Zwei Gedanken prägten die Anfangszeit: Der eine war die Erfahrung von Pflegekräften, dass sie in ihrem getakteten Berufsalltag an Grenzen stoßen, wenn sie Menschen auf ihrem letzten Lebensweg begleiten. Der andere war der Wunsch, die Themen Sterben, Tod und Trauer in die Öffentlichkeit zu tragen. Daran erinnerte Magda Reichardt nun beim ökumenischen Gottesdienst anlässlich des 30-jährigen Jubiläums des Hospizdienstes Kocher/Jagst.
Reichardt war Leiterin in den ersten Jahren. Sie erwähnte die vor wenigen Monaten verstorbene frühere Gemeindereferentin Maria-Luise Möhler, die beim Aufbau des Hospizdienstes stark beteiligt war. In dessen 30-jähriger Geschichte kommt Bettina Jörger, der ehemaligen langjährigen Leiterin, ebenfalls eine wichtige Rolle zu. Es sei gelungen, die Angst zu lindern und die Menschen zu beruhigen, blickte sie auf die Arbeit zurück. Dafür hätten ihr eigene Worte und aus der Bibel, aus Gebeten sowie Gedichten und Texten geborgte Worte zur Verfügung gestanden, sagte Jörger.
Ehrenamtliche singen ein Lied
Den Gottesdienst in der evangelischen Johanneskirche in Künzelsau mit den beiden Vorstandsvorsitzenden des Hospizdienstes, der evangelischen Pfarrerin Sabine Focken und Nils Neudenberger, Gemeindereferent der katholischen Seelsorgeeinheit Künzelsau, gestalteten einige der ehrenamtlichen Hospizbegleiter:innen mit. Sie sangen ein Lied über den Baum des Lebens.
Nach Angaben der derzeitigen Koordinatorin und Leiterin, Carmen Landwehr, engagieren sich 70 Ehrenamtliche im Hospizdienst. Eine von ihnen ist Birgit Lieb-Stütz. Sie ist seit zehn Jahren dabei, wie sie nach dem Gottesdienst auf Nachfrage erklärte. „Für mich ist es undenkbar, einen Menschen allein sterben zu lassen“, sagte Lieb-Stütz. Die 64-Jährige gab einen kurzen Einblick in ihre ehrenamtliche Aufgabe. So habe sie zuletzt fast ein Jahr lang eine betagte Frau in einem Heim ambulant begleitet. Sie habe diese wöchentlich besucht und viel gesungen, da die Pflegebedürftige nicht mehr sprechen konnte.
Spende des Dekanats
Nach dem Gottesdienst, den ein ökumenisches Vokalensemble umrahmte, konnten sich die Besucher:innen und Gäste an Ständen über die Arbeit des Hospizdienstes informieren. Sie bekamen einen Einblick, auf welche verschiedene Weise die Begleitung gestaltet werden kann. Im Vorfeld des Jubiläums waren Menschen mehrere Wochen lang aufgerufen, an der Aktion „Before I die“ teilzunehmen. Sie konnten an Stelen im Foyer der Volksbank und des Rathauses notieren, was sie gern tun würden, bevor sie sterben. Die dokumentierten Gedanken wurden per Beamer in einer Ecke der Johanneskirche präsentiert.
Eine Überraschung zum Jubiläum brachte Pfarrer und Dekan Ingo Kuhbach mit: Der Dekanatsrat des Dekanats Hohenlohe hatte entschieden, den Erlös aus der Kleidersammlung der Aktion Hoffnung diesmal dem Hospizdienst Kocher/Jagst zukommen zu lassen. Kuhbach überreichte den Verantwortlichen daher einen symbolischen Spendenscheck über 1500 Euro.