Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger stehen direkt nach einem Unglücksfall Betroffenen zur Seite, damit diese nicht alleine sind. Für die ökumenische Notfallseelsorge im Stadt- und Landkreis Heilbronn sind im vergangenen Jahr 166 Einsätze mit 395 Einsatzstunden angefallen, wie aus dem Jahresbericht für 2019 hervorgeht.
Die Zahlen bewegen sich im Rahmen der vorangegangenen Jahre, sagt Carsten Wriedt. Der Diakon am Deutschordensmünster Heilbronn gehört zu den 25 Frauen und Männern, die in der Notfallseelsorge mitarbeiten. Wriedt ist außerdem Dekanatsbeauftragter Notfallseelsorge im katholischen Dekanat Heilbronn-Neckarsulm.
Etwa zweieinhalb bis drei Stunden dauert ein Einsatz durchschnittlich, erklärt Wriedt. In etwas mehr als der Hälfte der Fälle wurde der Einsatz der Notfallseelsorge vom Rettungsdienst oder dem Notarzt bei der integrierten Leitstelle angefordert, die dann die Alarmierung auslöst. In 29 Fällen war im vergangenen Jahr ein plötzlicher Todesfall ein Alarmierungsgrund für die Notfallseelsorge. Dabei kann es sich zum Beispiel um die Situation handeln, dass jemand seinen Angehörigen leblos vorfindet.
Auch bei der Überbringung einer Todesnachricht ist die Notfallseelsorge häufig mit dabei. Sie kann dann nicht nur für die Angehörigen in dem Moment, in dem diese die Nachricht bekommen, eine Stütze sein: „Auch den Polizisten und Polizistinnen ist es oft recht, dass bei der Überbringung der Nachricht noch jemand im Hintergrund steht“, sagt Wriedt.
Notfallseelsorge ist dabei immer Begleitung in der akuten, unmittelbaren Situation. So stehen Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger direkt nach einem Unfall auch den Verletzten und Beteiligten bei. Bei einer groß angelegten Übung auf dem DRK-Zeltplatz bei Wüstenrot im vergangenen Oktober konnte das Notfallseelsorge-Team diese Situation durchspielen: „Am Schadensort ohne spezielles Szenario gab es zahlreiche ,Verletzte‘“, berichtet der Jahresbericht von der Übung. Einige Tage später war die Notfallseelsorge dann bei einem realen Busunfall gefragt.
Manchmal entlastet die Notfallseelsorge die Leitstelle aber einfach nur, indem sie ein weiterführendes Telefongespräch übernimmt. Denn wie der Bericht ausführt, liege in manchen Situationen kein konkretes beziehungsweise akutes Problem vor. „Aber Menschen werden von ihrer Lebenssituation und einem unbedingten Gesprächsbedürfnis übermannt. Oft ist dann der Notruf die einzige Möglichkeit, in einen Kontakt zu kommen.“
Eine große Bühne bot die Bundesgartenschau 2019 der Notfallseelsorge. Im Rahmen des Blaulichttags, bei dem sich die verschiedenen Hilfs-, Rettungs- und Sicherheitsorganisationen präsentieren konnten, richtete die Notfallseelsorge einen Gottesdienst aus.
Um persönliche Kontakte zu den Vertretern der Blaulichtorganisationen zu knüpfen und zu pflegen, findet immer im Juni ein Blaulichtgottesdienst abwechselnd in der Kilianskirche und im Deutschordensmünster statt. Doch in diesem Jahr muss der Gottesdienst „schweren Herzens“, wie Wriedt es zusammenfasst, aufgrund der Corona-Situation abgesagt werden.