Pater Alfred Tönnis, inzwischen Pfarrer der Seelsorgeeinheit Bussen, und der seit Oktober amtierende Biberacher Landrat Mario Glaser kennen sich schon länger. Sie waren zur gleichen Zeit in der Gemeinde Schemmerhofen tätig, das schweißt zusammen. So entstand an dem Abend in der Festhalle Dettingen/Iller beim „Nachtcafé“ von Turnverein und Kirchengemeinde Mariä Himmelfahrt ein freundschaftlicher Schlagabtausch mit viel Humor. Während der 90-minütigen Talkrunde gaben die 300 Zuhörer:innen immer wieder begeisterten Applaus.
Moderator Volker Hartmann stellte seine Gäste als zwei Menschen vor, die ihren Beruf mit Leidenschaft ausüben. Bei Mario Glaser begann der berufliche Werdegang mit einem Jurastudium. Danach war er nur kurz als Anwalt tätig und wechselte dann ins Landratsamt Biberach. Dort hatte er verschiedene Leitungspositionen inne. Es folgte neun Jahre lang das Amt des Bürgermeisters in der Gemeinde Schemmerhofen. Und nun ist er seit Oktober Landrat im Kreis Biberach. Er ist zudem Vater von vier Kindern und sein Tag beginnt dann schon mal mit Schulvesper richten, Wäsche aus dem Trockner räumen und den Hund ausführen.
Nähe zu den Menschen
Glaser wirkt mit seinen 43 Jahren sehr jugendlich und locker. Für ihn ist in seinen Ämtern die Nähe zu den Menschen wichtig. So waren es als Bürgermeister die Geburtstagsbesuche, bei denen man erfährt, wo der Schuh drückt und über welche Themen sich die Einwohnerinnen und Einwohner Gedanken machen. Auch als Landrat möchte er ein Mensch zum Anfassen sein. Die Vielfalt der Aufgabengebiete gefällt ihm sehr gut und sein Ziel ist in der achtjährigen Amtszeit nicht zu verwalten, sondern zu gestalten.
Oblaten-Pater Alfred Tönnis ist Medienpfarrer. Er ist regelmäßig bei Radio 7 zu hören und wird auch als „coolster Pfarrer Deutschlands“ bezeichnet. In seiner Jugend gab es eine Zeit, in der er mit dem Glauben haderte. Dennoch kehrte er zu ihm zurück, machte das Abitur in der Abendschule und wurde 1990 zum Priester geweiht. Von da an gab es zahlreiche Stationen. Er lebte in seinem Orden zunächst auf Probe, arbeitete in einer Sterbeklinik, fuhr zwei Jahre lang mit einem Wohnmobil durch Deutschland, ein „Kloster auf Rädern“. Er stand also immer in direktem Kontakt mit den Menschen.
Kein Unterschied bei Religionen
Dabei macht er keinen Unterschied nach Religionszugehörigkeit. So war er in den Krisengebieten der Welt unterwegs und hat die Grausamkeit des Krieges erlebt. Für ihn ist jede Begegnung mit Menschen eine Botschaft Gottes. „Mein Arbeitgeber weiß, dass ich Dinge tue, die er nie tun würde“, erzählt der Ordensmann, aber er sei nie gemaßregelt worden. Jetzt ist er Pfarrer in der Seelsorgeeinheit Bussen im Dekanat Biberach, also auch auf dem heiligen Berg Oberschwabens.
Wie Glaser benennt er als seine wichtigste Aufgabe den Kontakt zu den Menschen, also die Seelsorge. Das bedeutet für ihn zu erspüren, was die Menschen bewegt, ihnen zuzuhören, wertschätzende Perspektiven aufzuzeigen und niemandem etwas aufzuzwingen. „Seelsorge hat etwas mit Humanismus zu tun, nicht mit einer bestimmten Religion“, sagt er.
Das Miteinander im Vordergrund
Beim „Nachtcafé“ erhielten die Gäste interessante Einblicke in den Alltag und die Spannweite der Aufgaben der beiden Talkgäste aus Politik und Glaube. Die Einstellung der beiden stimmte zuversichtlich. Das friedliche Miteinander steht im Vordergrund. Dieses sehen sie jeweils an ihren wichtigen Ämtern als höchste Priorität. Glaser sprach von der Lebenswirklichkeit, die es als Grundlage für die weitere Gestaltung festzustellen gilt.
Vertreter der „Stiftung Kinder in Not“ in der Region Biberach berichteten am Ende des Abends über ihre unbürokratische Hilfe für benachteiligte Kinder. Der Erlös und die Spenden an diesem Abend kamen diesem Zweck zugute.