Wie lassen sich Abbilder der Wirklichkeit auf Dauer festhalten? Die Geschichte der Fotografie kennt mehrere Verfahren. Eines davon, entwickelt in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, ist die Cyanotypie. Mit dem auch als Eisenblaudruck bekannten fotografischen Edeldruckverfahren experimentiert Jürgen Häffner schon seit mehreren Jahren.
„Das Interessante daran ist, wie man damit spielen kann“, sagt Häffner, der als Bildungsreferent bei der Katholischen Erwachsenenbildung Stadt- und Landkreis Heilbronn (keb) für Digitalisierung und Medientechnik verantwortlich ist. Wie sich die Cyanotypie gestalterisch einsetzen lässt, präsentiert er nun in der Ausstellung „Das fotografische Auge als emotionale Verlängerung der Kommunikation“ im Heinrich-Fries-Haus.
Mit UV-Licht und Chemie
Für die Schau hat Häffner, der auch als Fotograf arbeitet, auf seine Sammlung an digitalen Bildern zurückgegriffen, die in den vergangenen Jahren auf Reisen oder bei Veranstaltungen entstanden sind. Nicht jedes Foto eigne sich gleich gut, da es kontraststark sein müsse, sagt Häffner.
Das Verfahren der Cyanotypie basiert auf einer chemischen Eisenlösung. Mit der wird saugfähiges Material wie Papier oder Stoff bestrichen. Wenn Häffner ein passendes Foto in seiner digitalen Sammlung gefunden hat, wandelt er es zuerst in ein Schwarz-Weiß-Bild und dann in ein Negativ um und druckt es auf eine Overheadfolie. Die Folie legt er auf das chemisch beschichtete Material und belichtet die Kombination mittels einer Bräunungslampe sechs bis sieben Minuten lang mit UV-Licht. Die belichteten Teile der Lösung verfärben sich und werden wasserunlöslich, die nicht belichteten können dagegen einfach ausgewaschen werden.
So entstehen die für die Cyanotypie charakteristischen, blauen Bilder. Die Einfarbigkeit verleiht ihnen eine fast grafische Anmutung. Die weiß Häffner für seine Bildgestaltung zu nutzen, indem er seine Motive auf einzelne Elemente reduziert. Ein gutes Beispiel dafür ist seine Serie von Vogelflugbildern. Oder Häffner fotografiert bereits grafische Motive, wie Streetart. Cyanotypie lässt aber auch ausdrucksstarke Porträts und atmosphärische Landschaftsbilder entstehen, wenn das zugrunde gelegte Bild stimmt, wie Häffner mit seiner Ausstellung beweist.