Klöster

Bio-Tee aus dem eigenen Garten

Schwester Birgit sitzt vor dem Gewächshaus an einem Tisch. Vor ihr stehen Papiertütchen mit den fünf Teesorten des Klosters.

Schwester Birgit Bek ist stolz auf die fünf bio-zertifizierten Teesorten aus dem klostereigenen Anbau - Foto: DRS/Waggershauser

Im Kloster Reute bauen Mario Leppert und Schwester Birgit jede Menge Heilkräuter an - ältere Mitschwestern helfen zupfen.

Ein heißer Sommertag kurz vor 13 Uhr. Die Sonne glüht über dem oberschwäbischen Kloster Reute. Fünf oder sechs Franziskanerinnen manövrieren ihren Rollator eine enge, kurvige Rampe hinab. Dann verschwinden sie im großräumigen hölzernen Gartenhaus. Andere stoßen kurze Zeit später zu ihnen. Wer dort einen Ort für den täglichen Mittagsschlaf vermutet, irrt. Eine Gartenmitarbeiterin hat an einer langen Tafel in der Mitte des Raums bereits jede Menge abgeschnittene Ysopzweige ausgebreitet. Die Ordensfrauen nehmen je eine weiße Plastikbox und setzen sich an den Tisch. Sie greifen nach den Zweigen und zupfen Blätter und Blüten von den Stängeln.

Der Ysop ist für den 7-Kräuter-Tee bestimmt. "Wir stellen unsere bio-zertifizierten Tees selber her", erklärt Schwester Birgit Bek. Sie trat 1966 bei den Franziskanerinnen ein und arbeitete lange Jahre als Erzieherin in verschiedenen Kindergärten. Die damals neue Generaloberin Paulin Link fragte sie 2003, ob sie das noch junge Projekt mit Schaugarten, Labyrinth und Kräutern in Reute übernehmen würde. Zunächst stutze die Ordensfrau, die aus einer Landwirtschaft stammt. Schließlich nahm sie die Herausforderung an und machte eine Ausbildung zur Phytopraktikerin. Auch mit der heiligen Hildegard und Pfarrer Sebastian Kneipp beschäftigte sie sich intensiv.

Heilkräuter sind wieder im Kommen

"Beerenstark", "Bitter macht fitter" oder "Kerngesund", so lauten die Kapitel in "Gesundheit aus dem Garten Gottes". Das Buch brachte Schwester Birgit vor zwei Jahren zusammen mit Schwester Paulin heraus. Die Titel beschreiben auch, was Schwester Birgit selbst verarbeitet.  Aus Weißdorn stellt sie Tinkturen zur Stärkung des Herzens her, aus Keimblatt eine Pflegesalbe. Und eine Augsburger Firma produziert für sie einen Auszug aus Gotu Kola, der eine kortisonähnliche Wirkung hat und bei Neurodermitis, Schuppenflechte und Ekzemen hilft. "Wenn ich zur Natur eine Verbindung habe, dann habe ich auch eine Verbindung nach oben", ist die Ordensfrau überzeugt. "Das hängt alles zusammen."

Schließlich sei die Klosterheilkunde älter als die Schulmedizin, erklärt Schwester Birgit. Die Krankenstation sei früher direkt neben dem Kräutergarten gewesen. "Dann konnten sie rausgehen, die Kräuter holen und sie anwenden." Auflagen oder Umschläge aus Blättern, Massagen mit ätherischen Ölen und Tees für die innere Anwendung seien heute wieder im Trend. Bei Kräuterkursen und Führungen gibt die Expertin ihr Wissen weiter. Die Beete im Schaugarten vor dem Gewächshaus sind thematisch gegliedert, beispielsweise Hildegard von Bingen, Frauenkräuter,  Beeren oder Pflanzen, die bereits in der Bibel erwähnt sind. "Den Garten Gottes haben wir hier", sagt sie.

In Reute ist alles Handarbeit

Wo früher Blumen und Gemüse die Blicke auf sich zogen, blühen heute Ringel- und Kornblumen sowie Kräuter in allen Farben so weit das Auge reicht. Im großen Garten etwas außerhalb kümmert sich Mario Leppert mit drei Teilzeitkräften neben der Anbauplanung um alles von der Aussaat bis zur Ernte. Auf den 5.000 Quadratmetern Freifläche und etwa 200 in den Gewächshäusern habe das Kloster im vergangenen Jahr allein für die Tees 723 Kilogramm Frischpflanzen geerntet. "Da kamen dann 152 Kilogramm heraus", beschreibt er den enormen Gewichtsverlust beim Trocknen unter dem Dach der ehemaligen Landwirtschaft.

Im Reutener Klostergarten ist alles Handarbeit. "Ich bin ein Typ, der auch körperlich etwas tun möchte", beschreibt sich Mario Leppert. Schwester Birgit ist gerne in der Nähe ihrer Pflanzen, beobachtet, riecht und isst sie. "Wenn ich etwas über eine Pflanze erarbeite, setze ich mich zu ihr hin", verrät sie. "Dann bin ich anders inspiriert." Bei der Ernte legt sie auch Hand an. Wie damals, als eine Mitschwester meinte, dass sie aber viel zu tun hätte. "Man sollte jemanden haben, der hilft abreiben und so", habe sie geantwortet. Seither freuen sich die älteren Schwestern, dass sie über den Sommer im Gartenhaus eine Aufgabe haben - eine unbezahlbare.

Video der Franziskanerinnen zum Klostergarten

Hier weitere optische Eindrücke vom Klostergarten und der Teeproduktion.

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