Jubiläum

Begleitung auf dem letzten Lebensweg

30 Jahre Hospizdienst Kocher/Jagst

Einige der Ehrenamtlichen haben für den Gottesdienst einen Chor gebildet und ein Lied einstudiert. Foto: DRS/Guzy

30 Jahre Hospizdienst Kocher/Jagst

Pfarrer und Dekan Ingo Kuhbach (links) überreicht Pfarrerin Sabine Focken, Gemeindereferent Nils Neudenberger und Carmen Landwehr eine Spende. Foto: DRS/Guzy

Seit 30 Jahren gibt es den Hospizdienst Kocher/Jagst. Zum Jubiläum geht der Blick nicht nur in die eigene Vergangenheit.

Zwei Gedanken prägten die Anfangszeit: Der eine war die Erfahrung von Pflegekräften, dass sie in ihrem getakteten Berufsalltag an Grenzen stoßen, wenn sie Menschen auf ihrem letzten Lebensweg begleiten. Der andere war der Wunsch, die Themen Sterben, Tod und Trauer in die Öffentlichkeit zu tragen. Daran erinnerte Magda Reichardt nun beim ökumenischen Gottesdienst anlässlich des 30-jährigen Jubiläums des Hospizdienstes Kocher/Jagst.

Reichardt war Leiterin in den ersten Jahren. Sie erwähnte die vor wenigen Monaten verstorbene frühere Gemeindereferentin Maria-Luise Möhler, die beim Aufbau des Hospizdienstes stark beteiligt war. In dessen 30-jähriger Geschichte kommt Bettina Jörger, der ehemaligen langjährigen Leiterin, ebenfalls eine wichtige Rolle zu. Es sei gelungen, die Angst zu lindern und die Menschen zu beruhigen, blickte sie auf die Arbeit zurück. Dafür hätten ihr eigene Worte und aus der Bibel, aus Gebeten sowie Gedichten und Texten geborgte Worte zur Verfügung gestanden, sagte Jörger.

Ehrenamtliche singen ein Lied

Den Gottesdienst in der evangelischen Johanneskirche in Künzelsau mit den beiden Vorstandsvorsitzenden des Hospizdienstes, der evangelischen Pfarrerin Sabine Focken und Nils Neudenberger, Gemeindereferent der katholischen Seelsorgeeinheit Künzelsau, gestalteten einige der ehrenamtlichen Hospizbegleiter:innen mit. Sie sangen ein Lied über den Baum des Lebens.

Nach Angaben der derzeitigen Koordinatorin und Leiterin, Carmen Landwehr, engagieren sich 70 Ehrenamtliche im Hospizdienst. Eine von ihnen ist Birgit Lieb-Stütz. Sie ist seit zehn Jahren dabei, wie sie nach dem Gottesdienst auf Nachfrage erklärte. „Für mich ist es undenkbar, einen Menschen allein sterben zu lassen“, sagte Lieb-Stütz. Die 64-Jährige gab einen kurzen Einblick in ihre ehrenamtliche Aufgabe. So habe sie zuletzt fast ein Jahr lang eine betagte Frau in einem Heim ambulant begleitet. Sie habe diese wöchentlich besucht und viel gesungen, da die Pflegebedürftige nicht mehr sprechen konnte.

Spende des Dekanats

Nach dem Gottesdienst, den ein ökumenisches Vokalensemble umrahmte, konnten sich die Besucher:innen und Gäste an Ständen über die Arbeit des Hospizdienstes informieren. Sie bekamen einen Einblick, auf welche verschiedene Weise die Begleitung gestaltet werden kann. Im Vorfeld des Jubiläums waren Menschen mehrere Wochen lang aufgerufen, an der Aktion „Before I die“ teilzunehmen. Sie konnten an Stelen im Foyer der Volksbank und des Rathauses notieren, was sie gern tun würden, bevor sie sterben. Die dokumentierten Gedanken wurden per Beamer in einer Ecke der Johanneskirche präsentiert.

Eine Überraschung zum Jubiläum brachte Pfarrer und Dekan Ingo Kuhbach mit: Der Dekanatsrat des Dekanats Hohenlohe hatte entschieden, den Erlös aus der Kleidersammlung der Aktion Hoffnung diesmal dem Hospizdienst Kocher/Jagst zukommen zu lassen. Kuhbach überreichte den Verantwortlichen daher einen symbolischen Spendenscheck über 1500 Euro.

Der Hospizdienst Kocher/Jagst

Der Hospizdienst Kocher/Jagst wird getragen vom evangelischen Kirchenbezirk Künzelsau in Kooperation mit der katholischen Kirchengemeinde St. Paulus Künzelsau. Aktuell leitet Carmen Landwehr den Hospizdienst. Sie übernimmt jeweils den Erstbesuch und koordiniert den Einsatz der Ehrenamtlichen. Es gibt etwa 50 ambulante Begleitungen im Jahr. Die hauptamtliche Leiterin ist außerdem für die Ausbildung der Ehrenamtlichen verantwortlich. So sind im vergangenen Jahr rund 20 neue Hospizbegleiter:innen geschult worden. Die Stelle der stellvertretenden Leitung ist derzeit ausgeschrieben.

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