Die Diözese Rottenburg-Stuttgart veröffentlichte im vergangenen Dezember eine Handreichung geschlechtersensible Sprache. In der Dekanatskonferenz des Dekanats Esslingen-Nürtingen wurde am Dienstag diese Thematik behandelt. Es referierte die Gleichstellungsbeauftragte Andrea Langenbacher und warb für eine geschlechtersensible Sprache.
Die Handreichung beinhaltet eine Empfehlung für den praktischen Umgang mit geschlechtersensibler Sprache in der kirchlichen Verwaltung und deren nachgeordneten Einrichtungen. Die Handreichung soll ein Beitrag sein für den bewussteren Umgang mit Sprache, Bildern und Stereotypen.
Sprache muss immer auch verstehbar und lesbar bleiben.
Andrea Langenbacher
Andrea Langenbacher erklärte in ihrem Input anhand von Studienergebnissen, wie stark Sprache unser Denken beeinflusst. Deshalb lohne es sich aus ihrer Sicht, auf das eigene Sprechen und Schreiben zu achten. Viele praktische Beispiele für eine geschlechtersensible Sprache zeigte sie auf: nutzungsfreundlich statt nutzerfreundlich, Beschäftigte statt Arbeitnehmer oder Redeliste statt Rednerliste. Diese Formulierungsalternativen schließen niemanden aus und sind gleichzeitig gut lesbar.
Mit dem Wort-Ungetüm "BürgerInnen-meisterInnen-kandidatInnen" sorgte Andrea Langenbacher nicht nur für eine Auflockerung ihres Vortrages, sondern machte auch auf die Grenzen einer geschlechtersensiblen Sprache aufmerksam: "Sprache muss immer auch verstehbar und lesbar bleiben".
Sensible Sprache anwenden und leben
Im anschließenden Austausch wurde deutlich, dass es gar nicht so einfach ist, sprachliche Lesbarkeit und geschlechtersensible Formulierungen zusammenzubringen. Die Seelsorgerin für Menschen mit Hörschädigung Rita Biste-Wessel wies daraufhin, dass es keine Gebärde für den Doppelpunkt als Sonderzeichen gebe. Auch Lyrik als kulturelles Gut kann nicht geschlechtersensibel umformuliert werden.
Dass es eine Diskrepanz zwischen geschlechtersensibler Sprache und struktureller Gleichberechtigung von Mann und Frau in der katholischen Kirche gibt, wurde ebenso in den Austausch eingebracht.
Die Empfehlung für eine geschlechtersensible Sprache wird aber nicht durch eine Handreichung erfahrbar, die im Regal verstaubt, sondern indem sie angewendet und gelebt wird. "Wenn diese Dekanatskonferenz ein Auftakt dazu sein kann, dass in den Kirchengemeinden und in den kirchlichen Einrichtungen darüber nachgedacht wird, wie wir Menschen so ansprechen wollen, dass niemand ausgeschlossen wird, dann hat sich der Nachmittag gelohnt", hält Dekanatsreferentin Simone Jäger am Ende fest.