Mariä Himmelfahrt

Betörende Düfte

Foto: DRS/Schwenk

Eine schöne Tradition wird in vielen katholischen Kirchengemeinden am Hochfest Mariä Himmelfahrt immer noch gepflegt: das Binden von Weihbüscheln.

Dafür werden heimische Sommerblumen und blühende Kräuter gesammelt und zu hübschen Sträußen gebunden. Auch in der Kirchengemeinde St. Michael in Untergröningen wird diese Tradition gepflegt.

Die Tür des Saals neben der Kirche St. Michael im Schloss Untergröningen steht weit auf. Und auch wenn der Eingang zum Gebäude einige Treppen und Gänge entfernt liegt, so zeigt doch der Duft den Weg.

Es riecht nach Lavendel, Kamille, Salbei und frischen Grün. In der Mitte des Raumes sind die Tische zusammengeschoben, die Blumen und Kräuter schön sortiert. „Wir sammeln selber auf unseren Wiesen, bekommen aber auch immer viele Spenden von Gemeindemitgliedern aus deren Gärten“, beschreibt Gaby Förstner, Gewählte Vorsitzende des Kirchengemeinderats. Dieser Samstag gehört den Weihbüscheln und dem Erhalt des Brauchs, der, wie Gaby Förstner weiß, „auch bei den jungen Leuten gut ankommt“.

Was steckt dahinter? Im Grab Mariens fanden die Apostel statt ihres Leichnams Blumen und Kräuter. Seither wird Maria immer mit Blumen in Verbindung gebracht, mit ihrer Schönheit und Natürlichkeit. Und deshalb werden an ihrem Hochfest Sträuße gebunden, mit herrlichen Blüten und heilenden Kräutern.

Der Duft von Rainfarn, Johanniskraut, Ringelblume, Lavendel, Rosmarin, Thymian und Pimpernelle ist betörend. Gemeinsam mit Gaby Förstner suchen sich Anneliese Hähnle, Marion Riek, Anette Tielesch und Irmgard Hägele die schönsten am Tisch aus und beginnen zu binden. „Bis zu 77 Stück in einem Büschel“, weiß Irmgard Hägele. Schon lange ist sie dabei beim Weihbüschelbinden und kennt sich damit entsprechend aus. „In der Mitte steht die Königskerze“, so Irmgard Hägele. Sie bildet sozusagen den „Stamm“ des Büschels. Dann werden die anderen Kostbarkeiten der Felder mit aufgenommen. Auch Ähren sind dabei, Gartenkräuter und der Herrgottsbart.

„Die fertigen Büschel werden morgen in der Messe gesegnet“, berichtet Gaby Förstner. Und anschließend soll der kostbare Strauß seinen Platz im „Herrgottswinkel“ des Hauses finden. Nach einem Jahr wandert der getrocknete Büschel zumeist auf den Dachboden, wo er vor Blitz und Unwetter schützen soll. Überhaupt spricht man dem Büschel eine heilende, sorgende Wirkung zu. Ein schöner Gedanke.

Zur Entsorgung dürfe der Büschel nicht einfach in die Biotonne gekippt werden. „Er muss verbrannt werden“, erklärt Anneliese Hähnle und bindet eine Goldrute in ihr Werk. „Das hat schon meine Oma gesagt.“

Eine Auswahl von Kräutern im Weihbüschel und ihre Wirkung:

Rainfarn wirkt durchblutungsfördernd, entkrampfend und wurmtreibend. Innerlich soll es gegen Darmparasiten und äußerlich bei rheumatischen Symptomen helfen.

Die Königskerze ist ein gut verträgliches Mittel gegen Husten und Heiserkeit und hat eine reizmildernde Wirkung.

Pimpernelle wirkt schleimlösend sowie entzündungshemmend. Durch die enthaltene Gerbsäure wird ihr eine blutstillende Wirkung zugeschrieben.

Kamille wirkt entzündungshemmend auf Haut und Schleimhäuten und wird ebenfalls zur Linderung von Erkältungen eingesetzt.

Die Schafgarbe hat eine blutstillende Wirkung und kann zur Wundheilung eingesetzt werden.

Blutweiderich wirkt durchfallstillend und antibiotisch gegen Krankheitserreger im Darm. Außerdem ist er für seine blutstillende Wirkung bekannt.

Johanniskraut wirkt innerlich angewendet stimmungsaufhellend und unter anderem gegen nervöse Unruhe. Äußerlich kann es zum Beispiel bei Verbrennungen und Muskelkater helfen.

Wermut enthält Bitterstoffe, die die Verdauungssäfte anregen und bei allen Arten von Magen- und Darmbeschwerden Anwendung findet.

Eisenkraut ist für seine zusammenziehende, abschwellende und entzündungshemmende Wirkung bekannt und dient damit der Wundheilung.

Auch die Ringelblume hilft bei entzündeter Haut und bei der Entgiftung innerer Organe.

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