In seinem Abschlussbericht 2023/24 erinnert Projektkoordinator Father Abraham von der Diözese Berhampur im Osten Indiens, wie die Partnerschaft zwischen seiner Diözese und der Kirchengemeinde Winnenden in der Diözese Rottenburg-Stuttgart vor 22 Jahren „auf einfache und bescheidene Weise“ begonnen hatte. Seitdem habe sie das Leben vieler Menschen berührt: Kinder bekamen die Möglichkeit, in englischsprachigen Schulen zu lernen, Analphabetinnen wurde geholfen, auf eigenen Beinen zu stehen, viele junge Menschen lernten verschiedene Berufe, andere wurden unterstützt, damit sie ein eigenes Unternehmen gründen konnten: „Diese Partnerschaft setzt sich dafür ein, Menschen in Not zu unterstützen“, so Father Abraham.
Bildung ist das Leben selbst

Foto: Rupert Kern
Von der Patenschaft zur Partnerschaft
Die Gemeinde St. Karl Borromäus Winnenden pflegt seit 9. Juni 2002 eine intensive Partnerschaft mit den Diözesen Berhampur und Rayagada, die 2016 neu gegründet wurde. Seitdem ist sie mit zwei von Bischof Nayak ausgewählten Gemeinden, Jolthar und Kashinagar, partnerschaftlich verbunden. „Durch den Bau der English-Medium School in Kashinagar hat sich zudem eine enge Zusammenarbeit mit der Schule entwickelt,“ berichtet Rupert Kern, gewählter KGR-Vorsitzender in St. Karl Borromäus in Winnenden. Er beschreibt, wie die Beziehung zwischen den beiden Diözesen von der „Patenschaft zur Partnerschaft“ wurde: durch gegenseitige Besuche und den Aufbau persönlicher Beziehungen.
Eine erste Gemeindereise mit über 40 Personen nach Indien führte 2008 zur Gründung des Freundeskreises Indien in seiner Gemeinde, mit heute mehr als 200 Mitgliedern: „Das hat viele Menschen in Winnenden begeistert, auch die, die mit der Gemeinde nichts zu tun haben!“ Ein verlässlicher Partner vor Ort sei wichtig – ein Mensch wie Father Abraham. Rupert Kern: “Wenn ich ihm eine Mail schreibe habe ich spätestens zwei Tage später eine Antwort.“

Bild: Rupert Kern
Von der Wellblechhütte zum Schulcampus
Das erste Projekt in Jolthar bestand darin, für 3000 Euro ein Stück Land für ein Mädcheninternat zu erwerben, für die Staatsschule Nachhilfelehrer einzustellen und eine Bauerngenossenschaft zu gründen. In Kashinagar wurden zunächst 80 alte, mittellose Menschen zu Weihnachten eingekleidet, es wurde eine kleine Wellblechhütte gebaut, die als Kindergarten dienen sollte sowie zwei Kindergärtnerinnen und zwei Nachhilfelehrer für die älteren Kinder eingestellt. 2009 erfolgte der Aufbau der St.Karl-Borromäus-Schule in Kashinagar. Inzwischen sind ein vierstöckiger Schulkomplex sowie zwei weitere mehrgeschossige Schulblöcke entstanden, von der Nursery bis Klasse 10. Nach weiteren drei Schuljahren haben die Jugendlichen die Möglichkeit ein Bachelorstudium aufzunehmen. Auf dem Dach der Schule wurde eine Solaranlage in Betrieb genommen, „damit die Schule energetisch autark bleibt“, so Rupert Kern.

Foto: Rupert Kern
Ehrenamtliche Volontariate und FSJ möglich
Das Schulgeld der Kinder wird zu 50 Prozent von der Kirchengemeinde Winnenden übernommen. Ebenso die Wohnkosten und Essensunterstützungen für die Wohnheime auf dem Campus. In Jolthar und Kashinagar entstanden eine Schreinerei sowie eine Fahrzeug- und Gerätewerkstatt. Für Frauen wurden Nähschulen eingerichtet – nach abgeschlossener Ausbildung erhalten diese eine Nähmaschine für ihre Selbständigkeit. Auch in diesem Jahr wurden wieder Wohnheime ausgestattet, Schulbusse angeschafft und Werkzeuge gekauft. Deutsche Jugendliche haben die Möglichkeit, sich vor Ort ehrenamtlich als Volontäre und FSJ-ler zu engagieren.
Ziel der Partnerschaft ist, jungen Menschen einen guten Start ins Leben zu ermöglichen
Bisher wurden 280 Kinder und Jugendliche aus den beiden Partnergemeinden gefördert, außerdem 123 Ausbildungen zum Fahrer, Schweißer, Schreiner oder auch Bachelorstudien erfolgreich abgeschlossen. Aktuell werden weitere 99 Kinder und Jugendliche unterstützt. Ziel der Partnerschaft ist es, 600 bis 700 jungen Menschen einen guten Start ins Leben zu ermöglichen. Das Motto der Schule in Kashinagar: „Bildung ist nicht die Vorbereitung für das Leben. Es ist das Leben selbst.“

Indien-Sonntag
Wer sich informieren möchte, ist am 20. Oktober 2024 ab 10:30 Uhr herzlich eingeladen zum Indien-Sonntag im Gemeindehaus St. Karl Borromäus in Winnenden.