gesessen. Heute ziehen 60 Reiterinnen und Reiter durch die Flure. „Wichtig ist, dass man unterwegs betet und singt“, erklärt Pfarrer Brummwinkel deren Anliegen. Das tun währenddessen auch die Fußpilger mit Pfarrvikar Ronald Bopp bei der Andacht in der Wendelinuskapelle. Er ruft dazu auf, wie der Heilige Wendelin Menschen, die es brauchen, an der Hand zu nehmen und ihnen Hirte oder Hirtin zu sein.

Karl Ott ist ein gebürtiger Beuremer. „Die Tradition hier ist mein Glaubensbekenntnis“, betont er. Vom Ritt zu Ehren des Heiligen Wendelin erhofft er sich, „dass alle gesund bleiben, auch unsere Pferde.“ Nicht nur in Beuren reitet Ott schon seit 40 Jahren mit, sondern mit den Binzwangenern auch beim großen Blutritt nach Christi Himmelfahrt in Weingarten. Die Blutreitergruppen aus den anderen Orten der Umgebung, die beim Jubiläum in Beuren dabei sind und zum Dank eine Flasche eigens gebrautes Bier erhalten, bestehen ursprünglich ebenso wegen der Teilnahme in Weingarten.

Einst ein richtiger Feiertag

Bereits um 900 nach Christus besiedelt, verehren die Beuremer den Heiligen Wendelin als Patron der Hirten, Landleute und Bauern sowie ihrer Kapelle schon deutlich länger als 75 Jahre. Ursprünglich sei der Wendelinstag in Beuren sogar ein richtiger Feiertag gewesen, weiß Mathilde Hagmann, Ernsts Frau, von ihrer Schwiegermutter. Um weitere alte Geschichten aufleben zu lassen, bat Petra Selbherr, Beuremerin und gewählte Vorsitzende des Hundersinger Kirchengemeinderats, um historische Fotos, die sie abends beim Festausklang zeigt. Der Tag macht deutlich, was Einheimische und Besucher:innen spüren: In Beuren lebt das Miteinander von Kirche und Dorfgemeinschaft bis heute.

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