„Ich habe schon als Kind Kreuze gebastelt und gespielt, dass ich Gottesdienste feiere“, erinnert sich Patrick Wende. Der 27-Jährige ist seiner Berufung jedoch erst über einen Umweg gefolgt. „Es war wie ein Blitzschlag. Auf einmal wusste ich, dass ich Priester werden will.“ Die Missbrauchsskandale in der katholischen Kirche halten ihn nicht davon ab: „Nach den jüngsten Meldungen schäme ich mich immer mehr für die Kirche als Institution. Und dennoch bleibe ich und möchte Priester werden. Ich habe die Hoffnung, dass dieses beschämende und verletzende System in sich zusammenbricht.“
Patrick Wende will dazu beitragen, die katholische Kirche von innen heraus zu erneuern: „Ich möchte eine Kirche, die nach den Maßstäben und Werten Jesu Christi lebt und handelt – und nicht nach den Werten von zurückgebliebenen Vertuschern.“
„Die Kirche ist meine Heimat, mein Wohnzimmer“
Zunächst studierte Patrick Wende Wirtschaftsingenieurwesen. Nach halbjähriger Berufstätigkeit in der Immobilienbranche trifft es ihn wie Blitzschlag: „Eine Stimme in mir sagte: Patrick, komm, versuche es. Wenn es nicht passt, kannst du jederzeit in deinen Beruf zurückkehren.“ Plötzlich war für ihn alles klar und er machte sich auf, seiner Berufung zu folgen. „Familie und Freunde waren anfangs skeptisch. Inzwischen finden sie es mega cool. Sie unterstützen und begleiten mich. Die Kirche ist meine Heimat, mein Wohnzimmer.“
Andere erkannten seine Berufung vor ihm
Sein engstes Umfeld erkannte bereits lange vor ihm, welchen Weg er einmal einschlagen würde. „Die letzten Geburtstagswünsche meines verstorbenen Opas an mich waren, dass ich mir meinen Traum erfülle und ich irgendwann vorne als Priester stehe. Auch wenn er es nicht mehr live sehen könne, werde er mich von oben tatkräftig unterstützen“, erinnert sich Patrick Wende. An einem Wallfahrtsort habe eine Ordensschwester einmal zu seinen Eltern gesagt: „Ihr Sohn wird Priester, aber er muss es selbst erkennen. Die Zeit wird kommen.“ Damals war Patrick Wende Teenager und bereits einige Jahre als Ministrant in seiner Heimatgemeinde Christkönig Heidenheim-Mergelstetten aktiv. Sein Ehrenamt wurde immer mehr: Er engagierte sich für Kinder und Jugendliche, gestaltete den Altarraum, fertigte Osterkerzen an und koordinierte Fronleichnamsgottesdienste.