Ausstellung

Unter die Haut

Eines der Ausstellungsmotive von „Unter die Haut: Mein Tattoo – Meine Geschichte“. Bild: Martin Sigmund und KBW Stuttgart.

Um unterschiedliche Tattoo-Motive und ihre Geschichte geht es ab 18. November bei einer Ausstellung im Haus der Katholischen Kirche.

Das Bedürfnis, den Körper nachhaltig und sichtbar zu verändern, zu schmücken, zu markieren, ist über alle Regionen der Welt hinweg festzustellen. Im alten Ägypten, in Sibirien oder im Amazonasgebiet lassen Funde von tätowierten Mumien schon auf eine sehr frühe und weite Verbreitung dieser Art von Körperkult schließen. Tattoos dienten dazu, den sozialen Status festzuschreiben, sich abzugrenzen und besondere Abstammungen oder persönliche Leistungen darzustellen. Auch die Religions- und Stammeszugehörigkeit wurde damit ausgedrückt. So ließen sich Kreuzritter beispielsweise ein Kreuz mit dem eigenen Namen stechen, um sicher zu stellen, gegebenenfalls ein christliches Begräbnis zu erhalten. Am bekanntesten sind sicher die Gesichtstätowierungen der Maori in Neuseeland. Deren Besonderheit ist, dass sie mit Kratz- und Schabwerkzeug angebracht wurden, somit sind die Tätowierungen auch mit Narben – und nicht wie heute eher üblich mit glatter Haut – verbunden. Nur Personen hohen Rangs durften früher diese sogenannten „Mokos“ tragen, sie geben Auskunft zu Herkunft und Rang der Trägerin oder des Trägers. Aufgetragen wurden sie zeremoniell, als Übergangsritus vom Kindes- zum Erwachsenenalter, markiert durch Ereignisse wie erste Menstruation oder das erste erlegte Tier. Der Schmerz und begleitende Riten beim Tätowiervorgang sollten bereit machen, einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen.

Vielleicht kann man es als inhärentes menschliches Bedürfnis bezeichnen, den eigenen Körper nachhaltig und sichtbar verändern zu wollen. Dabei ist die Wahl der Tätowierung eine besondere Art, dies zu tun, weil es – trotz inzwischen möglicher Entfernungen durch Laserbehandlungen – ein unwiederkehrbarer Vorgang ist. Interessant ist es nach den Beweggründen zu fragen, sich ein Tattoo stechen zu lassen. Ist es nur reine Zierde und Schmuck, dient es zur Abgrenzung oder Zurschaustellung oder möchten sich die Personen ihrer selbst, ihrer Identität, Geschichte und Biografie vergewissern, indem sie sich bestimmte Ereignisse, Menschen oder Symbole bildlich einprägen, die für sie überaus wichtig und bedeutsam waren? Heute gibt es über 8.000 registrierte Tattoo-Studios in Deutschland. Jeder Fünfte hierzulande trägt mindestens eine Tätowierung am Körper. Die Zeichen, Namen, Symbole, Bilder sind meist direkt mit Ereignissen verbunden, die den Trägerinnen und Trägern des Tattoos persönlich „unter die Haut“ gehen, den Lebensweg prägten und von persönlicher Bedeutung sind. Um diese Geschichten soll es bei der Ausstellung „Unter die Haut: Mein Tattoo – Meine Geschichte gehen“. Menschen aus Stuttgart und der Region werden gefragt, welche Geschichten sie – täglich sichtbar auf der Haut – mit ins hohe Alter nehmen möchten, an wen oder was sie täglich denken und erinnert werden möchten.

Ausstellungseröffnung ist am 18. November; die Bilder sind bis 8. Januar 2022 zu sehen. Weitere Informationen finden sich unter www.insight-kunst.de.

Weitere Nachrichten

Fastenzeit
Mit Josef Fussenegger, Vorsitzender des Kirchengemeinderats St. Martin in Wangen, endet unsere Impulsreihe "Was uns bewegt" in der Fastenzeit.
Weiterlesen
Nachruf
Die Diözese Rottenburg-Stuttgart trauert um Prälat Franz Glaser. Der langjährige Domkapitular verstarb am 22. März im Alter von 85 Jahren.
Weiterlesen