Missbrauch und Prävention

Beratungsangebot hilft Lücke zu schließen

Fred-Jürgen Werr und Tina Schäfer-Brennenstuhl von der Psychologischen Beratungsstelle Horb. Bild: Diözese Rottenburg-Stuttgart / Gregor Moser

Fred-Jürgen Werr und Tina Schäfer-Brennenstuhl am Eingang der diözesanen Psychologischen Beratungsstelle im Dekanatshaus am Marktplatz. Bild: Diözese Rottenburg-Stuttgart / Gregor Moser

Fachbereich „Sexueller Missbrauch: Prävention und Beratung“ bietet Hilfe und leistet Prävention.

Unter dem Dach der Psychologischen Beratungsstelle der Diözese in Horb zeichnet Tina Schäfer-Brennenstuhl verantwortlich für den Fachbereich „Sexueller Missbrauch: Prävention und Beratung“. Sie ist in Kontakt zu Opfern, Institutionen und  Einrichtungen in allen gesellschaftlichen Bereichen und Ansprechpartnerin für die Fachkräfte und Mitarbeitenden der Kirche.

„Es war eine bewusste Entscheidung, dass wir uns nicht auf eines dieser Felder spezialisiert haben, sondern mit unserem Angebot ganz in die Breite gehen“, betont Schäfer-Brennenstuhl. Und Beratungsstellen-Leiter Fred-Jürgen Werr ergänzt: „Das bedeutet einen riesen Gewinn.“ So habe es – im Gegensatz zu den benachbarten Landkreisen – vor Ort bislang keine spezialisierte Beratungsstelle für die Opfer sexualisierter Gewalt gegeben. „Mit unserer Arbeit können wir diese Lücke ein Stück weit schließen“, sagt Schäfer-Brennenstuhl und Werr verweist darauf, dass die bereits bestehende gute Vernetzung mit Schulsozialarbeit, Frauenhaus und Weißem Ring durch den neuen Fachbereich „Sexueller Missbrauch: Prävention und Beratung“ ausgebaut werden konnte.

Laut Schäfer-Brennenstuhl liegt ein großer Teil ihrer Arbeit im Präventionsbereich, insbesondere in der Beratung von Fachkräften in Kindergärten und Schulen. Dazu gehöre die Bereitstellung von Materialien, Fortbildungen und Elternabende, aber auch der Besuch in den Klassen. „Schulen haben einen hohen Bedarf an externer Unterstützung bei der Behandlung des Themas ‚sexuelle Gewalt‘, gibt die systemische Therapeutin, die eine Weiterbildung zur „Fachkraft für Prävention und Intervention bei sexuellem Missbrauch“ absolvierte, ein Beispiel. Lehrkräfte seien oft erleichtert, wenn eine Externe in die Klasse kommt, um das Thema mit den Schülerinnen und Schülern zu behandeln. „Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei darauf, die Fähigkeit zur Kommunikation und damit zur Unterstützung untereinander zu fördern. Unser Ziel ist es, Schüler:innen sprechfähig zu machen.“ Erst dann könne es in einem weiteren Schritt darum gehen, Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Für gewöhnlich besuche sie eine Schulklasse an drei Doppelstunden und biete im Nachgang immer auch vertrauliche Einzelgespräche an, informiert Schäfer-Brennenstuhl.

Auch die Opferberatung sei ein wichtiger Aspekt der Arbeit vor Ort, setzt Werr hinzu und stellt klar, dass diese eine Schnittstelle zur Tätigkeit der anderen fünf Kolleg:innen der diözesanen Beratungsstelle darstellt. Pro Jahr würden rund zwölf Personen Hilfe suchen, die Opfer sexueller Gewalt geworden sind. Öfters komme es auch vor, dass Frauen wegen anderer Gründe in die Beratung kämen und sich später erst herausstellt, dass der eigentliche Auslöser ihrer Probleme in sexueller Gewalt begründet liegt. Weiter betont der Psychologe, auch bei der Männerarbeit im präventiven Bereich tätig zu sein. Dort werde vieles geleistet, um Männer dazu zu ermutigen, ihre Rolle zu reflektieren und zu Veränderungen beizutragen.

Zum Hintergrund und Kontakt:

In den Jahren 2019 bis 2023 wurden in der Diözese Rottenburg-Stuttgart an drei Standorten der Psychologischen Familien- und Lebensberatungsstellen Modellprojekte gegen sexuelle Gewalt ins Leben gerufen: bei „Ruf und Rat“ in Stuttgart sowie bei den Psychologischen Beratungsstellen in Tuttlingen und Horb. Die Standorte wurden bewusst heterogen ausgesucht: ländlich und städtisch, in diözesaner und in ökumenischer Trägerschaft. Das Projekt wurde als Reaktion auf die Veröffentlichung der MHG-Studie im September 2018 initiiert, um die Situation von Betroffenen zu verbessern, Präventionsmaßnahmen zu stärken und um mit neuen Ideen Lücken im Beratungsangebot zu schließen. Ab 2024 wurden die Projektstellen in feste Stellen umgewandelt – so auch in Horb. Das zusätzlich entstandene Angebot wurde damit verstetigt.

Für weitere Informationen zum Beratungsangebot in Horb stehen die Mitarbeitenden der Psychologischen Beratungsstelle Rede und Antwort. Sie sind telefonisch erreichbar unter 07451/3844 oder per E-Mail an pfl.horb@drs.de.

 

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