Von zwei Mäusen, deren Behausung überflutet wird, spannt Susanne Tiggemann den Bogen zu einer großen biblischen Geschichte: Die Mäuse hören von anderen Tieren, dass die Welt in Fluten untergeht, es aber ein rettendes Schiff gibt. So flüchten auch sie sich nach anfänglichem Widerwillen auf die Arche Noah. Mit ihrer freien, kindgerechten Erzählweise findet Tiggemann schnell die Aufmerksamkeit des Publikums, auch wenn die Zuhörerinnen und Zuhörer keine Kinder sind.
Im Erzählzelt sitzen Erwachsene. Sie arbeiten in Kirchengemeinden, Schulen, Kindergärten oder in der Altenpflege. Auch ein Ingenieur ist darunter, der ehrenamtlich als Vorlesepate im Einsatz ist. Sie alle wollen lernen, wie sie vom Bibeltext zu einer eigenen, freien Erzählung kommen, wie Thomas Hoffmeister-Höfener das Ziel des Workshops formuliert.
Standbild statt Worte
Thomas Hoffmeister-Höfener, Theologe, und Susanne Tiggemann, Sozialpädagogin, sind Profi-Erzähler vom Verein Theomobil aus dem Münsterland. Auf Einladung der Katholischen Erwachsenenbildung Stadt- und Landkreis Heilbronn und weiterer Kooperationspartner haben sie ihr Erzählzelt für drei Tage am Heinrich-Fries-Haus in Heilbronn aufgeschlagen. „Erzählen ist nicht die Vermittlung von Text, sondern von Bildern“, sagt Hoffmeister-Höfener. Er bittet die 14 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem Zelt in den Workshop-Raum im Heinrich-Fries-Haus.
Dort müssen sie zunächst in kleinen Übungen zum Beispiel eine biblische Geschichte in einem Drei-Personen-Standbild darstellen. Geschichten gehörten zu seiner täglichen Arbeit, sagt Gemeindereferent Michael Keicher. Bisher habe er aber eher vorgelesen. Der Workshop soll die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ermuntern, vom reinen Vorlesen wegzukommen.
Für eine gelungene eigene Erzählung sind drei Faktoren wichtig, wie Hoffmeister-Höfener erklärt: Figuren als Identifikationsangebot für die Zuhörerinnen und Zuhörer, der Einsatz von Körpersprache und das Erzeugen von Bildern in den Köpfen des Publikums.