Der Sommerwiesenduft ist herrlich. Es summt und brummt. Und es wird geschafft: Schon am frühen Samstagmorgen sind die Mitglieder der Gruppe St. Gertrudis um Joachim Milles in Gärten, auf Wiesen und Feldern rund um Horb unterwegs gewesen, um Kräuter, Blumen und Getreide zu pflücken.
Am Nachmittag werden an der Kolping-Blockhütte auf der Schütte, dem Horber Hausberg, Weihbüschel für Mariä Himmelfahrt gebunden. Sie werden vor dem Festgottesdienst am Sonntag in der Stiftskirche verkauft. Der Erlös ist für den Blumenschmuck in den Horber Kirchen bestimmt.
Seit 1995 kümmert sich die Gruppe St. Gertrudis um den Blumenschmuck in den Horber Kirchen und zu den Hochfesten. Zu Fronleichnam legen die Frauen um Joachim Milles prachtvolle Blumenteppiche, im November werden Adventskränze gebunden und geschmückt und im August eben Weihbüschel gebunden.
"Dieses Jahr war es gar nicht so einfach", erzählt Joachim Milles, der die Blumenschmuck-Gruppe der Kirchengemeinde Heilig Kreuz leitet. Durch die anhaltende Dürre ist vieles vertrocknet, anderes gar nicht erst gewachsen. "Wir kennen unsere Stellen und haben alle abgeklappert. Aber einige Pflanzen sind in diesem Jahr leider nirgends zu finden." Und so werden es in diesem Jahr nur gut 90 Büschel sein, die verkauft und gesegnet werden. In erntereicheren Jahren hat die Gruppe um die 150 Sträuße gebunden.
Ausdruck gelebter Volksfrömmigkeit
24 Kräuter, Blumen und Feldfrüchte gehören traditionell in ein Horber Weihbüschel, im Städtle auch liebevoll "Altweiberstrauß" genannt. Die 24 Pflanzen stehen symbolisch für die zwölf Stämme Israels und die zwölf Apostel. Neben Blumen und den klassischen Getreidearten gehören unter anderem Mohn, Königskerze, Spitzwegerich, Schafgarbe, Rainfarn, Majoran, Minze, Baldrian, Kamille und Johanniskraut dazu. "Eben heimische Heilkräuter, die von alters her in der Volksmedizin ihren festen Platz haben", sagt Milles.
Von der Sommersonne durchdrungene Kräuter besitzen naturgemäß die höchste Aromafülle und Heilkraft, weiß Milles. "Und die zum Himmelfahrtstag gesammelten Pflanzen sollen noch einmal besonders wirkungsvoll sein." Die Kräuterbüschel werden im Gottesdienst gesegnet und nach der Messe mit nach Hause genommen. Dort hängt man sie zum Schutz für Leib und Seele auf. "Auch wenn unser modernes Leben derlei Aberglauben kaum mehr zulässt", so Milles, "ist die Kräuterweihe auch heute noch ein Ausdruck gelebter Volksfrömmigkeit."
In diesem Jahr aber gibt es nicht nur weniger Kräuter und Blumen, auch die Liebfrauenkirche, in der an Mariä Himmelfahrt das Patrozinium gefeiert wird, ist wegen Sanierungsarbeiten geschlossen. Deshalb wird der große, 72 Kräuter, Blumen und Früchte umfassenden Weihbüschel, mit dem sonst immer der Ambo in der Horber "Kappel" geschmückt ist, beim Gottesdienst am Sonntagmorgen in der Stiftskirche stehen.
Außerdem gibt es am Festtag Mariä Himmelfahrt, Montag, 15. August, um 19 Uhr eine Marienvesper in der Stiftskirche mit Pastoralreferentin Susanne Tepel, Kirchenmusikerin Regina Binder und dem Horber Stiftschor.