Bischof Sproll

Aus seinen Wurzeln wuchs die Kraft

Gisela Christ von der Kirchengemeinde Schweinhausen und Dr. Herbert Aderbauer, stellvertretender Leiter des Rottenburger Diözesanarchivs, verfassten die Texte und stellten den Katalog gemeinsam vor - Foto: DRS/Waggershauser

Ein Katalog veranschaulicht Leben und Wirken von Bekennerbischof Joannes Baptista Sproll und seine Spuren im Heimatort Schweinhausen.

Ein handgeschriebenes Notenheft aus Studienzeiten, ein Familienfoto am Tag der Primiz und das violette Birett von Joannes Baptista Sproll, eine bischöfliche Kopfbedeckung, sind im neuen Katalog zu sehen. Der Rottenburger Bekennerbischof stammte aus Schweinhausen und widersetzte sich den Nationalsozialisten, so dass er aus seiner Diözese in die Verbannung gehen musste. Akribisch genau hatten Gisela Christ und andere Engagierte in dessen Heimatort im Landkreis Biberach bereits vor zwei Jahren Gegenstände, Texte und Bilder zu ihrem Ehrenbürger zusammengetragen. Die Ausstellung anlässlich Sprolls 150. Geburtstag im katholischen Gemeindehaus stand jedoch im Schatten der damaligen Coronamaßnahmen.

Nun machen die Diözese Rottenburg-Stuttgart und die Kirchengemeinde Mariä Himmelfahrt die Exponate der damaligen Ausstellung einer breiten Öffentlichkeit zugänglich. Der Katalog, den Dr. Herbert Aderbauer, stellvertretender Leiter des Rottenburger Diözesanarchivs, und Gisela Christ am Freitagabend (4. November) im Beisein von Bischof Dr. Gebhard Fürst vorstellten, präsentiert die Erinnerungsstücke ansprechend und ordnet sie historisch ein. Der Band ist unter dem Titel „Verwurzelung – Verbundenheit – Verehrung – Bischof Sproll und seine Heimat Schweinhausen“ im Kunstverlag Josef Fink erschienen und im Buchhandel erhältlich.

Auch Historiker und Politiker

Das Werk halte die Erinnerung wach, betonte Pfarrer Jürgen Sauter in seiner Begrüßung. „Wir wollen das Leben und Wirken von dem nicht vergessen, der unserer Seelsorgeeinheit den Namen gab“, sagte er den zahlreichen Zuhörerinnen und Zuhörern in der Gemeindehalle Schweinhausen. Abwechselnd und unterhaltsam servierten dann Christ und Aderbauer Kostproben aus ihrem Band. Sie beschrieben Sproll nicht nur als populären Bischof und NS-Gegner, sondern auch als fleißigen Schüler, als Historiker - in diesem Fach promovierte er - und von 1919 bis 1920 als Mitglied des ersten württembergischen Landtags. In seinem Heimatort sei Sproll stets fest verwurzelt geblieben und habe beispielsweise die Kirchenerweiterung im Inflationsjahr 1923 unterstützt.

„Aus diesen Wurzeln wuchs die Kraft des Bekennerbischofs“, stellte Bischof Fürst in seinem Grußwort fest. Das christliche Menschenbild, das Sproll prägte, habe er sich nicht in Büchern angelesen. Das hätten ihm seine Familie und seine Vorbilder hier am Ort vermittelt. Sein Amtsvorgänger, für den das Verfahren zur Seligsprechung laufe, beeindrucke ihn bis heute, erklärte Fürst. Als er die Erinnerungsstücke 2020 in der Ausstellung gesehen habe, sei für ihn klar gewesen: „Diese Sammlung darf nicht nur einen temporären Charakter haben.“ Als Initiator und finanzieller Förderer des Katalogs erhielt Fürst bei der Feier am Freitagabend aus den Händen von Verlagsinhaber Josef Fink daher auch das erste Exemplar.

Wer war Bischof Sproll?

Am 2. Oktober 1870 erblickte Joannes Baptista Sproll als Ältester von 14 Geschwistern, von denen fünf bereits im Kindesalter starben, in einem Haus oberhalb des Dorfes Schweinhausen das Licht der Welt. Am selben Tag noch erhielt er in der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt das Sakrament der Taufe. Seine Heimatpfarrer förderten den talentierten Jungen. Er besuchte die Lateinschule in Biberach und studierte in Tübingen Theologie. Am 16. Juli 1895 weihte ihn Bischof Wilhelm Reiser zum Priester. Auch als Domkapitular, Generalvikar, Weihbischof und schließlich - von 1927 bis zu seinem Tod im Jahr 1949 - als Bischof blieb er seiner Heimatgemeinde stets eng verbunden.

Schon früh erkannte Bischof Sproll, dass sich Nationalsozialismus und christlicher Glauben ausschließen, was er in seinen Predigten und Denkschriften immer wieder betonte. Bei der Abstimmung über den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938 und der damit gekoppelten Wahl zum „Großdeutschen Reichstag“ blieb er als einziger Rottenburger Bürger und als einziger Bischof in Deutschland fern. Daraufhin wurde er nach schweren Tumulten in der Bischofsstadt ins bayerische Exil vertrieben. Erst nach dem Krieg konnte er unter großer Anteilnahme der Bevölkerung, jedoch schwer gezeichnet und krank, nach Rottenburg zurückkehren.

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